WingTsun

Auf dem Weg… oder 7 + 7 = 14 = 1. TG

Im Frühjahr 2003 wurden die Eltern von Tim Tegethof durch Freunde auf eine neue Kampfkunstschule für Wing Tsun in ihrem Wohnort aufmerksam gemacht. Auch darauf, dass hier einmal eine Schnupperstunde für die Kids gemacht werden kann.

Tim war sieben Jahre alt und schon damals die „Kampfratte“ der Familie. Er nahm am Schnupperunterricht teil und war begeistert. Die Formen, äußerte der damalige Lehrer, waren „flüssig“, die Motorik gut entwickelt und so begann die Kampfkunstlaufbahn von Tim.

Die ersten vier Schülergrade legte Tim in dieser für ihn ersten Kampfkunstschule ab, bis es dann irgendwie nicht mehr so richtig voranging. Die Motivation schmolz damit dahin und beinahe wäre alles genauso schnell zu Ende gegangen, wie es damals, eigentlich recht vielversprechend, begonnen hatte.
Als letzten Versuch, als Rettung des bisher Erreichten, schlug der Vater ein Probetraining in einer anderen Kampfkunstschule – dieses Mal einer WingTsun-Schule der EWTO – vor. Weil die Motivation aber schon ziemlich im Keller war, versprachen die Eltern ihrem Tim zusätzlich ein Playstation-Spiel seiner Wahl.

Nach dem Probetraining bei Sifu Michael Stieler kam nach langer Zeit endlich wieder ein lachender, fröhlicher, ja glücklicher, Tim aus dem Training. „Volltreffer! Besser geht‘s nicht“, so die Eltern, „Sifu Michael, die Trainingseinheiten, die anderen WT-Schüler, alles war auf einmal toll.“
„Die Motivation erreichte nie gekannte Höhen“, berichtet der Vater, „bemerkenswert war, dass die anderen Schüler – allesamt Erwachsene – diesen „laufenden Meter“ so selbstverständlich aufnahmen. Sie bezogen ihn mit ein und trainierten trotz des Größenunterschiedes ernsthaft mit ihm, d.h. er musste sich behaupten, es wurde ihm nichts geschenkt. Für mich ist das ganz klar eine Leistung von Sifu Michael, vor allem aber auch des enormen Sportsgeists der anderen Schüler. Das Playstation-Spiel war übrigens nie wieder ein Thema in Verbindung mit dem WingTsun-Training.“

Am 21.06.2006 konnte Tim dann seinen 5. Schülergrad ablegen, dem die weiteren im Laufe der nächsten Jahre folgten.

WTW: Tim, woran erinnerst Du Dich besonders gern?
Tim: An meine 9. und meine 10. Schülergrad-Prüfung, die ich 2007 am 12. August bzw. 9. Dezember am Edersee ablegte. Die waren zwar knochenhart, aber super.“
Diese mehrtägigen Ausflüge mit Übernachtung in der Jugendherberge hatten Sifu Michael Stieler (5. PG) und Sifu Ingo Vollmer (5. PG) jeweils gemeinsam organisiert.

WTW: Wo hast Du denn Deine 12. Schülergrad-Prüfung gemacht?
Tim: Auf Schloss Langenzell. Das war ganz schön aufregend. Schon allein die Anfahrt hoch zum Schloss durch den Park. Und dann der Unterricht im großen Trainingsraum mit den Fotos und Urkunden an der Wand. Die Prüfung war bei DaiSifu Thomas Schrön, der am 14. November den Unterricht leitete.

WTW: Wie ging es weiter?
Tim: 2010 im Januar habe ich in Kiel meinen Übungsleiter bestanden. Die Atmosphäre war klasse. So viele Meister auf einmal zu erleben. Aber es war ganz schön kalt in Kiel. Gut, dass der Weg von der WT-Akademie zu den Theorie-Unterrichtsräumen nur kurz war. Zum Frieren hatte ich aber sowieso keine Zeit. Es war viel wichtiger, alles mitzubekommen. Zu Ostern in Wiesenbach beim Trainer-1-Lehrgang war es dann entschieden wärmer.

WTW: War das der einzige Unterschied?
Tim: Nein, in Wiesenbach war noch mehr los, als in Kiel. Außerdem war die praktische Prüfung anders. Toll war natürlich, alle Meister und Großmeister Kernspecht wiederzusehen.

WTW: Am 20. August letzten Jahres hast Du Deinen zweiten Teil der Prüfung auf den 1. TG bestanden.
Tim: Ja. In Kiel bei Großmeister Kernspecht. Ich bin mit meinem SiFu Michael nach Kiel gefahren und wir haben dort zwei Privatstunden bei Großmeister Kernspecht genommen. Wir trainierten ReakTsun in der, glaube ich, kleinsten WingTsun-Schule der Welt. Das war cool. Echt optimal für ReakTsun, weil man keine Chance hatte, durch Schritte auszuweichen. Toll war, dass SiGung ganz viel zu Körperwahrnehmung, wo meine Gliedmaßen sind und so, erklärt hat.

WTW: Wie war die Prüfung?
Tim: Ganz anders, als ich es erwartet hatte.

WTW: Inwiefern?
Tim: Ich hatte eigentlich eher so etwas wie Prügel erwartet. Wir hatten deswegen auch noch einmal alle Schülergradprogramme vorher intensiv wiederholt. Aber SiGung hat aus dem ReakTsun-Programm geprüft, wo es um das weiche Nachgeben ging. Das war bisher das allergrößte Erlebnis meiner bisherigen WingTsun-Laufbahn.

WTW: Hast Du noch andere Hobbies?
Tim: Ich spiele auch Fußball. Aber mir macht eigentlich alles Spaß, was mit Bewegung zu tun hat.

Wie geht’s weiter?

Tims Vater ist davon überzeugt: „Mit der Motivation durch das Erreichte „im Rücken“ werden Tims 1. Lehrergrad ganz sicher weitere Stufen auf der WT-Leiter folgen. Der Weg im WingTsun führt immer weiter, enden wird er nie… Gut so!“

Und in welcher Rolle sieht sich Tims SiFu Michael Stieler? Er möchte seinen Schüler, der seit dem 8. SG sein Privatschüler ist, natürlich weiter auf seinem WingTsun-Weg begleiten und sieht seine Hauptaufgabe zunächst darin, Tims soziale Kompetenz zu stärken. Und in einem sind er und die Eltern von Tim sich ausgesprochen einig: Lässt Tim die Schule schleifen, gibt es keine Privatstunden mehr bei ihm.

Der 15-jährige Tim selbst möchte in der näheren Zukunft gerne als Jugendtrainer seinem SiFu assistieren und mit seiner Motivation anderen Jugendlichen ein Vorbild sein. Deshalb plant er auch, sich zum Kids-WingTsun- und EWTO-Gewaltpräventions-Fachtrainer auszubilden zu lassen. Sein großer Traum ist WingTsun-Lehrer als Beruf.

Text: Tegethof/WTW
Fotos: WT-Akademie Kassel-Mitte/hm