Editorial

Was ich mit meinem Buch bezwecke – Teil 4

Ein weiterer Auszug aus meinem neuen Buch „Widerstand zwecklos!“ (der illustrierte Praxisband zu meinen beiden fast fertigen Bänden „Kampflogik“ 1 und 2) soll die Wartezeit bis zu seinem angestrebten Erscheinen im Mai 2011 verkürzen. Dabei klären wir dieses Mal die Frage, ob und wie WingTsun im Ritualkampf eingesetzt werden kann.


Kampfsportarten und Kampfkünste bereiten nicht auf den Ritualkampf vor

Sie erweisen sich gemäß meiner Analyse und 50-jährigen Erfahrung per se nicht als ein grundsätzlich geeignetes Mittel, um der Gefahr des entarteten Ritual- bzw. Territorialkampfes der Männer zu begegnen.
Zum Beispiel Schießen: Jeder militärische oder polizeiliche Trainer weiß, dass sportliches Schießen nicht eins zu eins benutzt werden kann, um auf combatmäßiges Schießen vorzubereiten; denn bei der sportlichen Tätigkeit fehlt das Element der Todesgefahr mit seinen Auswirkungen auf den viel höheren Ausstoß von Stresshormonen.
Während sich beispielsweise beim sportlichen Schießen der Weaver-Stand als erfolgreicher erwies, wird beim Schießen um Leben und Tod – wenn das Ziel zurückschießen darf – nahezu automatisch der „Isosceles-Stand“ (= der „gleichschenklige“) eingenommen, der mit dem Hormoncocktail besser zurechtkommt.
Sogar das praktische WingTsun muss modifiziert eingesetzt werden, wenn es im Ritualkampf die Entscheidung bringen soll. Deshalb benutzen wir unser WT in modifizierter Weise, um es als Mittel gegen den ritualisierten Kampf einzusetzen. Dabei sind zwei Vorgehensweisen zu unterscheiden:

1. WingTsun greift zum einen auf evolutionsgenetisch im Mann schon schlummernde natürliche
    Abwehr- und Angriffsmechanismen zurück, die durch gezieltes Training perfektioniert werden.

2. Zum anderen werden durch das Training überraschende und in der Natur nicht vorkommende
    künstliche Bewegungen in speziellem Stresstraining so eingeübt, dass sie im Ernstfall auch
    automatisch abgerufen werden können und somit zur Verfügung stehen.

Wir greifen den Angreifer an

Der Anfänger und der schon Fortgeschrittenere erlernen im Grundstufen- und Mittelstufen-Programm weniger das Abwehren als das eigene präventive Angreifen, das geringere Anforderungen an die Reaktion und den taktil-kinästhetischen Sinn stellt.
Der Angriff in den entstehenden Angriff des Gegners hinein muss zwingend erfolgen, bevor der erste Herzschlag den oft lähmenden Hormoncocktail ins Blut schickt.
Die bei den meisten Menschen vorhandene Schlaghemmung wird durch ein eintrainiertes Triggerwort (oder im Sinne des NLP: Ankerwort) überwunden. Dem muss ein großer Zeitraum im Training gewidmet werden.

Wir schaffen Legalität

Ebenso wird dem Schüler beigebracht, gegenüber den Zeugen, die Rechtmäßigkeit der Verteidigungshandlung durch vorherige Deeskalationsversuche und mehrfaches demonstratives Zurückgehen und lautes Beteuern, dass er nicht kämpfen wolle, auszuweisen.

Als nächste Stufe folgt dann die Oberstufe – das Programm der Experten. Welche Möglichkeiten sie damit in einer Selbstverteidigungssituation haben, umreißt das Editorial des nächsten Monats.

Euer SiFu/SiGung
Keith R. Kernspecht