Was ist Aufmerksamkeit? – Teil 2
John G. Bennett
Soweit die Aussage John G. Benetts Aussage. Wir wollen im Folgenden uns der Aufmerksamkeit weiter nähern.
Der Mensch nimmt drei Arten von „Nahrung“ zu sich:
1. Essen
2. Sauerstoff (Lebenskraft)
3. Eindrücke (Aufmerksamkeit)
Ganz grob könnte man sagen, die verschiedenen Aspekte eines Menschen brauchen ihre eigene Nahrung. Dabei ist auch die Qualität der Nahrung ausschlaggebend, um sie verdauen zu können und damit sie den Organismus mit allen notwendigen Teilen und Energie versorgt.
In Bezug auf das Essen ist das noch leicht nachvollziehbar. Man kann kein Kochbuch essen, Bilder von Essen haben kaum Nährwerte. Beim Kochen braucht man die notwendigen Zutaten und muss eine gewisse Reihenfolge bei der Zubereitung einhalten. Tut man das nicht, wird der Körper das Ganze in geänderter Reihenfolge wieder retour schicken.
Auch beim Sauerstoff ist es noch ersichtlich. In der freien Natur, im Wald, auf den Bergen hat die Luft eine andere Qualität als in vollklimatisierten Großstadthochhäusern. Man fühlt sich energiegeladener und wacher. Auch die Atmung kann man bis zu einem gewissen Grad durch Übungen verbessern.
Was oder wem wir Aufmerksamkeit schenken oder von was oder wem wir Aufmerksamkeit geschenkt bekommen, welchen Situationen wir uns aussetzen oder aussetzen lassen – also bei Eindrücken, die wir uns zuführen, sind wir uns des Qualitätsanspruches der Bestandteile und der „Zubereitung“ in der Regel nicht mehr bewusst. Hier betrachten wir nicht im Geringsten, ob all das, was wir uns reinfüllen, überhaupt für uns verdaubar ist: ob es eine „sinnvolle“ Reihenfolge (Rezept) für die Zufuhr gibt, ob so etwas sinnvoll wäre oder ob wir alles in uns hineinfressen und uns in der Folge buchstäblich permanent übergeben, was in unserem Sprachgebrauch natürlich ganz anders umschrieben wird.
Deshalb ist Erfahrung in jeder Form und um jeden Preis vielleicht nicht unbedingt wertvoll. Nur verdaubare Erfahrung wird zu Wissen.
Können ist für mich verdautes Wissen aufgrund von eigener Erfahrung. Wie hat mein SiGung einmal so schön geschrieben: „Besserkönner statt Besserwisser!“
Und hier wirkt auch wieder das ChiKung, das ja die Umsetzung der Prinzipien des WingTsun auf unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und unsere Lebensfreude ist. Es führt uns durch die Lösung von fremden, nie hinterfragten Bewegungs- und Denkmustern zu einem natürlichen, spontanen Umgang mit den Ereignissen des Lebens zurück. Es befreit uns damit von einer Fehleinschätzung der Gegebenheiten und Bedürfnissen und einem Hinterherjagen nach von außen indoktrinierten Zielen und Werten. Wir können dann auch wieder minderwertige, ungenießbare Dinge von nahrhaft zubereiteten Speisen unterscheiden!
Text: Alfred Johannes Neudorfer
Fotos: Fotolia/hm/mg