WingTsun

Kreative Menschen machen WingTsun: Herbert Osenger

In der EWTO trainieren Menschen mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten. Darunter auch solche, die sich im kreativen, künstlerischen Bereich betätigen – sei es als Musiker, Maler oder wie Herbert Osenger als Autor. Ihn will die WingTsunWelt online im Folgenden in einem Interview vorstellen.


Zur Person Herbert Osenger:
 

Alter 54
Graduierung 3. SG WT
Mit WT begonnen vor knapp drei Jahren
WT-Lehrer und SiFu Sifu Carsten Puzych
Ausbildung/Beruf Bankkaufmann
Kinder keine
Hobbys neben dem WT   Spannende Geschichten erfinden, Motorrad fahren, Kochen
Lieblingsfilm u.a. Easy Rider
Lieblingsmusik Bruce Springsteen, ZZ Top, Rolling Stones, Heavy Metal, soweit melodisch, aber auch Klassik
Lieblingsbuch u.a. Watership Down, Niemalsland von Neil Gaiman
Lieblingsspeise Pizza (mit Knoblauch bitte!) und selbstgemachte Frikadellen
Lieblingsurlaubsziel         Balearen, Kanaren und Südwestecke der USA

 

 

Interview:

WTW: Wie bist Du auf die Idee gekommen, ein Kung-Fu-Buch für Jugendliche zu schreiben?

Herbert Osenger: Nach vier Büchern über Abenteuer in fantastischen Welten wollte ich einmal etwas über einen Jungen schreiben, der Probleme mit seinem Leben und dem Erwachsenwerden hat, aber diese Probleme in den Griff bekommt. Leute, die mich gut kennen, fragten, ob hier nicht auch Autobiographisches enthalten sei. In gewisser Weise ist das der Fall, denn ich war als Jugendlicher auch Außenseiter und bin es in gewisser Weise heute noch. Übrigens, die Fragestellung könnte dazu verleiten, anzunehmen, dass es sich bei meinem Roman um ein Selbstverteidigungsbuch handelt, was natürlich nicht der Fall ist. Das können andere Leute viel besser als ich.

Welche Rolle spielt WingTsun in Deinem Roman?

Es wird namentlich nicht genannt. Der Begriff Kung-Fu ist nun einmal bekannter. Aber es ist ein Mittel, das unserem Helden Toby hilft, seinen Weg zu gehen. Er geht zuerst gebeugt, aber dann aufrecht!

(Wie) Bist Du durch den WT-Unterricht inspiriert worden?

Ich hatte Erfahrungen in Judo (geringe) und Karate (ca. halbe Strecke zum 1. Dan) gemacht und kam auf diesem Wege zum WT – da meiner Meinung nach hier dem Gedanken der effektiven Selbstverteidigung viel mehr Beachtung gegeben wird. Auch ich habe bemerkt, dass das Bewusstsein, für den „Fall der Notfälle“ zu trainieren, das Selbstvertrauen stärkt. Und so geht es auch unserem Freund Toby, der zunächst glaubt, dass alles spielerisch einfach geht, wie man es in Filmen sieht, und dann dahinterkommt, dass einem die Fertigkeiten nicht zufliegen. Aber er gibt nicht auf. Und seine Zähigkeit wird belohnt. By the way: Bedeutet nicht Kung-Fu übersetzt auf Deutsch so viel wie „harte Arbeit“?

Gibt es darin Anlehnungen an „nicht fiktive“ WT-ler?

Eindeutig nein! Meine Geschichten sind reine Fiktion. Es bestehen keine Zusammenhänge zu real existierenden Personen oder Ereignissen. Das gilt übrigens auch für die „üblen Burschen“, die in der Erzählung eine Rolle spielen.

Wie lange hast Du an Kung-Fu Toby geschrieben?

Mit Pausen, in denen ich andere Geschichten schrieb, waren es etwa drei Jahre.

Im Buch finden die fantastischen Reisen immer bei Vollmond statt. Was assoziierst Du mit dem Vollmond?

Der Vollmond symbolisiert für mich die Nacht, wenn alles ein wenig anders aussieht. Meist ist alles ruhiger, vielleicht auch ein wenig unheimlich. Während wir am Tage im Wachzustand ach so vernünftig und rational handeln, ist die Phase des Schlafs die Zeit, in der unser Unterbewusstsein und unsere emotionale Seite aktiv sind. Diese Phase wird meiner Ansicht nach von den meisten Menschen unterschätzt. Ich bin davon überzeugt, dass mancher geniale Einfall, mancher Geistesblitz, den wir tagsüber haben, seine Wurzeln in einem Traum hat, den wir in einer der Nächte zuvor erlebten. Beispiel: Der Grundgedanke meines ersten Buches war eine Gute-Nacht-Geschichte, die ich für meine Frau improvisierte, als wir in einer lauten Gewitternacht wach lagen. Der Erfolg war übrigens, dass nach Anhören der Geschichte meine Frau friedlich schlief und ich immer noch wach lag und über die Geschichte grübelte. Carpe noctem, könnte ich sagen.

