EWTO

Vielfalt an der Ostsee

Als eingefleischte Nordseeliebhaberin betrachte ich die Ostsee eher als unspektakulären Binnensee, dem der kraftvolle Wechsel der Gezeiten fehlt und der nur gemächlich ans Ufer plätschert. Dass es am Ufer der Ostsee aber auch sehr reizvoll und abwechslungsreich sein kann, zeigte das dritte Juli-Wochenende in diesem Jahr. Es gelang mir zeitlich zum ersten Mal, am WT-Sommercamp in Neustadt in Holstein teilzunehmen.

Die Ankündigung war bereits im letzten Jahr in die Mailbox geflattert. „Och, das ist ja noch sooooo lange hin! Kümmere ich mich demnächst drum.“ Das neue Jahr brach an und viele andere Projekte bekamen Vorrang. Neustadt geriet in Vergessenheit bis zur Mail von Sifu Roy im Juni. Es brauchte allerdings noch eine weitere Mail und eine SMS, bis ich endlich zum Telefon griff und mich anmeldete. Ich hatte unverschämtes Glück, dass tatsächlich noch ein Platz frei war.

Freitag, 15. Juli 2011

Am Freitag, 15. Juli startete ich dann mit vier Staus inklusive zum dreitägigen Sommercamp über die im Ausbau befindliche A1 vorbei an Hamburg gen Neustadt i.H., wo ich nach fast fünf Stunden Fahrzeit ankam. Das Wetter war dabei leider alles andere als freundlich.
Das hatte allerdings den Vorteil, dass ich auf dem Gelände des Umwelthauses Neustädter Bucht nicht lange nach den WingTsunlern suchen musste. Gleich in der Eingangshalle stieß ich auf die erste Trainingsgruppe, die sich mit den Messerangriffen aus den neuen Schülergradprogrammen beschäftigte. Den abschließenden Vortrag von Sifu Roy Schirdewahn (5. HG) zum Thema „Messer und mögliche Angriffe“ konnte ich mir zum Glück noch anhören, während ich die erste Einheit ChiKung „Form und Wirbelsäule“ mit Sihing Andi zur Einstimmung ins Trainingswochenende leider komplett verpasste.
Passend zum Wetter wie ich fand, bezog ich ein Bett im Wolkenzimmer. Bis zum Abendessen blieb noch Zeit für einen ersten Spaziergang an der bleigrauen, vom Wind aufgewühlten Ostsee. Der Hinweg war noch recht angenehm. Der Wind kam von hinten. Zurück trieb er einem den einsetzenden feinen Nieselregen ins Gesicht. Vielleicht wäre die FrenquenChi-Einheit mit Sije Anka doch die bessere Wahl gewesen, obwohl es hier recht schweißtreibend zuging.
Zum Abendessen mit Grillen wurde es dann wenigstens trocken, fand aber der niedrigen Temperaturen wegen im Saale statt. Anschließend galt es draußen auf dem Innenhof einen abwechslungsreichen Spieleparcours zu bewältigen, bei dem diverse Fertigkeiten mit viel Spaß gefragt waren: Werfen, Zielen, Springen, Würfeln, Zocken, Raten. Der Abend klang in geselliger Runde am Lagerfeuer aus. Der Himmel blieb im Gegensatz zu den Kehlen tatsächlich trocken. Nur die Temperaturen hätten angenehmer sein können.

Samstag, 16. Juli 2011

Aber am nächsten Morgen gab es keinen Grund mehr zur Klage: blauer Himmel, Sonnenschein, angenehme Temperaturen, ein vielfältiges Frühstück und das morgendliche ChiKung-Training „Ansteuerung und Entspannung“ mit Sije Rosa konnte draußen auf der Strandpromenade mit Ostseeblick stattfinden.
Anschließend stand vor dem zweiten Frühstück noch der erste Teil des WingTsun-Speziallehrgangs „Moderne Unterrichtsprogramme“ bei Sifu Roy auf dem Programm. Die Techniker nutzten die Gunst der Stunde oder besser die Anwesenheit mehrerer Kollegen, um den Kampf gegen mehrere gleichzeitig, entsprechend ihres Grades WT90 bzw. WT135, zu üben. Das ergab manches Gewitter im Gehirn aufgrund der ungewohnten Situationen.

