Sucker Punch – hinterhältiger Überraschungsschlag
Spätestens seit 2011 ist der Begriff „Sucker Punch“ durch die Medien gegangen, als der US-amerikanische Action-Fantasy-Film von Regisseur Zack Snyder gleichen Namens in die Kinos kam. Der deutsche Kinostart war am 31. März 2011. Dadurch wurde er einem breiteren Publikum bekannt. Ursprünglich stammt der Begriff allerdings aus dem Boxsport und wird für einen unerwarteten Schlag oder Stoß verwendet.
Zunächst einmal Grundlegendes: Der Begriff sucker punch kommt aus dem Englischen und bezeichnet einen unerwarteten Schlag. Es ist dort auch als Verb gebräuchlich: Jim sucker-punched him and knocked him out. (Jim sucker-punchte ihn und schlug ihn k.o.) Der unerwartete Schlag kann auch im übertragenen Sinne verwendet werden, im Sinne von unerwarteter Rückschlag. Ein gutes Beispiel ist der oben erwähnte Film.
Im Boxsport ist ein solcher Sucker Punch jedoch aus Gründen sportlicher Fairness illegal. Louis Adolphe erlaubte sich 2017 gegen Nathan McIntosh in der Wembley-Arena einen absoluten Fehltritt, indem er seinen Gegner mit einem Sucker Punch angriff. Er wurde daraufhin prompt disqualifiziert.
Gleich schlägt er ein … der Sucker Punch
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Auf der Straße gibt es keine Fairnessregeln. Das bedeutet, ein Angreifer will verletzen, ausknocken – gleich, mit welchen Mitteln er sein Ziel erreicht. Der Sucker Punch ist statistisch gesehen der häufigste Angriff auf der Straße … und einer der gefährlichsten.
Es handelt es sich dabei fast immer um einen leicht kurvigen Angriff mit der Faust. Wobei dieser Angriff aber nicht in einem weiten Bogen kommt wie ein normaler Schwinger, sondern viel enger ausgeführt wird. Erschwerend kommt hinzu, dass er meist auch etwas von oben herab kommt. Das anvisierte Ziel ist in der Regel das Kinn des Opfers.
In dieser Distanz: So nie!
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Was den Sucker Punch so gefährlich macht:
- Stress verursacht einen Tunnelblick, dadurch können kurvige Angriffe leicht übersehen werden.
- Sich einer Gefahr nicht wirklich bewusst, hängen die Arme seitlich am Körper herunter und die Hände sind somit nicht schützend vor dem Körper.
- Zusätzlich erschwert die Körperpositionierung des Gegners, einen Sucker Punch abzuwehren. Besonders gefährlich wird es, wenn der Angreifer eine Schulter deutlich nach vorn nimmt – egal, ob es die linke oder die rechte Schulter ist.
- Der Angreifer berührt sehr oft mit einer Hand den Körper seines Opfers bzw. greift dessen Klamotten. Das ist ein Vorzeichen. Er schätzt damit kurz die richtige Distanz für seinen Sucker Punch – zum Knock-out seines Opfers – ab und schlägt zu …
- Weitere Tricks und Ablenkungen des Angreifers, bevor er seinen Schlag anbringt.
Da wir uns im WingTsun Selbstverteidigung auf die Fahnen geschrieben haben, müssen wir uns also damit befassen. Wie gehen wir nun damit auf der Straße oder in der Kneipe um? Es gibt dafür keine 1:1-Patentlösung. Aber wir können bestimmte Prinzipien beherzigen, um mit einer solchen Angriffssituation umzugehen oder sie nach Möglichkeit zu vermeiden. Diese nicht gleich erkennbaren Angriffe müssen deshalb ein wichtiger Trainingsbestandteil sein.
Ein Begriff steht ganz oben auf unserer To-do-Liste: Achtsamkeit. Aber alles, was hilfreich ist, noch einmal in Kurzfassung im Folgenden:
Schon viel Erfolg versprechender für den Angegriffenen!
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- Achtsamkeit
Mit ihr können wir viele solcher Situation schon im Vorfeld vermeiden. Aber auch, wenn wir vor dem Angreifer stehen, ist sie ein absolutes Muss.
- Hände hoch auf Brusthöhe
Sind wir in einer mulmigen Situation: Bereit für unsere Blitze!
- Körper positionieren
- Realistisch und oft trainieren
Es nützt nicht, einmal eine entsprechende Übung gemacht zu haben. Im Ernstfall fiele sie uns garantiert nicht ein. Also, immer wieder möglichst realistisch üben! Die gute Nachricht für Anfänger: Die Blitze gehören bereits in die ersten Schülergradprogramme. Die gute Nachricht für höhere Graduierungen: Auch dann ist ihr Training kein Nachteil!
Wie schnell man in eine brenzlige Situation kommen kann und welche Optionen man hat, zeigt auch das nachfolgende Video:
Bleibt achtsam!
Euer GM Thomas Schrön
Fotos: mg