WingTsun

Schulleiter stellen sich vor

In diesem Monat setzen wir unsere Serie mit der Vorstellung einer Schulleiterin fort:

Sandra Strompen.
Sie leitet ihre Schule in Mainburg und hat gerade frisch ihren 3. TG bestanden.
Herzlichen Glückwunsch!

 

Zur Person Sandra Strompen:

 Alter: 
 40
 Graduierung:  3. TG
 Weitere WT-Qualifikationen:               
 BlitzDefence Frauen + Männer, Frauen-Selbstbehauptung,
 Kids-WingTsun, ChiKung (nach alter Bewertung: Basis-,
 Grund-, Mittel-, Oberstufe), Leadership
 Mit WT begonnen:  2000
 Schulleiterin seit:

 2004

 WT-Lehrer und SiFu:
 Jetzt: Sifu Bodo Seibold und GM Keith R. Kernspecht
 Ausbildung/Beruf:  gelernte Hotelfachfrau, Weiterbildung zur Fachkraft Rechnungs-
 wesen, PA des Corporate Sales Direktors bei Kaspersky Lab GmbH
 Kinder:
 eine Tochter (19 Jahre)
 Hobbies neben dem WT:
 Boot fahren, Touren gehen, Lesen
 Lieblingsfilm:
 stimmungsabhängig
 Lieblingsmusik:  Alles, was „fetzt“.
 Lieblingsbuch:
 Ich bin eine Leseratte und verschlinge alles außer Liebesschnulzen.
 Lieblingsspeise:  Thailändische Küche
 Lieblingsurlaubsziel:  Thailand, generell Asien; aber nur auf eigene Faust, Pauschalreisen
 sind mir ein Graus.
 Ein schöner Tag ist für mich, wenn     
 ich Zeit habe  eine neue Gegend zu erkunden, ob zu Fuß oder auf
 dem Wasser und ohne, dass die Arbeit im Nacken sitzt
   

Zur WT-Schule:
  

 Größe des Ausbilderteams: 
 sechs Ausbilder/innen
 Ort:  Mainburg
 Unterricht (Termine pro Woche):        
 2 x / 4 x / 2 x /1 x / -; 
   (WT/Kids/Jugend/Senioren/Escrima)
 für WT noch Zusatztermine Ausbilder und freies Training;
 für ChiKung zusätzlich noch eine Kleingruppe
 Termine pro Woche insgesamt:  10
 Anzahl Techniker:  einer

Das Interview:

WTW: Warum hast Du damals mit WT begonnen?
Sandra: Ich war auf der Suche nach einer Selbstverteidigung für meine damals 8-jährige Tochter. Durch einen Flyer, der witzigerweise am 1.1.2000 in meinem Briefkasten lag wurde ich auf WT aufmerksam. Gehört davon hatte ich vorher schon einmal durch einen Bekannten.
Tja, und dann ein Anruf, Probetraining und es war um mich geschehen. Mir hat es sofort riesigen Spaß gemacht und so habe ich noch vor meiner Tochter, die dann ein halbes Jahr nach mir anfing, begonnen, WT zu lernen.

Was waren für Dich die Gründe, 2004 die WT-Schule Deines Lehrers zu übernehmen?
Mein SiHing hatte eine neue Schule in einer größeren Stadt eröffnet und konnte zeitlich die Schule in Mainburg nicht mehr betreuen. Er schlug mir deshalb vor, die Schule zu übernehmen.
Ich sagte damals zunächst nein, da ich nie eine eigene Schule leiten wollte. Ich wollte WingTsun nur für mich lernen. Wir waren damals nur wenige Schüler und diese baten mich, doch weiterzumachen, da sie sonst keine Chance mehr hätten, WT zu trainieren. Ich setzte mir eine Frist von zwei Jahren, um mit der Schule erfolgreich zu sein. Und siehe da, nach neun Monaten hatte ich die Schülerzahl verdoppelt und die Schule war keine „Geldsaugmaschine“ mehr.

Wie hast Du die WT-Schule im Landkreis bekannt gemacht?
Ich mache heute wie damals einige Dinge ehrenamtlich und so ist man schnell in aller Munde und wird als Fachfrau anerkannt. Natürlich geht nichts ohne Werbung. Gerade in Zeiten, in denen es nicht so gut läuft, habe ich mein Budget in die Werbung gesteckt: gute Flyer, Anzeigenwerbung, sogar Radiospots im Lokalsender. Die Flyer habe ich dann aus Kostengründen mit meinem Ausbilderteam verteilt.

