WingTsun

WingTsun für ältere Menschen – ein lehrreiches Wochenende

An dem Wochenende vom 19./20.11.2016 fand in der WT-Akademie Küsnacht in der Schweiz ein Lehrgang zum Thema „WingTsun für ältere Menschen“ statt. Der Lehrgang wurde von Sifu Samuel Lutz gehalten, der neben dem 4. HG WingTsun auch ausgebildeter Physiotherapeut ist. Wir – Mario Berger und Sascha Wiederkom – interessieren uns schon seit einiger Zeit dafür, wie man WingTsun für ältere Menschen anpassen sollte, um auch diese Zielgruppe anzusprechen.

 

Daher waren wir freudig überrascht, als Großmeister Oliver König – unser SiFu, der von unserem Interesse weiß – uns vier Tage vor dem Lehrgang informierte, dass es die Möglichkeit gäbe, einen Lehrgang zu diesem Thema in der Schweiz zu besuchen. Wir warfen kurzfristig alle Pläne für das Wochenende um, buchten Flug und Quartier und flogen am Freitagabend nach Zürich.

Samstag, 19. November 2016

Wir waren 25 Minuten vor Lehrgangsbeginn vor Ort. Die Akademie ist sehr schön und bildet ein tolles Ambiente für solch einen Lehrgang. Schon bei unserem Eintreffen herrschte reges Treiben und bereits zehn Minuten vor Unterrichtsbeginn waren alle Teilnehmer – aus insgesamt drei Nationen – bewaffnet mit Block und Kugelschreiber voller Wissbegier auf ihren Sitzplätzen.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Sifu Regula Schembri startete der Vortrag von Sifu Samuel. Zu Beginn wurden uns in einem Theorieblock die „Prinzipien des Bewegungsapparates“ und die anatomischen Hintergründe der Core Stability näher gebracht. Außerdem wurde uns sehr gut erklärt, welche Unterschiede es zwischen Core Stability und Core-Training gibt. Zu diesem Thema machten wir dann auch einige praktische Übungen, wobei wir überrascht waren, wie schwer uns die korrekte Ansteuerung fiel. Sifu Samuel instruierte und korrigierte jeden Einzelnen. Dennoch war die Umsetzung alles andere als einfach und wirklich sehr anstrengend. Der Unterschied zwischen richtiger Stabilisation und der meist verwendeten kompensatorischen Fixation wurde uns vor allem bei Drücken/Ziehen-Übungen klar.

Am Nachmittag folgte Sifu Samuels Steckenpferd: das große Kapitel der Sturzprävention. Hierzu wurde hauptsächlich praktisch mit vielen anwendbaren Übungen in unterschiedlichen Ausgangspositionen gearbeitet. Erstes Thema waren Schutzreaktionen (Cross Step) und mögliche Alternativen dazu aus der WingTsun- Schrittarbeit. Danach wurden mittels Basis-Rollübungen, die die Vorarbeit für das richtige Abrollen bei Stürzen bilden, erste Erfahrungen am Boden gesammelt. Dies wurde in unterschiedlichen Höhen geübt. Das „korrekte Fallen” war für alle eine Herausforderung, die zeigte, dass auch wir noch oft üben müssen.

Sonntag, 20. November 2016

 

Am zweiten Tag starteten wir mit dem gleichen Elan wie am Vortag. Thema war vor allem das sensomotorische Lernen im Alter und im WingTsun. Sifu Samuel brachte uns hierzu erst einmal die Grundbegriffe der Neurophysiologie näher. Vor allem die Aufgabenverteilung zwischen Großhirn und Kleinhirn war ein wichtiger Punkt dabei.
Im Praxisteil wurde anhand einiger Beispiele an der Umsetzung des zuvor Besprochenen gearbeitet, insbesondere wie Großhirnsteuerung vermieden und Kleinhirnaktivität durch unterschiedlichste Trainingsansätze gefördert werden kann.
Des Weiteren wurde die Unterrichtsdidaktik und der Aufbau einer Unterrichtseinheit erläutert sowie auf einfache Zellphysiologie und den „Jungbrunnen des Lebens“ eingegangen.

Wir schlossen den Lehrgang mit einer offenen Diskussion darüber ab, wie und über welche Wege man diese neue Zielgruppe ansprechen könnte.

Zusammenfassend fanden wir den Lehrgang äußerst bereichernd. Sifu Samuel meisterte den Spagat hervorragend und vermittelte einerseits sehr viel Hintergrundinformation und ließ trotzdem viel praktisch üben, so dass der Lehrgang nie langweilig wurde und die Zeit schnell verging. Er versprühte trotz gerade erst überstandener Grippe stets eine sehr positive Energie, von der wir uns mitreißen ließen.

Hervorheben wollen wir auch die herzliche Art, mit der uns GM Giuseppe in Küsnacht empfing. Er schaute während des Wochenendes öfters vorbei und verfolgte voller Interesse große Teile des Lehrgangs mit. In den Pausen hatte er stets ein offenes Ohr für jeden.

Text: Mario und Sascha
Fotos: EWTO-Akademie Küsnacht