EWTO

WingTsun-Intensivwoche in Lübeck

Vom 15. bis 20. Oktober 2007 fand in der EWTO-Schule Lübeck die fünfte WT-Intensivwoche statt. Fünfzehn WT-Schüler/innen aus Lübeck, Ratzeburg, Hamburg und Schwerin nutzten die Gelegenheit, an sechs Tagen insgesamt bis zu 55 Unterrichtsstunden zu absolvieren.

Neben den herkömmlichen Unterrichtsinhalten lag der Schwerpunkt in dieser Woche auf dem Reaktionstraining mit mehreren Partnern gleichzeitig. Diese Trainingsform wurde von GM Kernspecht auf dem internationalen EWTO-Lehrgang in Lübeck vorgestellt. Hierbei geht es darum, deutlich schneller zu lernen, die beiden Arme unabhängig voneinander zu bewegen bzw. bewegen zu lassen.
Da mein Trainingspartner in der Regel kein Großmeister oder Meister ist, der über die entsprechenden Fähigkeiten verfügt, kann ich diese auch nicht von ihm erlangen. Wenn ich allerdings mit mehreren Partnern gleichzeitig trainiere, kann ich mir absolut sicher sein, dass sie ihre Arme voneinander unabhängig bewegen. Diese Trainingsform, aufgeteilt in vier Schwierigkeitsstufen, brachte allen Teilnehmern sofort spürbare Erfolge und hatte zusätzlich noch einen sehr hohen Spaß- und Gemeinschaftsfaktor.
Ein weiterer Schwerpunkt war das Vorgehen gegen einen Gegner, der greift und dazu gleichzeitig immer wieder schlägt. Hierbei ging es in erster Linie darum, sich gar nicht erst greifen zu lassen. Sollte es dem Angreifer aber dennoch gelungen sein, einen Arm, die Kleidung oder die Haare zu greifen, bestand die Aufgabe darin, trotz des kräftigen Griffs nicht komplett zu versteifen, sondern die Prinzipien und das Reaktionstraining einzusetzen sowie letztendlich den Griff für sich zu nutzen. Ich habe zuvor einige Wochen diese Angriffe bei zahlreichen WT-Schülern in allen SG- und TG-Stufen getestet und musste sehen, dass alle völlig überrascht und mehr oder weniger bewegungs- und handlungsunfähig waren. Nach dem intensiven Training dieser Situationen sah es doch sehr schnell deutlich besser aus.
Die Intensivwoche endete am Samstagabend mit einer Abschlussbesprechung bei einem gemeinsamen Abendessen und einem Bummel durch die Lübecker Altstadt. Für das kommende Jahr sind wieder zwei Intensivwochen in Lübeck sowie eine in Hamburg geplant.

Sifu Roy Schirdewahn, 4. LG

Stimmen zur Intensivwoche:

René Möller, 8. SG:
„Die Intensivwoche war wieder absolut klasse! Es war wie immer sehr kurzweilig und es kommt mir so vor, als wenn der vermittelte Stoff diesmal noch umfangreicher war. Mein Favorit war das Reaktionstraining mit mehreren Partnern. Unglaublich, wie schnell man lernen kann, die Arme unabhängiger voneinander für die jeweiligen Reaktionsgruppen zu nutzen. Eine ziemliche Herausforderung, aber man konnte recht schnell Fortschritte spüren, gerade wenn man nach einer komplexeren in eine weniger komplexe Übung wechselte.“

Ilona Lanfersiek, 9. SG:
„Lieber Sifu Roy, in der vergangenen Woche hast Du uns wieder einmal ein spannendes und abwechslungsreiches WingTsun-Programm geboten. Ein Schwerpunkt war ja das Reaktionstraining. Dabei hat sich für mich ein weiteres Mal bestätigt: WingTsun ist wie Tango. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle lieber sagen: Tango ist wie WingTsun. Wirklich guten Tango kann ich nur tanzen, wenn es mir gelingt, das Denken auszuschalten, die Musik ganz in mich aufzunehmen, um mich dann vertrauensvoll in die (Führungs-)Arme meines Tanzpartners zu begeben. Ich habe anschließend keine Ahnung, was ich im Einzelnen getanzt habe, aber es fühlt sich einfach toll an. Genauso geht es mir beim Reaktionstraining im WingTsun – am besten funktioniert es, wenn ich nicht darüber nachdenke und das, was da kommt, einfach geschehen lasse. Mich braucht dann auch hinterher niemand zu fragen WAS ich WANN und WARUM gemacht habe – ich weiß es nicht! Aber in dem Moment, in dem ich versuche, die Bewegungen bewusst zu steuern, geht es garantiert schief. Doch diesen Zustand „Nichtdenken“ kann ich (noch) nicht willentlich herbeiführen – entweder es geschieht oder eben auch nicht. Natürlich kann im Reaktionstraining, genauso wie beim Tango, immer nur das spontan und unbewusst entstehen, was ich zuvor sehr wohl bewusst gelernt und dann auch ausreichend geübt habe.“