Welche organisatorischen und marketingtechnischen Schwierigkeiten gab es? Bietest Du Einführungsveranstaltungen an? Setzt Du Ideen aus dem Leadership um?
Alle Aufgaben allein zu übernehmen, war schwierig: Werbung, Buchhaltung, Unterrichten. Mittlerweile kann ich Aufgaben delegieren.
Vier Mal im Jahr biete ich einen Tag der offenen Tür an. Dort stelle ich unser Schulangebot sowie das Team und mich vor. Sechs Wochen vorher laufen schon die ersten Vorbereitungen: Werbung schalten, Pressearbeit (Zeitung und Lokalsender) und Give-aways besorgen, Flyer verteilen und Plakate aufhängen, Interessenten zurückrufen usw.
Wer sich zwischenzeitlich meldet und nicht warten möchte, der bekommt vor dem Training eine persönliche Einführung und eine Mappe mit allen Informationen, die wichtig sind.

Kommen mehr Frauen zu Dir, weil Du eine Schulleiterin bist? Wie ist das Verhältnis Männer/Frauen/Kinder (in Prozent) in Deiner Schule?
Das Verhältnis an meiner Schule ist 60% Männer/40% Frauen, wobei der hohe Frauen/Mädchenanteil aus dem Jugend- und Kids-WT resultiert.
Generell werden Kids-WingTsun und Jugendtraining sehr gut angenommen. Ich habe eine Verteilung von 35% Kids-WT, 30% Jugendliche und 35% Erwachsene.

Worin siehst Du die Gründe für dieses Verhältnis?
In der momentanen Wirtschaftlage überlegt man sich doppelt, wofür monatlich Geld ausgegeben wird. Wobei Eltern eher bereit sind, für ihre Kinder Geld auszugeben.
Das mehr Männer als Frauen in den regelmäßigen Unterricht kommen, liegt wohl darin, dass Kampfkunst generell eher eine Männerdomäne ist. Frauen besuchen zwar Selbstverteidigungskurse und haben auch Spaß daran. Aber wöchentlicher Unterricht ist ihnen zu viel. Leider.

Musst Du Dich als Frau im WT (bei Lehrgängen und in Deiner Schule) mehr durchsetzen, als es bei männlichen Schulleitern/Technikern der Fall ist?
Na ja, manchmal schon. Gerade, wenn Neuinteressenten kommen, die sich vorab nicht über WingTsun informiert haben. Aber das sehe ich nicht als Problem. Wer lieber von einem Mann unterrichtet werden will, kann sich ja eine andere WT-Schule aussuchen. Diejenigen, die anfangen in meiner Schule zu lernen, haben verstanden, dass WingTsun nichts mit Kraft und Größe zu tun hat. Natürlich hat zu Beginn ein großer, kräftiger Mensch mehr Chancen. Das will ich nicht abstreiten. Und es ist immer eine Herausforderung für mich, einem „Brocken“ das Gegenteil zu beweisen. Da siegen einfach die bessere Technik und der Kampfgeist.

Welche Übungen kommen am besten an?
Gut ankommt alles, was mit Aktion verbunden ist und gleichzeitig den Geist fordert. Ein Parkour oder Drills mit WT-Techniken und Fragen aus dem WT. Denken, Handeln, Schwitzen.

Worauf legst Du besonderen Wert im Unterricht?
Auf die Ausgewogenheit des Unterrichts. Schnelle Verteidigungsfähigkeit, theoretisches Wissen, Basics und das klassische LatSao im Wechsel.

Wie wird der ChiKung-Unterricht angenommen? Was bietest Du hier den Teilnehmern?
Aktuell ist hier ist nur mäßiges Interesse vorhanden. Ich möchte aber ab Herbst das Ganze verstärkt bewerben. Es ist sehr schwierig, sich von der Masse der Angebote in diesem Bereich abzusetzen. Viele Kurse werden von den Krankenkassen bezuschusst und die Mehrheit der Bevölkerung nimmt lieber Schmerzmittel oder Kurse, die von den Kassen anerkannt werden, wahr.
Ab Mitte November möchte ich gerne eine Schnuppergruppe 55+ eröffnen. In diesem speziellen Angebot wird es 1 x ChiKung und 1 x WingTsun geben.

Mit welchen Eigenschaften siehst Du Dich selbst als WT-Lehrerin?
Neugierig, ehrgeizig, offen und tolerant.

Was bedeutet unterrichten für Dich?
Für mich ist es der ideale Ausgleich zum vielen Sitzen im Büro. Zu sehen, wie Schüler Fortschritte machen und etwas Neues verstehen, da lohnt sich der ungeliebte administrative Aufwand.

Du bietest wöchentliche Ausbilderseminare nach dem Leadership-Programm an. Was willst Du den (zukünftigen) Ausbildern vermitteln?
Ich möchte meinen Ausbildern dasselbe Wissen vermitteln, das mir zur Verfügung gestellt worden ist. So kann ich auch einmal beruhigt in den Urlaub, ohne dass in der Schule das Chaos ausbricht. Wie sagt man so schön: „Hilfe zur Selbsthilfe.“ In diesem Fall meine. Nicht nach dem Motto: „Ätsch, ich weiß mehr als ihr.“ Geben und nehmen.

Was willst Du den Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben?
Bleibt neugierig auf das Leben!

Das Interview führte: Sifu Oliver C. Pfannenstiel
Fotos: WingTsun-Schule Mainburg