WingTsun

Schlagdistanz ist Gleichzeitigkeitsdistanz – einen Kampf mit dem Gegner beenden

Diesmal befassen wir uns mit der zweiten Distanz im Kampf: der Schlagdistanz. Wenn der Gegner schon so weit gekommen ist, dass er uns mit der Faust erreichen kann, haben wir mächtig verschlafen. Wie wir uns trotzdem noch schützen können, das verraten wir euch im nachfolgenden Artikel.

Am Anfang lernen wir im Training außer der ersten Form sogenannte Gleichzeitigkeiten. Die ersten drei setzen sich aus den drei Grundbewegungen Taan-, Gaan- bzw. PaakSao jeweils mit einem Fauststoß gepaart zusammen.

Abwehr und Konter in einem Konzept: Gleichzeitigkeiten im WingTsun

Sie helfen uns, in der Distanz, in der uns ein gegnerischer Fauststoß treffen könnte, einen möglichen Angriff des Gegners abzuwehren und dabei gleichzeitig einen Angriff zu auszuführen, der den Aggressor ausschalten soll.

Es ist wichtig, zu beachten, dass wir uns in einer gefährlichen Distanz befinden. Der Angreifer könnte uns jederzeit mit einem Stoß zum Gesicht oder Bauch attackieren und treffen. Deswegen solltet ihr auf jeden Fall eure Schutzposition und einen stabilen Stand einnehmen.

Wenn der Gegner uns mit seinem Fauststoß treffen kann, dann gilt dasselbe auch für uns: unser Fauststoß wird ihn auch treffen. Deswegen sind die Gleichzeitigkeiten hier perfekt geeignet, um diese gefährliche Situation richtig zu handhaben. Dies gilt natürlich nur, wenn wir es nicht geschafft haben, aus welchen Gründen auch immer, uns in unsere BlitzDefence-Position zu bringen.

Der Angriff des Gegners bietet eine Lücke, die wir sofort nutzen.

Erfolgt nun ein Stoß zu unserem Brustkorb oder Gesicht, können wir ihn mit einem PaakSao oder TaanSao nur abwehren. Aber dabei belassen wir es nicht. Wir lassen gleichzeitig unseren Konter erfolgen. Diese Gleichzeitigkeit verschafft uns den Vorteil, dass wir einen Treffer landen können, während unser Gegner nicht damit rechnet. Wir beschränken uns nicht auf die Abwehr, sondern nutzen die Lücke, die uns der Gegner bietet, um sofort anzugreifen.Im Idealfall beenden wir also die Auseinandersetzung gleichzeitig mit dem Gegner: Sein Angriff erfolgt zeitgleich mit unserem Konterangriff. Ist seine Bewegung beendet, ist auch unsere Bewegung beendet. Neben dieser Gleichzeitigkeit mit dem Gegner haben wir die gleichzeitige Koordination unseres Angriffs und unserer Abwehr.So entscheidet also unser Gegner über den Zeitpunkt unseres Angriffs und auch über die Art und Weise. Je nach Kontaktpunkt außen oder innen wird unsere Abwehr zu TaanSao oder PaakSao. Bei einem tiefen Stoß, der unseren Arm außen berührt, wenden wir GaanSao an. Wir drücken uns am gegnerischen Widerstand in eine Wendung und damit in Sicherheit. Wir nutzen seine Kraft außerdem gleichzeitig für einen Gegenschlag, der die Auseinandersetzung beendet.

Somit können wir durch die Gleichzeitigkeit von Angriff und Abwehr, diese brandgefährliche Situation zu unseren Gunsten lösen. Natürlich wäre es besser, wenn wir es zuvor geschafft hätten, die Fäuste des Gegners abzudecken, wie wir es aus den Blitz-Programmen kennen und dort lernen. Ist aber nicht immer möglich. Dennoch haben wir mit den Gleichzeitigkeiten eine Chance, uns zu wehren, was allerdings einige Übung erfordert.

Deswegen gilt einmal mehr: Train Hard – Fight Easy!

Text: Sadek Radde
Fotos: mg