WingTsun

Versammelt die Mannschaft: Körpereinheit in der ChamKiu

Dieses Mal betrachten wir eine der großen sieben Fähigkeiten, die auch in der zweiten Form eine wichtige Rolle spielt. Es geht um unsere Körpereinheit. Wenn wir es schaffen, dass alle unsere Muskeln genauso angesteuert werden, wie wir es brauchen, sind wir in der Lage, Berge zu versetzen. Wir verraten euch, wo das schon in der ChamKiu vorkommt.

Wir bewegen unseren Körper beim Formentraining erst in der zweiten Form ganz. Jetzt kennen wir schon ungefähr die wichtigsten einzelnen Bewegungen als Abläufe und versuchen nun, sie zu koordinieren.

Körperarbeit unterstützt die Bewegungen im WingTsun.

Beispielsweise wenden wir uns mit einem LaanSao, der zu Bong/Wu wird, oder wir machen nach einem gekonnten Uppercut eine Wendung zurück in den IRAS und verwandeln unseren Arm in FookSao.

Diese Bewegungen haben eine Gemeinsamkeit: Alle erfolgen nicht nur aus den Armmuskeln, sondern der ganze Körper arbeitet im Hintergrund mit.

Stellt es euch wie beim Tauziehen vor. Die Mannschaft ist nur erfolgreich, wenn alle an einem Strang ziehen und ihre Kräfte bündeln.

Genauso ist es mit unserer Kraft. Schaffen wir es, die verschiedenen Mannschaftsspieler (Muskeln) so anzusteuern, dass sie als eine Einheit zusammenarbeiten, können wir vielmehr Kraft aus unseren Bewegungen herausholen.

Der Uppercut in der ChamKiu erfolgt deswegen nicht nur aus dem Arm, sondern erhält durch die Drehung von 45° auf 90° noch zusätzlich Power. Durch die Aktivierung unserer Rumpfmuskulatur beteiligen sich nämlich ein paar Spieler mehr am Spiel, wodurch es uns möglich ist, „spielerisch“ den Gegner auszuschalten.

Ebenfalls mit Körpereinheit: der springende Fauststoß

Auch beim „springenden Fauststoß“ gegen Ende der Form macht sich unsere Körpereinheit hoffentlich bemerkbar. Versuchten wir, den Schlag des Gegners zu keilen und dafür nur unsere Armmuskeln nutzen, dann artete das in eine ganz schön schlimme Plackerei aus.

Lieber auf die vorhandenen Reserven des Körpers zurückgreifen. Durch geschickte Rotation im Körper aktivieren wir wieder zusätzliche Muskelgruppen. Der Gegner fliegt quasi wie von selbst davon. Na ja, ein bisschen Übung braucht es schon.

Körpereinheit gezielt trainieren

Hier eine einfache Partnerübung: Ihr begebt euch beide in einen festen Stand voreinander. Dann greift ein Partner den anderen. Derjenige, der festgehalten wird, versucht nun den anderen zu ziehen bzw. zu stoßen. Aber Vorsicht: Nicht zu viel stoßen/ziehen, denn ihr wollt schließlich euer eigenes Gleichgewicht nicht riskieren. Dies kann der andere überprüfen, indem er einfach die Arme des Partners loslässt. Fallt ihr dann nach vorn bzw. hinten, habt ihr eher mit eurem Körpergewicht gearbeitet. Versucht es noch einmal mit eurer Körperkraft, die ihr aus der gezielten Ansteuerung der verschiedenen Beuge- oder Streckmuskeln gewinnt. Ihr werdet bald merken, wie sich eure Struktur und eure Körpereinheit verbessern.

In diesem Sinne: Fleißig ziehen und drücken.

Text: Sadek Radde
Fotos: mg