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Gute Vorsätze – oder innere Sklaventreiber?

Dieses Jahr müssen 5 Kilo runter, muss ich mit Rauchen aufhören (ich nicht, ich hab glücklicherweise nie damit angefangen) oder muss ich endlich mindestens dreimal wöchentlich etwas für die Fitness tun. Sie klingen gut gemeint und sinnvoll: die Vorsätze. Vordergründig!

Tja, und ist das Jahr ein paar Wochen älter, sind sie irgendwie aus dem bewussten Denken entwischt: Das mit dem Essen ist so eine Sache. Vielleicht sind es ein bis zwei Zigaretten weniger pro Tag oder so. Und Fitness? Da ist immerhin schon ein Abo gekauft.

Die harte Tour motiviert nicht!

Warum nur funktioniert das so schlecht? Hand aufs Herz: Welche innere Stimme wurde hier aktiviert? Eine optimistische, muntere, motivierende oder doch eher die zurechtweisende? Glauben wir tatsächlich noch, wenn wir mit uns selbst möglichst streng sind, uns innerlich geißeln, drohen, beschimpfen, uns mit möglichst strengem innerem MUSS belegen, würden wir froh und mit vollem Einsatz die gesteckten Ziele verfolgen? Würden wir in der Außenwelt so einem Tyrannen Folge leisten? Logisch, dass wir uns gleich selbst gegen diesen inneren Sklaventreiber in Schutz nehmen. So geht es doch nicht! Der muss nicht meinen, ich ließe mich so behandeln! Und die eigentlich guten Ziele werden gleich mit abgewehrt, kommen in denselben Topf wie diese scheltende innere Stimme.
Wenn wir also mit dem erhobenen Zeigefinger nichts erreichen können – weder bei uns, noch bei anderen funktioniert das wirklich –, was könnten wir denn besser machen?

Freude ist die treibende Kraft!

Unser primärer Vorsatz könnte sein, uns selbst dieses Jahr – und alle folgenden – nur positiv und motivierend zu begegnen. Freude spornt an, weil wir die Vorsätze doch gerade deshalb haben, damit wir uns später über uns freuen zu können! Wer sagt denn, dass dies nicht der viel erfolgversprechendere Weg ist?
Ertappen wir uns dabei, in der negativen, verurteilenden Stimme zu sprechen, erinnern wir uns einfach, dass wir ab sofort mit uns selbst unterstützend umgehen wollen. Wir kehren den Gedanken in unserem Kopf einfach um. Hören wir die alte Stimme schimpfen: „Jetzt warst du schon wieder nicht trainieren, fauler Sack!“, wenden wir ohne Groll um in: „Gut, dass ich daran denke, mein nächstes Training zu planen. Die Bewegung wird mir so gut tun!“ Oder wir hören uns denken: „Wie konntest du nur wieder so viel essen – du wirst fett werden!“ Dann lächeln wir innerlich über diese alte Tour und ersetzen den Gedanken durch: „Toll, dass ich merke, dass es mir zu viel war! So gelingt es mir täglich besser, für mein Wohlbefinden zu sorgen – wieder ein Schritt zum Erfolg!“

Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung!

Na, welcher der obigen beiden Sätze würde jeweils wohl mehr motivieren, unseren Vorsatz zu erreichen? Wie möchten wir denn ab sofort mit uns selbst umgehen? Die Wahl ist klar, oder? Sollten wir gelegentlich ins alte Muster verfallen, freuen wir uns einfach, dass wir es erkannt haben. Selbsterkenntnis ist schließlich der erste Schritt zur Besserung.
Halten wir es mit Mark Twain, der schon erkannte: „Eine Angewohnheit kann man nicht aus dem Fenster werfen. Man muss sie die Treppe hinunter locken, Stufe für Stufe.“ Seien wir also auch in dieser Sache freundlich und geduldig mit uns selbst! Oder wie Goethe sagte: „Behandle die Menschen so, als wären sie, was sie sein sollten, und du hilfst ihnen zu werden, was sie sein können.
Das gilt doch auch dafür, wie wir uns selbst behandeln. Oder?

Text: Regula Schembri
Fotos: Fotolia