EWTO

Schulleiter stellen sich vor: Sifu André Hofmann

Mit der Vorstellung von Sifu André Hofmann möchten wir den Startschuss für weitere Artikel aus der Reihe „Schulleiter stellen sich vor“ geben. Hier können Schulleiter sich zu Fragen über sich, ihren WingTsun-Werdegang, ihre Schule, ihre Vorlieben und Hobbys äußern. Wir werden in lockerer Folge weitere EWTO-Schulleiter-Porträts auf der WingTsunWelt online veröffentlichen und damit ihren Bekanntheitsgrad steigern. Wer Lust hat, dabei zu sein, um sich und seine Schule vorzustellen, kann sich gern bei der WingTsunWelt-Redaktion melden. Dort gibt es dann mehr Informationen für den weiteren Ablauf. Wir freuen uns auf euch und stehen bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite!
Nun viel Spaß beim Lesen dessen, was Sifu André Hofmann über sich und seine EWTO-Schulen in Auerbach und Glauchau berichtet …

Zur Person Sifu André Hofmann:

Alter 43
Graduierung 4. HG (TG) WT
Weitere
WT-Qualifikationen             
Fachtrainer Kids-WingTsun, Gewaltprävention sowie
für Frauenselbstbehauptung; BlitzDefence; Übungsleiter ChiKung
Mit WT begonnen 1994
Schulleiter seit 1999
WT-Lehrer und SiFu Großmeister Keith R. Kernspecht
Ausbildung/Beruf Dipl. Ing. (FH) Geodäsie (Vermessungsingenieur)
Hobbys neben dem WT Fotografieren und meine Katzen
Lieblingsfilm Matrix (alle Teile)
Lieblingsmusik Joy Division, Depeche Mode, Die Art, Rammstein
Lieblingsbuch Till Lindemann „In stillen Nächten“
Lieblingsspeise Rumpsteak mit Grillgemüse
Lieblingsurlaubsziel Zypern und Dänemark
Ein schöner Tag ist für mich,
wenn …
… die Sonne scheint und ich gesund und munter bin!
 Mein WT-Motto Geht nicht, gibt’s nicht!

 

Zur WT-Schule:

Größe des Ausbilderteams 8
Ort Auerbach (seit 1999)/Glauchau (seit 2004)
Unterrichtsangebot WT Erwachsene sowie WT-Kindertraining
Anteil Männer/Frauen/Kinder 40 %/10 %/50 %
Termine pro Woche insgesamt 4 x Erwachsene; 4 x Kinder
Anzahl Techniker 5

 

Interview:

 

WTW: Wie bist du zum WT gekommen?

Sifu André Hofmann: Ich bin eher durch Zufall zum WT gekommen. In den ersten Jahren nach der Wende schossen im „Osten“ Kampfsportschulen wie Pilze aus dem Boden. Ich hatte wie fast jeder Kampfsportbegeisterte in der DDR mit Judo begonnen. Ich schaute mir einiges an – bis ein Freund von mir sagte, dass er jetzt zum WingTsun geht. Ich bin mitgegangen und habe mir das einmal angeschaut. Es stellte alles andere in den Schatten. Es war einfach, effektiv, schnell und direkt. Das beeindruckte mich sehr und ich meldete mich an und bin seitdem dabeigeblieben.

Warum bist du Schulleiter geworden?

Ich hatte schon oft beim Training assistiert und auch hier und da einmal meinen SiHing vertreten. Dabei merkte ich, dass mir das Unterrichten viel Spaß macht und nebenbei mein eigenes Verständnis des WT durch die ständigen Fragen der Schüler enorm wuchs.

 

Du hast einmal eine Zeit lang auf Schloss Langenzell trainiert. Wie war diese Zeit?

Da ich nach wie vor meine Schulen nebenberuflich betreibe, war es mir nur möglich, am Wochenende am Training dort teilzunehmen. Dies machte ich dann auch 2-mal im Monat. Einfacher Anfahrtsweg waren 400 km. Aber ich habe keinen einzigen Autobahnkilometer je bereut.

