Der Stoß geht nach hinten los – SaoChong
Unter der SaoChong-Bewegung verstehen wir das Zurückziehen der Faust in die Ausgangsstellung der Form. Diese Position kennzeichnet für uns meistens die Übergänge zwischen den Sätzen oder deutet an, dass der Satz beendet wurde. Es steckt allerdings weitaus mehr dahinter, wie ihr im Folgenden erfahren werdet.
Jede Bewegung im Kampf lässt sich auf Zug- oder Stoßbewegungen reduzieren. Und im SaoChong werden beide Bewegungen vereint:
Nach jedem Satz der Form: das Zurückziehen des Ellbogens
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Man muss nur wissen, wie die Bewegung verstanden werden kann. Beispielsweise kann das Zurückziehen des Ellbogens als Ellbogenstoß gegen einen imaginären Gegner hinter einem gesehen werden. Der Ellbogen als Waffe sollte nicht unterschätzt werden.
Aber auch die Zugbewegung steckt als Idee in dieser Bewegung. In der Form ziehen wir die geschlossene Faust in die Ausgangsposition zurück, allerdings kann sich in der Anwendung durchaus etwas in dieser Faust befinden. Beispielsweise kann man den Arm des Gegners festhalten und durch den Zug sein Gleichgewicht rauben.
Oder man schnappt sich ein beliebiges Ziel und zieht dieses in die Schussbahn unserer anderen Faust.
Wieder einmal beweist unser System WingTsun, wie vielfältig die einzelnen Bewegungen zu verwenden sind und verstanden werden können.
Gesundheitsnutzen: Der SaoChong dehnt den Brustkorb auf
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Der gesundheitliche Aspekt fehlt auch hier nicht: Durch das Zurückziehen des Ellbogens wird der Brustkorb gedehnt.
Geteilte Aufmerksamkeit
Mit dem SaoChong ist auch das Thema Ansteuerung von Muskeln verbunden. In der Form kommt es immer wieder vor, dass nur ein Arm eine Bewegung ausführt, während der andere im SaoChong „geparkt“ ist. Achtet darauf, dass der Arm in dieser Position locker und entspannt bleibt, damit er jederzeit blitzschnell ins Geschehen eingreifen kann. Sind die Muskeln angespannt, ist das nur zeitverzögert möglich, da erst die Anspannung gelöst werden muss, ehe eine Aktion erfolgen kann. Also, euer Fokus richtet sich nicht nur auf den sich bewegenden Arm, sondern muss gleichzeitig achtsam den SaoChong einbeziehen.
Auch wenn es so aussieht, als zögen wir zurück, heißt es für unseren Gegner:
Der Stoß ging nach hinten los!
Text: Sadek Radde
Fotos: Sadek Radde/mg