WingTsun

Brückenbauen im WingTsun

Häufig spricht man im WingTsun davon, eine Brücke zum Gegner zu bauen oder diese zu zerstören. Das ist natürlich nicht wörtlich gemeint. Auch der Beiname des Papstes „Pontifex Maximus“, oberster Brückenbauer, ist sinnbildlich zu verstehen, was ihn aber nicht automatisch zu einem WingTsunler macht. Doch beschränken wir uns im Folgenden auf das Brückenbauen im WingTsun.

Eine sehr oft vorkommende Bewegung der zweiten Form ist der sogenannte FookSao. Dies kann man als „Brückenarm“ übersetzen. Aber was ist nun eigentlich mit dieser mysteriösen Brücke gemeint?

FookSao baut die Brücke zu den Armen des Gegners

Es geht dabei um Kontaktaufnahme zum Gegner. In der ChamKiu haben wir u.a. verschiedene Tritte. Sie können auch als geschützte Distanzüberbrückung dienen. Mit einem nachfolgenden FookSao kann dann der Kontakt zu den Armen des Gegners hergestellt werden.

Heißt das, dass man nach den Armen des Gegners fischen soll? Nein. Das ganz bestimmt nicht. Wenn ihr auf euren Gegner zukommt und er seine Arme nicht hochnimmt, könnt ihr unverzüglich ihn wegstoßen oder zuschlagen – je nach Gefahrenlage. Schützt oder blockt euer Gegner aber euren Versuch, euch zu schützen, dann habt ihr schon den Kontakt mit den Armen hergestellt.

Die geschaffene Brücke nutzen wir zum Kontern des gegnerischen Angriffs.

 

 

Dieser Kontakt ist für uns nicht notwendig, gibt uns aber aufgrund unserer Fähigkeiten der „klebenden Hände“ einen Vorteil. Natürlich ist es schwierig, den Kontakt zu den Armen des Gegners herzustellen. Aber genau das lernen wir durch die ChamKiu.

Vielleicht macht es unser Gegner uns aber auch einfach mit dem Brückenbauen:
Beispielsweise haut er mit einem geraden Fauststoß zu. Den können wir geschickt aufnehmen. Die so geschaffene „Brücke“ können wir zum kontrollierten Konter verwenden.

Aber Vorsicht ist geboten: Eine Brücke kann man in der Regel von zwei Seiten begehen. Deswegen müssen wir achtsam sein, sollte unser Gegner versuchen, die Brücke zu seinem Vorteil zu nutzen oder seinerseits Kontakt aufzunehmen. Unter diesen Umständen müssen wir die Verbindung umgehend kappen.

Greift er beispielsweise nach unseren Armen oder möchte sie kontrollieren, greifen wir seine Arme an und zerstören so seinen Ansatz; denn am besten ist es, dass wir das Problem so früh wie möglich erkennen und bannen.

Nun seht ihr hoffentlich weitere Aspekte der ChamKiu und könnt die zweite Form in neuem Lichte üben.
 

Text: Sadek Radde
Fotos: mg