Das lief meist so ab, dass wir (mein Trainingspartner Ralf und ich) damals am Freitag den Vormittagsunterricht auf dem Schloss besuchten und nachmittags noch zu Sifu Jörg Kilian zum Privatunterricht fuhren. Samstag und Sonntag wurde dann wieder auf Schloss Langenzell trainiert und Sonntag ging es zurück nach Hause.

Durch den Unterricht an der Quelle verbesserte sich mein WingTsun erheblich. Dies merkten damals auch meine Schüler und die Mitgliedszahlen wuchsen ständig. Ich lernte zudem interessante Menschen kennen. Es entwickelten sich Freundschaften, die bis heute Bestand haben. Das Training – damals von DaiSifu Thomas Schrön, inzwischen ist er ja Großmeister, und DaiSifu Bernd Wagner (†) – war immer angenehm fordernd und lustig. Dies hatte enormen Einfluss auf die Eigenmotivation.

DaiSifu Rainer Tausend ist öfter bei dir zum Lehrgang. Wie hast du ihn kennengelernt?

Es war im Jahre 2005. Da hat es der Zufall gewollt, dass ich DaiSifu Rainer Tausend kennenlernen durfte. Wir hatten ein sehr interessantes Gespräch auf einem Schulleitertreffen. Nach einigen E-Mails und Telefonaten kam er dann das erste Mal zu mir nach Auerbach, um einen Lehrgang abzuhalten. Ich war von seiner ruhigen und sehr wissenschaftlichen Unterrichtsweise sofort total begeistert! Er konnte alles mit Hilfe von Physik und Geometrie perfekt erklären. Das war für mich als Diplomingenieur einer technischen Studienrichtung natürlich ein Genuss. Das fanden auch meine Schüler! DaiSifu Rainers Korrekturen waren zum Teil minimal und es funktionierte am Ende alles zu 100 % besser. Aus diesem Lehrgang entstand ein freundschaftliches Lehrer/Schüler-Verhältnis.
Er war es übrigens auch, dem ich meine Ernennung zum Sifu im Jahre 2007 verdanke.

 

Du hast am ersten Durchgang der Leadership-Ausbildung teilgenommen. Beschreibe doch kurz deine Erfahrungen.

Die bisher beste Erfindung der EWTO war und ist die Leadership-Ausbildung. Ich war beim ersten Durchgang dieser Veranstaltung mit dabei und machte Leadership 1 bis 4 damals in der Manfred-Sauer Stiftung mit. Es wurde sehr viel „Know-how“ für die Schulleiter vermittelt – sowohl theoretisch als auch praktisch.
Der Aufbau der Schulung war wirklich gelungen; denn durch die kurzen Pausen zwischen den nicht allzu langen Unterrichtsteilen war ein ermüdungsfreies Lernen über den gesamten Tag möglich.
Ich versuchte immer gleich, das Gelernte in die Praxis des Unterrichts bzw. des Schulalltags und auch in die Gegebenheiten meiner Schule umzusetzen. Mit Erfolg!
Ich fand gerade die Pausen einen sehr wichtigen Bestandteil der Schulung. Das klingt jetzt vielleicht etwas komisch … ich weiß. Aber in eben diesen Pausen konnte man sich gut mit „Gleichgesinnten“ austauschen und man merkte, man ist als Schulleiter nicht allein und alle kämpfen mit ähnlichen Problemen.

Diese Leadership Ausbildung war für mich enorm wichtig!

