Bitte unterstützt Eure Kampfkunst-Schule, solange sie noch da ist!
Seit dem 20. April traten erste vorsichtige Lockerungen der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Kraft. Diese wurden mit der Konferenz der Bundesregierung mit den Regierungen der Bundesländer am 6. Mai erweitert. Es besteht also die große Hoffnung, dass wir das Schlimmste – sowohl gesundheitlich als auch wirtschaftlich – noch einmal abwenden können, wenn wir nun alle Schritt für Schritt wieder zur Normalität zurückkehren können.
ABER:
Bei allen Ausstiegsszenarien aus dem Lockdown kommt der Breitensport ganz zum Schluss. Und als allerletzte werden wohl die sogenannten „Kontaktsportarten“ wieder zur Normalität zurückkehren dürfen. Verständlich – gilt doch das Abstandsgebot als eines der wirksamsten Mittel zur Senkung des Infektionsrisikos.
Das betrifft natürlich fast alle Kampfkünste, denn ohne Berührung lässt sich realistische Selbstverteidigung – gleich welcher Art – letztendlich nur im direkten Kontakt mit einem Trainingspartner erlernen und üben.
Wir – und damit meine ich nicht nur die unserem Verband (EWTO) angeschlossenen Schulen – haben ab dem ersten Tag des Lockdown alles getan, um das fehlende Training vor Ort durch Online-Angebote so gut wie möglich zu kompensieren:
- Über einen Monat lang boten z.B. wir von der EWTO auf unserer Facebook-Seite ein tägliches Workout per Live-Streaming, das jeden Tag von einem anderen Meister der EWTO geleitet wurde.
- Seit 1. Mai läuft an gleicher Stelle eine Trainings-Challenge zum Thema „Kampfgeist“, bei der jeder Teilnehmer nach 4 Wochen erheblich an „Fight-Fitness“ zugelegt haben wird.
- Für unsere Mitglieder stehen mittlerweile fast 50 Unterrichts-Videos der Großmeister und Fachtrainer der EWTO zur Verfügung und täglich kommt ein neues dazu.
- Ganz zu schweigen von den Hunderten Videos und Online-Schulungen, die unsere Schulleiter für ihre eigenen Schüler produziert und zur Verfügung gestellt haben.
- Zwischenzeitlich konnten wir sogar schon erfolgreich mehrere Ausbilder-Schulungen per Webinar durchführen.
Wir wissen, dass auch die Kolleginnen und Kollegen aus anderen Verbänden oder Kampfkünsten ähnliche Angebote in kürzester Zeit für ihre Schüler und Mitglieder bereitgestellt haben!
Uns allen ist aber klar, dass Selbstverteidigungs-Kampfkunst-Unterricht per Online-Kurs nur ein Notbehelf für den Ausfall des gemeinsamen Trainierens vor Ort sein kann. Seinen Lehrer aus nächster Nähe beobachten zu können, von ihm direkt Bewegungen über Berührung beigebracht zu bekommen, das Gezeigte dann mit einem Trainingspartner selbst zu üben … das alles ist unersetzbar.
Ganz zu schweigen von den sozialen Aspekten und dem MENSCHLICHEN BEDÜRFNIS ZU BERÜHREN UND BERÜHRT ZU WERDEN, die für uns alle existenziell wichtig sind.
Aber all diese Maßnahmen haben wir ergriffen, um unseren Schülern einen kleinen Ersatz zu schaffen für die Zeit, in der wir nicht gemeinsam trainieren können.
Und die überwältigende Mehrheit der Mitglieder hatte nicht nur Verständnis dafür, sondern nahm die Angebote dankbar an.
Die allermeisten Mitglieder sind ihrer Schule treu geblieben und haben – trotz der eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten – NACH IHREN MÖGLICHKEITEN weiterhin ihre Beiträge bezahlt.
Ohne diese Loyalität und Unterstützung wären viele Betreiber von Kampfkunstschulen bereits jetzt in groSSe wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten!
Ein herzliches „Dankeschön“ dafür!
Obwohl es scheint, dass am Horizont langsam ein Silberstreif zu erkennen ist – in vielen Bundesländern ist zumindest Training im Freien (mit Abstand!) erlaubt, die Landesregierung Nordrhein-Westfalen kündigte sogar an, dass ab Anfang Juni Kontaktsportarten wieder erlaubt seien – ist der normale Trainingsbetrieb immer noch nicht möglich.
Deswegen möchte ich hier an alle Kampfkunstbegeisterten appellieren:
Eure Schule, Euer Kwoon, Dojo, Dojang, Euer Verein, Euer Club ist nach wie vor auf Eure (auch finanzielle) Unterstützung angewiesen!
Sonst ist zu befürchten, dass es zu einem „Massensterben“ von Trainingsstätten kommen könnte und Ihr die Kampfkunst-Schule Eures Vertrauens nach Corona nicht mehr wiederfindet.
Eine über viele Jahrzehnte gewachsene Kultur, die für Hundertausende Menschen viel mehr als „nur Sport“ ist, steht auf dem Spiel.
Ein Kampfkunst-Lehrer ohne Schüler ist nicht denkbar. Umgekehrt ebenso wenig.
Nur gemeinsam können wir Kampfkünstler diese extreme Krise durchstehen.
Support your local Sifu, Sensei, Sabom(nim), Meister, Lehrer, Trainer!
Euer
Keith R. Kernspecht
Gründer, Leiter und Cheftrainer der Europäischen WingTsun Organisation