Editorial

Ritualkampf-Training ist die Basis – nicht nur für Männer

Der Macho-Ritualkampf ist der wahrscheinlichste Zweikampf, in den man(n) verwickelt werden kann. Selbst ein älterer Herr, der sich schon längst jenseits von gut und böse wähnt, lässt sich dazu hinreißen.
Dadurch gewinnen unsere ersten drei proaktiven BlitzDefence-Unterrichtsprogramme, die ich speziell auf diese Situation maßgeschneidert habe, allergrößte Bedeutung.

Von diesen Methoden, auf Muster visuell zu reagieren, so dass Wahrnehmen und Den-Angreifer-Angreifen eins sind, profitiert aber auch eine Frau, wenngleich sie mit dem typischen männlichen Ritualkampf nicht konfrontiert wird (wohl aber mit dem neuen weiblichen*). Und zwar in zweierlei Hinsucht:

1. Psychologisch/innerlich

„Man“ oder „frau“ gewinnt Selbstvertrauen durch das Macho-Rollenspiel, insbesondere durch das Einnehmen dominanter Stellungen und raumergreifender Gestik und das Einsetzen der eigenen Stimme.

2. Von der Technik – insbesondere Ausrichtung –  an sich

Die Kampflogik erfordert es, dass wir unser feindseliges Gegenüber von seiner Flanke oder besser noch von hinten angreifen. Auch ein Raubtier folgt dieser Strategie, indem es seine Beute zur Flucht bewegt.
Unser Kontrahent hält uns für sein Opfer. Ja, er hat uns dafür auserkoren. Aber wir drehen den Spieß um: Wir werden nun zum Raubtier und greifen den Angreifer an!

Grundsätzlich versuchen wir von Anfang an, die sichere Außenposition einzunehmen; denn wer außen vom anderen ist, ist auf der sicheren Seite!
„Außen“ meint hier: außerhalb von einem oder beiden seiner Arme.
Außerhalb von beiden seiner Arme bedeutet, ihn frontal in die Zange zu nehmen. Das heißt zwar, buchstäblich die Oberhand zu haben, dennoch ist das Positionieren in der Flanke zu bevorzugen. Richtiges Positionieren – und zwar durch gestikulierende Körpersprache getarntes – verhilft uns dazu.

Das frontale Stehen zwischen den Armen des Kontrahenten und damit im „Korridor des Todes“** ist der größtmögliche Fehler und beruht auf einem weitverbreiteten Missverständnis der Auslegung der ersten Bewegung der Holzpuppenform und der Bedeutung der Holzpuppe überhaupt.

Wir können aber auch noch während des interagierenden Kampfgeschehens in die Flanke des anderen kommen, falls es uns nicht gelang, die Bedrohung mit einem der vier „Blitze“ proaktiv und endgültig zu beseitigen: Wenn einer seiner Arme im Begriffe ist (Timing!), seine „vertikale Zentrallinie“ zu überschreiten – und dies passiert fast regelmäßig bei Abwehren und Versuchen, uns zu greifen, mit der Faust zu treffen – oder allgemein, wenn er Anstalten macht, seine Arme irgendwie zu kreuzen, bietet sich uns die Gelegenheit (Kairos!), in die sichere und überlegene Außenposition zu gelangen und den „Korridor des Todes“ zu verlassen.
Dieses erwünschte gegnerische Verhalten ist leicht zu provozieren (Provokation!).

Das Konzept, auf die vier grundsätzlichen Positionen des Kontrahenten zu reagieren und durch eine Art „Jeet Kuen“ durch unsere eigene Ausrichtung Ordnung in das scheinbare Chaos zu bringen, durchzieht unser gesamtes WT.

Auch später beim Üben des Anti-Überfallprogramms muss Wahrnehmen und Sichbewegen eins sein.

Euer SiFu/SiGung
Keith R, Kernspecht
 


Erläuterungen:

*   Bei Frauen ist eine neue Art Ritualkampf zu beobachten. Von den Männern abgeschaut …
**  wie mein Freund Saladinov, Vizeweltmeister im Sambo, die Innenposition nannte, nachdem ich ihm
    mein WT-Konzept erklärt hatte.