BlitzDefence

Wie BlitzDefence mir vielleicht das Leben rettete

Mein Name ist Daniel Pütz. Ich habe den 10. Schülergrad im WingTsun und bin Schüler von SiFu Hans Kelzenberg, 6. Meistergrad WingTsun.
Während des diesjährigen Karneval machte ich, als ich mich später am Abend noch auf den Weg machte, um zwei Freundinnen von der Bahn abzuholen, eine tiefgreifende Erfahrung.

Da ich vorsichtshalber eine halbe Stunde früher am Bahnhof war, ging ich noch kurz zum Türken um die Ecke und holte mir einen Döner mit einer Dose Cola. Nun stand ich, nachdem ich aufgegessen hatte, mit der Dose Cola in der Hand in der Unterführung am Südbahnhof von Köln.

Als sich ein Pulk Menschen näherte, machte ich mich dünn, um Platz zu machen, und sah schon aus dem Augenwinkel, wie ein junger Mann mit Glatze und Bomberjacke auf mich zukam. Ich versuchte, auch ihm aus dem Weg zu gehen, was aber wegen anderer an mir vorbeigehender Menschen nicht möglich war. Und so kam es zum, von ihm offensichtlich beabsichtigten, Zusammenstoß. Die Coladose in meiner Hand drückte sich zusammen, entledigte sich in hohem Bogen ihres Inhalts und saute uns beide von oben bis unten ein. Das „gefundene Fressen“ für den „Rempler“!

Sofort ging er mit offenen Händen auf Hüfthöhe auf mich zu und brüllte: „Hast du mich nass gemacht?! Ich geb dir ‛nen paar auf die Fresse!“. Sofort wurde ich mir der Lage bewusst und spulte die gelernte Gewaltprävention ab, die mein SiFu zum Glück immer wieder ausführlichst mit uns durchkaut.

Ich nahm die Hände – wie ich es im BlitzDefence gelernt habe – hoch, richtete Kinn und Brustkorb auf, um Selbstbewusstsein auszustrahlen, und erwiderte seine Drohungen mit lautstarken Beschwichtigungen wie: „Ganz ruhig. Es gibt keinen Grund, Ärger zu machen.“

Währenddessen liefen Analysen durch meinen Kopf: Ich befand mich in der 2. Phase des Ritualkampfes, musste seine Arme, die er immer noch auf Hüfthöhe hielt, im Blick behalten und versuchen, den psychologischen Kampf zu gewinnen.

Für die 3. Phase des Ritualkampfes hatte ich mir schon alle Techniken, um den Gegner möglichst schnell kampfunfähig zu machen, im Kopf zurechtgelegt. Immer wieder liefen abgespeicherte Zitate meines SiFus durch den Kopf: „Weicht maximal zwei Mal zurück! Dann müsst ihr den Gegner zurückstoßen, um zu signalisieren, dass ihr ein Gegner und kein Opfer seid.“

Und genau dort war ich jetzt. Der lautstarke, verbale Abtausch ging weiter. Ich war zwei Mal zurückgewichen und gerade, als ich meinen offensichtlich gewaltbereiten Angreifer zurückstoßen wollte, kamen zwei weitere junge Männer mit Glatze und Bomberjacke um die Ecke und stellten sich zu ihrem Freund. Einer sagte direkt zu mir: „Wie viel Geld hast du dabei?“

Da nahm die Situation für mich sofort eine entscheidende Wende. Nun waren es drei Angreifer! Der erste Aggressor war offensichtlich das Alphatier, was ich als Vorteil für mich wertete: Würde ich ihn im psychologischen Kampf bezwingen, wäre die Moral der zwei anderen stark geschwächt. Im besten Fall würden sie die Flucht ergreifen.

Würde ich andererseits den Aggressor jetzt zurückstoßen, wäre ein Kampf gegen drei Leute wohl unausweichlich. Und bei diesen Dreien musste ich davon ausgehen, dass sie mit Stichwaffen oder Totschlägern bewaffnet waren. Deshalb gab ich der Gewaltprävention in der 2. Phase des Ritualkampfes noch eine Chance. Ich wich ein drittes Mal zurück. Seine Worte: „Ich geb' dir ne Bombe“, erwiderte ich lautstark mit: „So nicht, mein Freund, du ziehst dich jetzt ganz schnell zurück. Sonst bin ich gezwungen, mich zu verteidigen und das wird böse, für euch alle drei.“

Und das war der entscheidende Streich. Mein Gegenüber drohte mir weiterhin, senkte allerdings den Blick und mied den Augenkontakt. Mein Zeichen, dass ich den psychologischen Kampf gewonnen hatte und er es mit Zweifeln zu tun bekam. Sofort ging ich langsam auf ihn zu und redete weiter selbstbewusst auf ihn ein. Er wich zurück und seine zwei Freunde mit ihm, was die Bestätigung dafür war, dass mein Gegenüber das Alphatier war und die anderen nur seinen Taten folgen würden. Als der Angreifer mir verbal immer weniger entgegenzusetzen hatte und von mir immer weiter zurückgedrängt wurde, suchte er schließlich mit seinen zwei Freunden das Weite.

Ohne die gelernte Gewaltprävention wäre diese Situation sicherlich äußerst böse für mich ausgegangen. Es waren drei gewaltbereite Angreifer, die höchstwahrscheinlich bewaffnet waren und mich ins Krankenhaus oder vielleicht ins Grab befördert hätten. Hätte die Gewaltprävention nicht angeschlagen, wüsste ich mich zwar zu verteidigen, wie ich es im 10. Schülergrad gegen drei Angreifer gelernt habe. Wären dann allerdings Waffen mit im Spiel gewesen, weiß ich nicht, ob ich da lebend herausgekommen wäre, denn eine Möglichkeit zum Weglaufen gab es nicht. Deshalb verdanke ich der EWTO speziell SiGung und meinem SiFu Hans Kelzenberg möglicherweise mein Leben.

Text: Daniel Pütz 10. SG WingTsun
Fotos: WingTsun-Akademie Frechen