Zur Auflockerung, bevor es mit dem WingTsun-Spezial-Lehrgang Teil 2 und den Prüfungen für den 1. bis 12. Schülergrad weiterging, sorgte Sihing Andi mit einer ChiKung -Stunde noch einmal für verbesserte Ansteuerung und Beweglichkeit im WingTsun.

Um 19.00 Uhr endete der WingTsun-Part Sifu Roys und man konnte spüren, wie der Prüfungsstress abgefallen war und sich alle entspannt auf den kommenden Abend mit gemeinsamem Abendessen, WT-Party am Lagerfeuer mit Musik, Tanz, Spaß, Quizauflösung und Preisvergabe, Urkundenverleihung und, und, und ... vorbereiteten. Das Wetter war ebenfalls sehr viel milder gestimmt als am Abend zuvor, so dass der große Aufenthaltsraum an diesem Tag leer blieb.
Manche bestandene Prüfung oder Spieleparcours-Erfolg konnte gebührend gefeiert werden und der Abend oder besser die Nacht klang gemütlich und entspannt aus.

Sonntag, 17. Juli 2011

Sonntag hieß es dann noch einmal: 1. Frühstück, ChiKung am Meer – Leicht ist richtig (Sije Rosa), Escrima für alle mit Michael Welge, 2. Frühstück, WingTsun-Wunschprogramm (Sifu Roy), Gemeinsame Endreinigung
Escrimador Michael Welge (3. TG Escrima) ließ die Teilnehmer/innen auf der Strandpromenade den Umgang mit Alltagswaffen – wie Handy, Kugelschreiber, Schlüsselbund o.Ä. – üben. Damit es keine Verletzungen gab. wurde allerdings mit Spezialwaffen trainiert: handliche rechteckige Schaumstoffwaffen, leicht und flexibel. Dies tat dem möglichen Shortpower-Einsatz aber keinen Abbruch.

Der Tag verging wie im Fluge. Schon näherte sich auch das Wunschprogramm bei Sifu Roy dem Ende. Damit uns der Abschied nicht allzu schwer fiel, zogen Wolken vor die Sonne und schicken dies oder jenen Regentropfen herunter. So musste der restliche Unterricht doch wieder im Saale stattfinden. Der guten Stimmung tat dies aber keinen Abbruch. Noch die Endreinigung und schon hieß es Abschied voneinander nehmen: von alten und neuen Freunden.

Die Ankündigung: „Das WT-Sommer-Camp 2011 im Umwelthaus Neustädter Bucht, Am Strande, beinhaltet wie in jedem Jahr eine traumhafte Mischung aus intensivem WingTsun-, ChiKung-, Escrima- und FrequenChi-Training und Urlaub, Freizeit, Sonne, Strand, Meer, Natur, Spiel, Spaß, Geselligkeit und Party am Lagerfeuer. Jeder Teilnehmer kann sich seinen eigenen Trainingsplan erstellen und mehr, weniger oder einfach das gesamte Programm mitmachen“, traf voll und ganz zu – und das nicht nur, weil es ein Jubiläumscamp war, wie man mir versicherte. Das Sommercamp in Neustadt feiert 10-jähriges Bestehen. Ich glaube, für das nächste Jahr werde ich mich früher kümmern und es nicht dem Zufall überlassen, dass es mit der Teilnahme klappt.

Übrigens soll hier auch die super Vorbereitung des Wochenendes nicht unerwähnt bleiben: Nicht nur vor Ort lief alles routiniert ab – der Unterricht von Sifu Roy und Team, der Küchendienst unter der Leitung von Sihing Tobias, der auch als Chefkoch engagiert war. Selbst das Kofferpacken wurde dank einer Checkliste nicht dem Zufall überlassen. Das war Service „all inclusive“.

Also auf zum 11. Neustädter WT-Sommer-Camp mit großer Vielfalt an der Ostsee!

Text und Fotos: hm