Move your Body – and your Mind: Beweglichkeit im WingTsun
Dieses Mal widmen wir uns einer weiteren erforderlichen Fähigkeit im WingTsun: der Beweglichkeit. Hier erfahrt ihr, wie wir unsere Beweglichkeit durch das WingTsun-Training verbessern und warum sich Beweglichkeit nicht nur auf den Körper beziehen muss.
WingTsun bringt uns einen mehrfachen Nutzen:
- Es stärkt selbstverständlich unsere Selbstverteidigungsfähigkeit,
- es fördert unsere Gesundheit und Beweglichkeit und
- sorgt auch im privaten und beruflichen Leben durch mehr geistige Beweglichkeit für ein selbstbewussteres und sichereres Auftreten.
Hier soll es in erster Linie um die körperliche Beweglichkeit gehen.
Was heißt eigentlich Beweglichkeit im WingTsun?
In unserem WingTsun wird die Beweglichkeit zusammengefügt aus Gewandtheit und Geschicklichkeit. Dabei ist für die Gewandtheit der Rumpf zuständig und die oberen (Arme, Hände) und unteren (Beine, Füße) Extremitäten bringen die Geschicklichkeit mit in den Kampf.
Trainiert wird die Beweglichkeit in den Soloformen. In der SiuNimTau fallen einem dazu die Armbewegungen als Erstes ein. Bei der ChamKiu kommen die Beine mit den Schritten und Tritten hinzu. Erst in der BiuDjie fallen die Rumpfbewegungen wirklich ins Auge. Aber das darf nicht heißen, dass das Rumpftraining am Anfang vernachlässigbar ist. Die Grundsätze für die Beweglichkeit im WingTsun fordern sie von Anfang an ein:
- Das Bewegen muss „natürlich“ – im Sinne von „zweckmäßig, funktionsgerecht“ – sein.
- Das Bewegen muss entspannt sein.
- Rumpftraining muss vor Arm- und Beintraining erfolgen.
Tolle Flexibilität, aber ein Slant-Kick – aus der ChamKiu – in dieser Höhe verschenkt Reichweite und Treffsicherheit
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Es sei noch angemerkt: Beweglichkeit ist nicht mit extremer Dehnfähigkeit gleichzusetzen. Es geht beim Beweglichkeitstraining im WingTsun nicht um akrobatische Leistungen – keine Spagate oder Tritte zum Kopf. Das sieht zwar spektakulär aus, ist aber nicht zwangsläufig auch zweckmäßig. Deshalb werden beispielsweise alle Tritte in der ChamKiu maximal auf Hüfthöhe gemacht. Hier erzielt ihr die größte Reichweite und unabhängig von der Größe des Gegners auch Treffersicherheit. Selbst wenn es aufgrund von Hüftproblemen nicht möglich ist, die volle Reichweite auf Hüfthöhe eurer Beine auszunutzen, ein Tritt vors Schienbein oder Richtung Knie ist auch ganz schön schmerzhaft.
In den Grundsätzen der Beweglichkeit wird von natürlichem Bewegen gesprochen. Das umgangssprachliche „natürliche“ Bewegen – bei dem jeder das als natürlich empfindet, was er sich im Laufe seines Lebens angewöhnt hat – ist allerdings nicht mit dem bei den sog. inneren Stilen identisch. KungFu-Bewegen unterscheidet sich davon. Es ist fließend, geschmeidig, kraftvoller. Dies hängt letztendlich damit zusammen, in welcher Reihenfolge die einzelnen Teile unseres Körpers in Bewegung gesetzt werden. Nur wenn die Rumpfbewegungen als Antriebsmotor für unsere Arm- und Beinbewegungen dienen, klappt es. Aber dieses gewandte Bewegen müssen die meisten von uns erst einmal wieder lernen. Gewandtheit kann man trainieren durch verschiedene Übung: dem Ausweichen vor Stockangriffen, Werfen und Fangen eines Medizinballs usw.
Wichtig:
Gewandtheit ist im inneren WingTsun aber unerlässlich, um:
- den Angriffen des Gegners ausweichen zu können
- selbst den Gegner zu treffen
- sein eigenes Gleichgewicht in allen Situationen zu bewahren.
Von der Gewandtheit zur Geschicklichkeit
Die Gewandtheit (Rumpfbewegung) ist die Grundlage, die im Bewegungslernen zuerst ausgebildet werden muss. Dieses funktions- oder aufgabenbezogenes „Winden und Wenden“ des Rumpfes zur Fortbewegung und Gleichgewichtsbewahrung in der Umwelt und im Schwerefeld unserer Erde war früher für die schwere körperliche Arbeit unerlässlich. Deshalb brauchten damals die ersten beiden Formen darauf nicht einzugehen.
Heutige Schreibtischtäter müssen aber meist ihren Rumpf nicht mehr solch schwerwiegenden Belastungen aussetzen. Somit fehlt ihnen die Grundlage, auf die sie ihre Geschicklichkeit der Arme und Beine aufbauen können – die Torte, wie GM Kernspecht immer sagt, auf die sie ihre Kirsche legen können.
Also brauchen sie zusätzlich zum Training der SiuNimTau bzw. ChamKiu, in der sie ihre Geschicklichkeit in WingTsun-Arm- bzw. -Beintechniken trainieren können, noch weitere Übungen für die ganzkörperliche Gewandtheit, die natürlich im Unterricht entsprechend vermittelt werden. Dadurch wird dann eine optimale Beweglichkeit für den Kampf erzielt.
Beweglichkeit nicht nur im Kampf
Beweglichkeit als Lebensretter: Kampf gegen mehrere Gegner
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WingTsun fördert durch die vielfältig trainierte Beweglichkeit allerdings nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. Wir werden flexibler und geschmeidiger auf allen Ebenen im täglichen Leben – sozusagen Persönlichkeitsentwicklung durch Bewegen, wie Prof. Horst Tiwald es nannte.
Im Kampf ist Beweglichkeit ein absolutes Muss. Schon beim Kampf Mann gegen Mann, aber erst recht beim „Kampf gegen Mehrere“. Der Verteidiger muss sich ständig auf mehrere neue Gegner und Situationen einstellen – körperlich wie geistig. Auch dem trägt unser WingTsun-Training, wenn du die Grundlagen gelegt hast, mit einem speziellen Programm Rechnung.
Um es mit dem Song aus dem Dreamworks-Film Madagascar zu sagen:
„We like to move it! Move it!“
Text: hm
Fotos: mg