EWTO

Nachruf auf Ehlias Ehlert

Nach langer, schwerer Krankheit verstarb am 26.10.22 Ehli Ehlias Ehliano Ehlert, 5. MG h.c. WT.

WingTsun-Lehrer, Philosoph, Erfinder, Bodybuilder, Pionier, Unternehmer, spiritueller Mentor, Idealist, Mode-Designer, Friedensaktivist, Visionär – Ehlias war einer dieser seltenen, ganz besonderen Menschen, denen man nur ein einziges Mal begegnen muss, um sich für immer an sie zu erinnern.

Ehlias Ehlert wurde das abwechslungsreiche Leben gleichsam in die Wiege gelegt. Als Sproß einer niederländischen Artisten-Familie war er in seiner Kindheit und frühen Jugend ständig auf Achse. An über 170 Umzüge konnte er sich erinnern! Auch wenn sein Vater nicht wollte, dass er selbst eine Karriere als Artist einschlug, trainierte er trotzdem nach den äußerst effizienten Methoden, die seit Generationen in der Familie weitergegeben wurden. Ehlias entwickelte diese zu seinem eigenen System weiter, das er später als „Natural Body Building“ in Hamburg unterrichtete.

Der bekannte Hamburger Escrima-Lehrer und Sicherheitsunternehmer Bernd Schubert erinnert sich noch genau, wie er damals zum ersten Mal durch Zufall auf Ehlias aufmerksam wurde, als er im gleichen Fitness-Studio eines Hotels Escrima unterrichte, in dem Ehlias sein Body Building unterrichtete. Bernd war gleich beeindruckt von dessen imposanter Physis. Als er erkannte, dass Ehlias erstaunliche Ganzkörperkraft mit bemerkenswerter Geschmeidigkeit, Ausdauer und Beweglichkeit vereinte, wollte er unbedingt dessen Trainingssystem kennenlernen. Ehlias war sofort einverstanden, sein Wissen mit Bernd zu teilen und im Gegenzug von Bernd Schubert Escrima zu lernen. Über Bernd lernte Ehlias Thomas Roggenkamp kennen, einer der damals höchstgraduierten WingTsun-Lehrer der EWTO, der in Hamburg mehrere WT-Schulen betrieb.
Hier entdeckte Ehlias seine große Leidenschaft, die ihn Zeit seines Lebens nicht mehr loslassen würde: WingTsun! Am 1.7.1994 trat er in die EWTO ein.
Kurze Zeit später, 1995, traf Ehlias während eines Lehrgangs in Livorno auf GM Giuseppe Schembri. Eine Begegnung, die seinem Leben erneut eine große Wende geben sollte. Noch im gleichen Jahr zog Ehlias nach Küsnacht, um sich dort ganz dem WingTsun-Studium unter GM Giuseppe zu widmen. Über 20 Jahre blieb er in Küsnacht und fand dort ein neues Zuhause, auch wenn er gerne und viel in der ganzen Welt unterwegs war. Großmeister Giuseppe erinnert sich gerne an diese Jahre, in denen Ehlias ein nicht wegzudenkendes Mitglied der Schweizer WT-Familie war: „Ehlias trainierte stets fleißig und wenn er in Küsnacht war, ließ er keinen einzigen Unterricht ausfallen. Er setzte sich immer sehr für die Küsnachter Schule ein. Er unterrichtete sein Konzept des Natural Bodybuildings. Hier hatte er unglaublich viel Erfahrung und kannte großartige Übungen. Wenn irgendetwas zu machen war, erledigte er es. Man konnte auf ihn zählen.“
Ehlias war ein äußerst vielseitig interessierter und talentierter Mensch. In Hamburg hatte er die allerersten Fitness-Studios eröffnet, in denen rund um die Uhr trainiert werden konnte. Damals eine Revolution in der Fitness-Branche! Teilweise waren seine Studios mit Trainingsgeräten ausgestattet, die er selbst konzipiert und gebaut hatte. Da er seine eigenen Kleider machte, fiel er überall auf den ersten Blick auf. Zu Beginn seiner Zeit in Küsnacht war er ganz in schwarz gekleidet und trug stets einen schwarzem Hut. Mit dieser Erscheinung hielten ihn die Leute für den Meister der Schule.
Ehlias war immer auch ein philosophischer und spiritueller Mensch, dem es um das große Ganze ging. Zeit seines Lebens war es ihm ein Anliegen, diese Welt zu einer besseren zu machen. Durch seine offenherzige, unerschütterlich freundliche Art und sein freundliches und frohes Wesen, mit dem er völlig vorbehaltlos allen Menschen gegenübertrat, hat er dazu ohne Zweifel einen Beitrag geleistet.
Zwei kleine Anekdoten unterstreichen, was für ein außergewöhnlicher Mensch er war:

  •  Ehlias kannte den König von Tonga persönlich und unterrichtete dessen Bodyguards im WingTsun. Als „Nationaltrainer“ für Tonga vertrat er in der Südsee die entfernteste Dependance der EWTO.
  •  Als Ehlias einmal einen Lehrgang auf Schloss Langenzell besuchen wollte, war er einen Tag vorher angereist. Da er es liebte, im Freien zu übernachten, hatte er kein Hotel gebucht. Anfang Dezember! Er verbrachte die ganze Nacht vor dem Schloss. Um sich warm zu halten, machte er Kettenfauststöße mit Vorwärtsschritten. Natürlich nahm er am nächsten Tag am Lehrgang teil.

Seine letzten Jahre verbrachte Ehlias mit seiner Lebensgefährtin Marlies in Hamburg oder auf einer der vielen Reisen, die sie gemeinsam im Wohnmobil unternahmen. Oft überwinterten sie mehrere Monate auf den Kanaren oder in Portugal. Vor einem Jahr begann sich Ehlias Gesundheitszustand zunehmend zu verschlechtern. Während dieser ganzen Zeit kümmerte sich Marlies liebevoll und aufopfernd um ihn. Am 26.10.22 starb Ehlias im Alter von 77 Jahren.