WingTsun

Gleichgewicht und Kampf – der Stand in der SiuNimTau

Stehen? Wie schwierig kann Stehen schon sein? Ziemlich schwierig, wenn man perfekt ausbalanciert sein möchte.
In der SiuNimTau verharrt man die gesamte Zeit in einem bestimmten Stand – dem IRAS, während sich Oberkörper und vor allem die Arme bewegen. Worauf ihr achten solltet, verraten wir euch hier.

Überprüfe, während du die Form ausführst, immer wieder, ob du noch im Gleichgewicht stehst.

Dazu sollte das Körpergewicht während jeder Bewegung unserer Arme immer gleichmäßig auf beiden Füßen verteilt sein. Also checkt immer wieder, ob ihr noch „50:50“ steht.
Häufig kommt es auch vor, dass bei bestimmten Armbewegungen das Gewicht auf den Fußsohlen nicht mehr zentriert, sondern zu weit nach vorn bzw. nach hinten verlagert ist, wodurch der Körperschwerpunkt sich verschiebt und das Gleichgewicht gestört wird.

Merke:
Wer nicht richtig steht, hat keine gute [Ausgangs-]Basis fürs Kämpfen. Nur wer selbst im Gleichgewicht ist, kann es dem Gegner rauben. Das stabile Stehen im Gleichgewicht ist kein starrer Zustand.
 

Richtige Haltung zum Einnehmen des IRAS

  • Entspannt euch.
     
  • Euer Kopf ruht auf euren Schultern. Er ist weder nach vorn noch hinten geneigt und auch nicht nach vorn oder zurück geschoben.
     
  • Eure Schultern und Arme hängen locker seitlich herab.
     
  • Das Brustbein ist leicht nach vorn angehoben. Stellt euch vor, ihr seid an eurem Scheitel mit einem Faden an der Decke aufgehängt, wodurch ihr in eine aufrechte Haltung kommt.
     
  • Euer Becken ist in Mittelstellung. Wenn es gekippt wäre, folgte daraus ein Nach-vorn-bzw. Nach-hinten-Lehnen.
     
  • Schaut nicht zu euren Füßen, wenn ihr jetzt in den IRAS geht. Keine Sorge, sie sind da, wo sie hingehören!
     
Nach innen gedrehte Adduktoren bauen die Spannung im Stand auf

Wissenswertes

Im WingTsun (WT) für die Beginner ist der IRAS der wichtigste traditionelle Stand. IRAS ist ein Kürzel für „Internally Rotated Adduction Stance“. Übersetzt bedeutet es so viel wie: nach innen gedrehter Adduktorenstand. Adduktoren sind die Muskeln an der Oberschenkelinnenseite und spielen eine Rolle bei der Stabilisierung des Beckens beim Gehen und Stehen.
 

Häufig gemachte Fehler

  • Lediglich die Knie werden aufeinander zubewegt.
    Es sind jedoch die Adduktoren, die zueinander gedreht werden, damit Spannung und Stabilität im Becken aufgebaut werden können. Stellt euch am besten vor, ihr klemmt einen Ball zwischen eure Beine.
     
  • Man lehnt sich mit dem Oberkörper zurück, indem das Becken nach vorn geschoben wird.
    Dies wurde in früheren Zeiten nach dem Motto: „Zurücklehnen, damit der Kopf möglichst weit hinten ist,“ gern verbreitet. Dass man dadurch leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen ist, wurde vernachlässigt.
     

Ihr seht, die SiuNimTau trainiert nicht nur den Oberkörper, sondern auch die Haltemuskulatur des Unterkörpers. Obwohl sich die Arme sehr viel bewegen und die Beine scheinbar gar nicht, werden dennoch beide gleichermaßen ins Training einbezogen.
 

Und jetzt gilt: Viel Spaß beim Stehen!
 

Text: Sadek Radde
Fotos: mg/Sadek Radde