Ich trug mich immer mit dem Gedanken, in Auerbach mit meiner Schule umzuziehen. Durch das in der Leadership-Ausbildung vermittelte Wissen machte ich das Ganze sehr systematisch und überlegt, wo ich sonst eher so der spontane Typ bin. Ich suchte über ein Jahr nach geeigneten Räumen und dann fand ich sie. Jetzt hat das EWTO-Zentrum Auerbach ein angemessenes Zuhause. Nebenbei bemerkt, meine vorherige Schule war insgesamt so groß, wie jetzt meine Umkleideräume sind …
Eine weitere Maßnahme, die ich sofort umsetzte, war die Umstrukturierung meines gesamten Ausbilderteams. Es waren fortan nur noch Leute dabei, die sich mit der Leadership-Idee angefreundet hatten und für die „Weiterbildung“ kein Fremdwort war. Ich muss an dieser Stelle meinem Ausbilderteam einmal Danke sagen. Ohne sie wäre ich jetzt nicht dort, wo ich mit meiner Schule bin.
Auch der einmal im Jahr stattfindende Leadership-Kongress ist ein fester Termin in meinem Kalender. Es ist fast so, wie wenn man zum „Klassentreffen“ fährt. Aber auch hier werden natürlich in ersten Linie Neuerungen und Informationen an die Schulleiter verteilt, die diese umsetzen können. Es ist meiner Meinung nach sinnvoll, wenn jemand eine Schule eröffnen will, dass er zwingend am Leadershi-Programm teilnimmt. Was Besseres kann ihm gar nicht passieren!

Was haben dir die Fachtrainerausbildungen für Kids-WingTsun, EWTO-Gewaltprävention und Selbstbehauptung/-verteidigung für Frauen gebracht?

Die Inhalte dieser drei Schulungen sind für mich untrennbar miteinander verbunden. Sie bilden in ihrer Gesamtheit eine wunderbare Möglichkeit, Umsatz für die Schule zu generieren, Nachwuchs zu fördern und sich gleichzeitig in der Region einen Namen zu machen.
Begonnen habe ich mit diesem Ausbildungsblock 2006 mit der Teilnahme am Seminar „EWTO-Gewaltprävention“ bei DaiSifu Roy Schirdewahn. Ich muss offen zugeben, dass ich damals das dahintersteckende Potenzial noch gar nicht erkannte.
Zu jener Zeit machte ich noch keinen speziellen Unterricht für Kinder, da ich nicht so richtig ans Kindertraining ranwollte. Es gab hier und da zwar immer wieder Kinder, die ich unterrichtete, aber eher im Rahmen eines „Familientrainings“ in meiner Schule. Die kamen dann meistens mit ihren Eltern, die bei mir Mitglieder waren, und mussten die gleichen Programme trainieren wie die Erwachsenen.

 

Bestes Beispiel dafür ist unsere Vanessa. Ich wusste damals nicht so recht, ob ich sie mit ihren fünf Jahren wirklich in meiner Schule aufnehmen sollte. Wir brauchten beide eine Art Probezeit. Witzig war, dass ihr Vater sie immer gern nach dem Training abholte und natürlich wissen wollte, was sie denn gelernt habe. Und so begab es sich, dass der Papa anfing, sie etwas zu ärgern und plötzlich machte es „bumm"! Und er fand sich auf dem Hosenboden wieder. Das war dann auch der Tag, an dem er sich bei mir in der Schule anmeldete. Fortan kamen die beiden dann immer im Doppelpack zu Training. Ich schrieb weiter oben unsere Vanessa; denn jeder kümmerte sich um unser Nesthäkchen. Mittlerweile sind beide fester Bestandteil meines Ausbilderteams und Fachtrainer für Kids-WingTsun. Nebenbei bemerkt ist Vanessa mittlerweile 1. HG im WT und ihr Vater bereitet sich auf den 2. HG vor.

Erst im Jahre 2008 besuchte ich endlich die Schulung zum Kids-WingTsun-Fachtrainer bei DaiSifu Peter Thietje, ausgelöst durch die Motivation vom Leadership. Ich muss sagen, dass war ganz schön viel Stoff ist, um das Ganze an einem Wochenende zu behandeln. Aber man kann es schließlich nachbearbeiten, und die beste Theorie versteht man ja bekanntlich erst in der Praxis.
Nach diesem Lehrgang hatte ich nun zwei tolle Werkzeuge in der Hand: Mit EWTO-Gewaltpräventionskurse konnte ich in der Öffentlichkeit die Kinder und Eltern erreichen und mit dem Kids-WingTsun konnte ich die Kinder angemessen unterrichten.
Anschließend ging es auch rasch daran, eine Kids-WingTsun-Gruppe zu eröffnen. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich hätte nie gedacht, dass es so schnell gehen würde und ich bald darauf eine zweite Gruppe zu bilden hatte. Ausgelöst durch den Erfolg der Kindergruppe konnte ich Vanessa und ihren Vater dazu motivieren, ebenfalls die Schulung bei DaiSifu Peter Thietje zu besuchen.

