Unsere WingTsun-Prüfungen laufen eigentlich sehr entspannt ab und unterscheiden sich nur wenig vom normalen WingTsun-Unterricht. Trotzdem bedeutet eine bevorstehende Prüfung für viele von uns eine große Herausforderung und einen harten Kampf gegen die Prüfungsangst. Diesem Kampf müssen wir uns stellen. Und jeder kann ihn mit ein paar Tipps gewinnen.

Meistens breitet sich schon Wochen vor einer Prüfung eine gewisse Anspannung aus. Die Nächte sind unruhig und je näher der Tag kommt, desto häufiger tauchen negative Bilder von der Prüfung in den Träumen auf. Zu jeder Zeit ist die bevorstehende Prüfung das Hauptthema im Kopf. Viele Fragen und vor allem Zweifel kommen hoch. Der Gang zum Training wird von Mal zu Mal ein größerer übler Zwang. Dazu kommen noch körperliche Symptome wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Durchfall usw. Und immer mehr macht sich im Unterbewusstsein die Frage breit: „Wie kann ich mich drücken?“

Oft endet es damit, dass wir es tatsächlich schaffen, uns zu drücken. Allerdings sind wir dadurch nicht glücklicher, sondern werden unzufriedener und fühlen uns als Versager. Um diesen negativen Kreislauf zu durchbrechen, gehen wir ihn nun schrittweise an.

Schritt 1: Ehrlichkeit mit sich selbst

Wir verstecken uns häufig hinter Ausreden wie: „Ich habe keine Lust!“, oder „Ich würde Prüfung machen, wenn ich das Geld/die Zeit hätte.“ Allerdings können wir die Angst nur überwinden, wenn wir sie uns eingestehen. Jeder Mensch hat vor irgendetwas Angst. Und Angst ist nichts für das wir uns schämen müssen, im Gegenteil: Wer ehrlich zu sich selbst ist und sich der Angst stellt, zeigt die wahre Stärke!

Schritt 2: Wovor hast Du Angst?

Um mit unserer Angst umgehen zu können,  müssen wir uns erst einmal bewusst machen, vor was genau wir Angst haben. Meistens haben wir Angst vor den möglichen Folgen der Prüfung. Zum einen kann die Angst vor dem möglichen Nichtbestehen der Prüfung sein, weil wir denken dadurch an Ansehen zu verlieren oder zum Beispiel befürchten, ausgelacht zu werden. Es kann auch Angst vor den Folgen sein, die eintreffen könnten, wenn wir bestehen wie die Position als Vorbild für niedriger Graduierte usw.

Es kann für die Zukunft ganz hilfreich sein, wenn wir uns all unsere Ängste aufschreiben.

Schritt 3: Was passiert im schlimmsten Fall?

Nun malen wir uns einmal den für uns schlimmsten Fall aus und setzten uns damit auseinander. Dann machen wir uns Mut mit den Worten: „Ich werde damit fertig.“ Egal wann und warum wir Zweifel an unserem Vorhaben bekommen, wir programmieren uns positiv und sagen uns immer wieder: „Egal was passiert, ich werde damit fertig.“

Das Beste ist: Der schlimmste Fall tritt meistens gar nicht ein!
Und wenn: „Selbst damit werde ich fertig!“

Schritt 4: Mache Dir einen Plan!

Damit wir bei der Überwindung unserer Angst möglichst wenig Energie verlieren, machen wir uns vorher einen Plan. Wir schreiben uns auf, wo wir jetzt stehen und wie wir uns fühlen und wo wir am Ende unserer Angstüberwindung stehen wollen. Auch Misserfolge planen wir ein, jedoch lassen wir uns nicht mehr unterkriegen und sagen uns immer wieder: „Damit werde ich fertig.“

Sollten wir das Gefühl haben, dass unsere Prüfungsangst zu groß ist und wir es noch nicht schaffen, sie zu bewältigen, können wir die anderen Ängste, die wir aufgeschrieben haben in unseren Plan integrieren und uns hocharbeiten. Wir beginnen also mit der kleinsten Angst und nähern uns dann nach und nach den größeren Ängsten. Wir werden dadurch immer mehr Selbstwertgefühl entwickeln und es fällt uns von Mal zu Mal leichter. Wir haben schon gewonnen, denn wir haben die Angst erkannt und stellen uns ihr!

Schritt 5: Hol Dir Hilfe!

Es kann hilfreich sein, wenn wir mit anderen Leuten über unsere Prüfungsangst sprechen. Vielleicht finden wir zum Beispiel in unserer WingTsun-Schule Mitschüler, die diese Angst schon überwunden haben und uns somit ein wenig inspirieren können, oder einfach verständnisvolle Menschen, die ein offenes Ohr haben. Vielleicht können uns auch Videos oder Bücher zu einer weiteren Dosis Motivation verhelfen.

Schritt 6: Mit negativem Verhalten anderer fertig werden

Leider begegnen uns immer wieder Leute, die uns unseren Erfolg nicht gönnen. Oft versuchen sie, uns Minderwertigkeitsgefühle einzureden. Am besten ist es, diese Personen entweder zu meiden oder sie gleich zur Rede zu stellen und zu fragen, warum sie so negativ sind. Aber ganz wichtig ist es, negative Meinungen nicht an uns heranzulassen.

Mit dieser Vorgehensweise lässt sich nach und nach unsere Prüfungsangst überwinden. Und nicht nur die Prüfungsangst können wir so in den Griff bekommen, sondern jede andere unsere Ängste auch.

Text: Amelie Schmidt

Weitere Tipps enthält das Buch „Die Angst – Techniken zur Angstkontrolle“ von Geoff Thompson, das im EWTO-Verlag erschienen ist.