Der Protagonist ist ein 14-Jähriger, der von einer Jugendbande gejagt wird und eher der Zurückhaltende ist. Dieses Motiv trifft man vor allem in Superhelden-Geschichten. Steckt in jedem Jugendlichen ein Held?

Warum nicht? Wenn Du morgens aus dem Haus gehst, kannst Du nicht wissen, was Dir der Tag alles bescheren wird. Als Bilbo Beutlin ganz unhobbitmäßig das Auenland verließ, wusste er auch nicht, was er alles erleben würde. Vielleicht wäre er sonst auch zu Hause geblieben. Wer weiß? Heldsein ist unbequem. Ich persönlich bin keiner. Ich zolle lieber den Helden Respekt. Das ist angenehmer.

Für wen ist dieses Buch geeignet? Nur für Jungen ab 12 Jahre?

Nein, gewiss nicht! Erstens ist die Altersgrenze nicht als verbindlich zu betrachten. Es hängt ganz vom Leser selbst ab. Zweitens haben hier Mädchen die Gelegenheit, einen Blick ins Seelenleben eines Jungen zu werfen und zu sehen, wie „Jungs ticken“, wenn ich das so sagen darf. Jungen und Mädchen bzw. Männer und Frauen sind gleichwertig, aber gewiss nicht gleich. Wäre ja sonst auch langweilig!

Das Buch war innerhalb der WT-Schule, in der Du bist, ein „Gemeinschaftswerk“. Wie haben es die WT-Mitschüler aufgenommen und wer hat wie mitgeholfen?

Das ist unter den Mitschülern noch gar nicht so bekannt! Hilfe fand ich bei Dr. Annette Krapp, 2. HG, die mir u.a. Tipps bezüglich des Verhaltens jugendlicher Gewalttäter gab. Frau Gisela Margull, Deutschlehrerin im Ruhestand, übernahm das Lektorat. Malen und Zeichnen ist absolut nicht mein Hobby – siehe oben. Wenn ich Farben in die Hand bekomme, ist die Katastrophe perfekt. So habe ich Frau Beate Schmitz für das wundervolle Bild, das das Cover ziert, zu danken. Es war Dipl. Des. Claudius Walter, der das Cover insgesamt schuf. Und all diese Leute habe ich in der EWTO-Schule meines Lehrers Sifu Carsten Puzych kennen gelernt, so dass man sagen kann, dass über ihn alle Fäden zusammenliefen.

Bei amazon.de findet man von Dir noch sieben weitere Jugendbücher. Was macht Deinen persönlichen Schreibstil aus? Wie beschreibt man Bücher von Herbert Osenger in wenigen Sätzen?

Es sind eigentlich nur vier Bücher, die ersten drei sind auch als Hörbücher aufgelegt worden. Ansonsten muss man sich auf die Handlung einlassen können, denn es sind Geschichten der fantastischen Literatur. Ich war eben noch nie mit den Realitäten zufrieden. Deswegen gibt es ja auch in Kung-Fu Toby Ausflüge ins Reich der Fantasie. Außerdem versuche ich immer mit einem gewissen Augenzwinkern zu erzählen; ein Schuss Humor sollte stets dabei sein.

Wie sieht Dein nächstes Buchprojekt aus?

Ich habe mehrere. Ich habe einen Vampirroman für Erwachsene verfasst, der in meiner rheinischen Heimat spielt und den ich demnächst veröffentlichen werde. Auch hier ist reichlich Augenzwinkern drin, denn ich nutze die Gelegenheit, mittels der erfundenen Personen so Einiges durch den Kakao zu ziehen– sei es das Schützenwesen oder der katholische Pfarrer, verkaufswütige Banker und Versicherungsleute und so weiter.

Ein weiterer Jugendroman steht kurz vor der Vollendung. Hier gibt es eine abenteuerliche Reise, die in meinem Heimatdorf beginnt und durch „Die Hallen der Unendlichkeit“ führt. Der Titel sagt alles, oder? Beate Schmitz hat mir schon das nächste Coverpainting zugesagt. Und Ideen für weitere Geschichten spuken bereits durch meinen Kopf. Ich bin nirgendwo davor sicher, könnte man sagen. Bedauern muss mich deswegen niemand, im Gegenteil, ich finde es klasse so!

Das Interview führte Sifu Oliver C. Pfannenstiel
Fotos: WT-Schule Kaarst/privat