WingTsun

Immer schön mit den Flügeln schlagen – der siebte Satz

Es ist schon fast vorbei – dieses Mal befassen wir uns mit dem siebten Satz. Schwingenarm und 12, 9 bzw. 6 Uhr: Was es damit auf sich hat, dass erzählen wir euch jetzt.

Im siebten Satz übt der Schüler die BongSao-Bewegung und den umgedrehten Handflächenstoß. Die chinesische Bezeichnung BongSao kann man auch mit „Schwingenarm“ übersetzen.

Wichtig ist am Anfang des Trainings, dass man seine Körpergrenzen genauer kennenlernt. Deswegen sollte der BongSao bündig mit der eigenen Körpergrenze abschließen. Das bedeutet, dass die Finger der ausführenden Hand mit der Schultergrenze abschließen.
Wenn ihr euch im Spiegel kontrolliertet, stünde die Hand nicht über den Körper oder der Ellbogen auf der anderen Seite „hinaus“.

Interessant:

Die BongSao-Position war früher sehr genau vorgeschrieben: Das Handgelenk hatte die Mitte besetzt, der Arm war in einem Winkel von exakt 135° geöffnet. Manche Lehrer hatten sogar entsprechende „Messlehren“, um das genau überprüfen zu können.

Dem BongSao folgt der umgedrehte Handflächenstoß

In der Form hat sich an dieser Positionierung nichts geändert. In der Anwendung im Kampf darf es jedoch kein starres Festhalten an dieser Pose geben.
Vergesst nicht: „Form follows function.“ Deswegen muss sich auch der BongSao an den Angriff des Gegners anpassen, damit wir seine Frage adäquat beantworten können.
 

Aus dem BongSao wird dann ein umgedrehter Handflächenstoß, was uns auf die 12, 9 und 6 Uhr zurückkommen lässt. Im WingTsun wird auch unsere Beweglichkeit gefördert, was man beispielsweise an den Handflächenstößen sieht.

Wir bringen die Hand im 3. Satz in die „12-Uhr-Position“ und stoßen zu, im 5. Satz wird der Handflächenstoß seitlich, also in der „9-Uhr-Position“ ausgeführt und zu guter Letzt haben wir die „6-Uhr-Position“ im 7. Satz. Hier zeigen die Fingerspitzen nach unten.

Merke:

BongSao: eine passive Reaktion, die unplanmäßig entsteht

In der Form wird der umgedrehte Handflächenstoß auf Schulterhöhe geübt, um einen maximalen Dehneffekt zu bewirken. In der Anwendung allerdings ist es praktischen den Handflächenstoß tiefer auszuführen, damit das eigene Verletzungsrisiko verringert wird. Durch das tiefere Schlagen lässt sich nämlich besser mit dem Handballen treffen.
 

Natürlich ist die Idee des BongSao auch ein Angriffsgedanke. Durch den zu starken gegnerischen Angriff werden wir allerdings in diese Position gedrückt.

Lässt unser Gegner den Kontaktpunkt am BongSao los, dann hauen wir ihm den „Flügel“ nur so um die Ohren.

In diesem Sinne viel Spaß beim „Flügelschlagen“!
 

Text: Sadek Radde
Fotos: mg