 

Mittlerweile haben wir zwei Kindergruppen, eine Teenie-Gruppe und unsere Kampfzwerge von 4 - 6 Jahren. Die sind auf Eigeninitiative von Vanessa und ihrem Vater entstanden.

Nebenher führen wir seit Beginn des Kindertrainings auch immer wieder EWTO-Gewaltpräventionsschulungen an verschiedenen Einrichtungen in unserer Umgebung durch. Ein Highlight war, dass ich als freier Dozent in einer Grundschule vier Jahre lang das Fach „GewPrä“ unterrichtete, das dort zum Stundenplan der 1. Klasse gehörte.

Im Jahre 2013 besuchte ich dann zum zweiten Mal den Kursus Fachtrainer Frauen-Selbstbehauptung bei Sifu Sabine Mackrodt. Das erste Mal weiß ich gar nicht mehr, wann das war, aber es war noch auf Schloss Langenzell. Damals hatte ich den Kursus aber nie abgeschlossen. Das wollte ich nun aber unbedingt nachholen. Die Motivation dafür war, dass ich verstehen wollte, wie sich eine Frau in einer Selbstverteidigungssituation fühlt. Bei Männern das zu verstehen, war einfach, da ich ja selbst einer bin. Sifu Sabine konnte das durch ihre lockere Art dann sehr verständlich rüberbringen. Ich verfasste noch am selben Wochenende meine schriftliche Hausaufgabe, um den Fachtrainer abzuschließen.

Als Fazit aus diesen drei Bausteinen ziehe ich für mich, dass die Inhalte relativ gleich sind, nur für unterschiedliche Altersgruppen und Geschlechter aufbereitet. Man ist in der Lage ohne weitere große Vorbereitung sofort einen Kursus abzuhalten, indem man einfach Teile herauszieht. Ich habe auch schon Kids-WingTsun im Frauenkursus gemacht. Hat super funktioniert!
Auch hier, durch diese Möglichkeiten zur Fachtrainer-Qualifikation spiegelt sich die Professionalität unseres Verbandes super wieder.

Wie hast du begonnen, die WT-Schule im Landkreis bekannt zu machen?

Ich habe viel probiert: über Zeitungsanzeigen, Plakate und Flyer verteilen. Am besten kommt aber die „Mund-zu-Mund“-Propaganda an.

Welche Übungen kommen am besten in deinem Unterricht an?

Schlagdrills und BlitzDefence bei den neuen Mitgliedern und bei den „alten Hasen“ das Innere WT.

 

Mit welchen Eigenschaften siehst du dich selbst als WT-Lehrer?

Als WT-Lehrer muss man Motivator und Entertainer sein. Auch sollte man der Teamleader und nicht der Boss sein.

Was bedeutet das Unterrichten für dich?

WT zu unterrichten, ist für mich jedes Mal eine neue Herausforderung. Aber es macht mir Spaß, mein Wissen mit interessierten Menschen zu teilen.

Was sind deine Ziele im WT?

Für mich persönlich ist das nächste Ziel der Meistergrad im WT. Weiterhin möchte ich das mein Ausbilderteam genauso motiviert, bleibt wie es ist. An dieser Stelle: „Ein großes DANKE!“

Was willst du den Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben?

Seid motiviert und bildet euch weiter! Und zum Schluss noch der kürzeste WT-Witz:
„Ich kann’s.“ …

Vielen Dank für das ausführliche Interview und weiterhin viel Erfolg und Spaß mit deinen Schulen und natürlich WingTsun.