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Bewegung versus Ernährungsirrtümer

Eine Buchempfehlung für Mitdenker
Mindestens 30 Minuten moderater Bewegung täglich braucht der Mensch, um gesund zu bleiben. So schreibt Paolo Colombani, Ernährungstechniker und Dozent an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, in seinem aktuellen Buch „Fette Irrtümer – Ernährungsmythen entlarvt“. Colombani hinterfragt in seinem Werk allgemein anerkannte „Tatsachen“. Kontinuierliches Festhalten an bestehenden Meinungen und Theorien, ohne diese zu hinterfragen, bedeutet aus seiner Sicht Stillstand – in allen Lebensbereichen!

Bewegung ist alles!
Ohne ausreichende körperliche Bewegung wird es mit unserer Gesundheit langsam, aber stetig bergab gehen – mit unserer Beweglichkeit, unserem Stoffwechsel, egal wie „gesund“ wir essen. Dies erkannte schon 1724 der schottische Arzt George Cheyne. Er war der Ansicht: „Welche Ernährungsweise auch immer befolgt wird, wie auch immer angepasst, sowohl in Menge wie auch in Art, unsere Körper sind dermaßen beschaffen, dass ohne Arbeit und körperliche Ertüchtigung die Körpersäfte eindicken, die Gelenke versteifen und die Nerven entspannen, so dass daraus chronische Erkrankungen entstehen müssen.“ Und noch viel weiter zurück finden sich in einer Überlieferung des indischen Arzt Sushruta aus dem 6. Jahrhundert v.Chr., folgende Gedanken zum Thema Bewegung: „Körperliche Bewegung sollte täglich ausgeübt werden. Sie stärkt den Körper, verbessert die Hautfarbe und die Verdauung. Sie führt zu einem krankheitsfreien Dasein. Krankheit flieht vor der Gegenwart einer Person, die geübt ist in regelmäßiger körperlicher Bewegung.“

Nebst dieser immer wiederkehrenden zentralen Feststellung, dass Bewegung das A und O ist, lenkt Colombani unser Augenmerk auf verschiedene Ernährungsthemen, zu denen wir vielleicht glaubten Bescheid zu wissen. Mit neuen Gedanken und Beweisführungen gerät manche Überzeugung ins Wanken:

Nahrungsmittel sind mehr als ihre einzelnen Teile!
Um stimmige Ergebnisse zu erzielen, müssen Nahrungsmittel als Ganzes und nicht einzelne ihrer Inhaltsstoffe aus dem Zusammenhang gerissen beurteilt werden! Vermutlich muss sogar mit berücksichtigt werden, mit welchen weiteren Nahrungsmitteln zusammen sie eingenommen werden.

Ergebnisse von Tests, die an völlig anders gearteten Lebewesen durchgeführt werden, können nicht auf Menschen umgemünzt werden. So ist es beispielsweise nicht weiter erstaunlich, dass Nager, die mit großen Mengen tierischem Fett gefüttert werden, auf Dauer an Herzinfarkt zugrunde gehen. Daraus zu schließen, dass Fett für Menschen infarktgefährdend wirke, ist schlicht falsch.

Kaffee entwässert und macht krank – oder?
Diese Thesen geraten ins Wanken, wenn man liest, dass zwar bei der Einnahme von reinem Koffein in Tablettenform in einer Menge von über 400 mg (entspricht ca. vier Tassen Kaffee) die Harnausscheidung kurzfristig erhöht wurde. Testet man jedoch das Lebensmittel Kaffee als Ganzes, und nicht nur den Bestandteil Koffein, ist keine Studie zu finden, die einen Anstieg der Harnmenge bei normalem Konsum beschreibt. Somit kann Kaffee als nicht entwässernd gelten.
Auch die Betrachtung der Gesamtsterblichkeit – also der Gefahr, an irgendeiner Krankheit verfrüht zu sterben, weil man 3-4 Tassen Kaffee täglich trinkt – führt zu einem entwarnenden Ergebnis. Entweder war die Mortalität bei Kaffeekonsum sogar leicht geringer (!) oder aber unverändert. Wer Kaffee gut verträgt, kann sich ungeniert den Genuss gönnen. Beim Kaffee gilt wie bei vielem: Die Menge macht das Gift.

Kohlenhydrate und Fette – sind die Ernährungsempfehlungen hier sinnvoll?
Ähnlich wie beim Kaffee zeigt Colombiani bei diesen Themen auf, weshalb die gängigen Empfehlungen keinen Sinn machen oder wo sie zu überdenken und im wahrsten Sinne mit Vorsicht zu genießen sind.

Bodymaß-Index – wirklich das Maß der Dinge?
Der BMI, Gewicht in Kilogramm geteilt durch Größe in Metern im Quadrat, soll Auskunft geben, ob wir zu dünn, zu schwer, oder gerade recht sind. Letztere Kategorie liegt gemäß WHO bei 18,5 bis 25. Bei einem Wert von über 30 gilt das als erhebliches Übergewicht.
Dabei fand man bei einer großangelegten systematischen Studie mit über 350.000 Männern und 250.000 Frauen die geringste Gefahr eines frühen Todes nicht – wie zu erwarten wäre – zwischen 18,5 und 25, sondern bei Werten zwischen 24 bis 27. Kurz gesagt bedeutet das, dass die Empfehlung der WHO in einem zu niedrigen, eher gefährdenden Bereich liegt – und abertausende von Menschen mühen sich täglich ab, sich in genau diesen Bereich hinein zu diäten. Und: Eben diese Studien hätten der WHO bereits vorgelegen, als sie die Empfehlungen für den BMI festlegte, was die Sache noch merkwürdiger macht.

Last but not least
Berücksichtige, was der eingangs erwähnte Arzt George Cheyne empfahl und bewege dich ausreichend: mindestens 30 Minuten am Tag, moderat. Und du kannst praktisch essen, was du willst!

Was damals als Vermutung gelten musste, kann heute durch wissenschaftliche Fakten belegt werden.
Neugierig geworden? Lies mehr in:
„FETTE IRRTÜMER – Ernährungsmythen entlarvt“ von Paolo Colombiani  (ISBN 9783280053720)

Text: Regula Schembri