Editorial

Machen Sie sich frei von dem Verhalten anderer Ihnen gegenüber!

Beobachten Sie sich regelmäßig wie ein unbekanntes Wesen. Aber gehen Sie dazu mit einem Plan vor. Machen Sie sich z.B. eine Liste, welche Verhaltensweisen anderer Ihnen besonders und immer wieder zu schaffen machen.

Hätte Sie jemand Sie zuerst begrüßen müssen? Hätte Ihnen jemand ein SMS schicken müssen? Hat man vergessen, Sie einzuladen? Kurz: Hätte man Sie anders behandeln müssen?
Wir alle neigen dazu, eine Art ständiger innerer Kontoabstimmung, eine Abrechnung mit anderen durchzuführen. Was hab ich für ihn getan und was hat er dafür für mich getan? Entspricht die Aufmerksamkeit, die ich ihm schenke, seiner Gegenleistung? Werden meine besonderen Werte und Anstrengungen, wird meine Person genügend gewürdigt und anerkannt? Im allgemeinen neigen wir dazu, unsere Wichtigkeit und die unserer Beiträge höher einzuschätzen als die der anderen. Wir erwarten immer zuviel und täuschen uns was unsere Bedeutung angeht. Misst der andere nach anderem Maßstab, dann sind wir ent-täuscht und negativ. Dieser Zustand, der bei manchen Menschen viele Stunden pro Tag andauert, kostet viel wertvolle Kraft. Außerdem haben wir in diesem Zustand aufgehört zu existieren, weil wir in ihn aufgegangen und uns in ihm verloren haben. Es nützt nichts, wenn Sie sich gegenüber vormachen, dass diese Behandlung bzw. Vernachlässigung Ihnen gar nichts ausmacht, wenn sie Ihnen etwas ausmacht. Dann bilden Sie nur eine harte Kruste zwischen sich und anderen Menschen. Tatsächlich muss diese Schutzmauer eingerissen und ersetzt werden durch Verständnis.
Wir müssen verstehen, dass wir mechanisch auf die Dinge reagieren, keine permanente Person und nicht wirklich bewusst sind. Aber nicht nur wir sind solche menschlichen Maschinen, der andere ist es auch. Wenn Sie dann den anderen aburteilen: Der ist soundso ..., dann erinnern Sie sich bitte daran, dass es um Ihren Zustand keinesfalls besser bestellt ist, was Sie ihm vorwerfen, trifft genauso auf Sie selbst zu, nur Sie sind sich dessen nicht bewusst. Sie halten andere Menschen für schwierig, aber Sie wissen nicht, dass Sie für andere kaum weniger schwierig sind.
Und es gibt noch einen Gedanken, der Ihnen helfen kann, scheinbare Vernachlässigungen besser hinzunehmen: Während wir alle immer wieder glauben, dass der andere die Dinge extra tut, um uns besonders weh zu tun, ist dem eigentlich nie so. Der andere vernachlässigt uns ebenso wenig mit Willen und Wollen wie wir es tun, er ist einfach nicht bewusst, er ist sich nicht be-wusst, dass er Sie verletzt. Denken wir noch einmal ans körperliche WT, wir können den anderen nicht wegdrücken, also drücken wir uns von ihm weg. Wir können nichts an seinem Verhalten ändern, aber wir alleine können unsere Reaktion auf sein Verhalten kontrollieren. Wir können uns ändern. Wir können bestimmen,wie wir reagieren. Nicht die Handlung oder Unterlassung des anderen macht uns notwendigerweise und zwingend negativ. Er gibt uns nur einen Impuls dazu. Dieser Impuls berechtigt uns nicht, negativ zu werden. Wir haben mit G. das Recht, nicht negativ zu reagieren, nicht Sklave automatischer bzw. angelernter Reaktion zu sein.
Negativ zu reagieren ist immer falsch, und zwar ist es eine Sünde sich selbst gegenüber, denn es macht Sie krank. Solches Denken führt zu schrecklichen inneren Krankheiten. Dennoch genießen viele Leute solche negativen Emotionen zu haben, sie würden eher ihre Gesundheit opfern als ihre negative Einstellung, die alle ihre Kraft raubt, die sie dringend brauchen, um wach zu werden.
Wir müssen aufhören, uns selbst so wichtig zu nehmen. Statt über andere zu lachen, sollten wir mehr über uns selbst lachen. Früher gab es Hofnarren, die den Fürsten ungestraft an seine eigene Lächerlichkeit erinnerten. Seien wir unser eigener Hofnarr!

 

Keith R. Kernspecht

Achtung:
Der Inhalt auch dieses Editorials basiert auf uraltem Wissen, auf Erkenntnissen und Lehren von Wissenschaftlern und Weisheitslehrern, die den WingTsun-Selbstbefreiungsideen sehr nahe standen.
Meine monatlichen Editorials können Euch nur theoretische Anstöße für das praktische Arbeiten an Euch selbst geben. Das bloße Lesen ist nur die erste Vorbereitung, aber noch nicht die Arbeit selbst.