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Bodenkampf – als notwendiges Übel und letzte Distanz

In der fünften und letzten Kampfdistanz geht es um den (Anti-)Bodenkampf, also einer Auseinandersetzung auf dem Boden, bei der einige unschöne Dinge passieren können. Was es zu beachten gilt, erfahrt ihr im Nachfolgenden.

Das Problem

Der Bodenkampf birgt erhöhte Verletzungsgefahr.

Ihr gabt euer Bestes: Versuchtet, den Kampf zu deeskalieren und euch zu schützen. Aber nichts hat geholfen. Ihr seid trotz allem auf dem Boden gelandet.
Vielleicht hockt sich euer Gegner auf euch oder rangelt mit euch auf dem Boden. Auf jeden Fall eine sehr unangenehme Sache. Eine noch größere Gefahr droht, wenn euer Gegner steht und auf euch eintritt. Vor allem, wenn die Tritte zum Kopf gehen.

Deshalb werden schon im 1. Schülergrad Abwehren gegen solche gefährlichen Angriffe geübt. Im Rahmen des BlitzFight-Programms wird noch viel intensiver daran gearbeitet, solche Situation zu vermeiden bzw. gegebenenfalls zu unserem Vorteil zu lösen. Wie immer gilt auch hier: Nur wer mögliche Angriffe kennt, kann lernen, sich gezielt gegen sie zu verteidigen. Hinzukommt, dass wir durch entsprechende Technikübungen und -drills nicht nur lernen, uns in solchen S(h)ituationen richtig zu verhalten, sondern auch besser mit dem Adrenalineinfluss umgehen können.

Die Lösung

Eines vorweg: Es gibt keine Musterlösung, die für alle auftretenden Situationen passen würde. Jedoch gibt es einige Prinzipien, die wir verinnerlichen sollten, um möglichst unbeschadet aus der Situation herauszukommen. Etwas, das auf jeden Fall bei jedem von euch verankert sein sollte: Ein Kampf auf dem Boden ist zu vermeiden!

Doch der Reihe nach:

Fallen

Fallt möglichst kontrolliert, stützt euch beispielsweise nicht mit den Händen ab, sondern schützt euren Kopf mit euren Händen und rollt den Körper ein. Somit verringert ihr das Risiko, beim Sturz verletzt zu werden. Sobald es euch möglich ist, solltet ihr euch zu eurem Gegner ausrichten und zwar so, dass eure Fußsohlen in Richtung Angreifer zeigen.

Richtig Aufstehen

Schnellstmöglich geschützt aufzustehen, ist das A und O.

Landet ihr auf dem Boden, dann gilt: So schnell es geht aufstehen – am besten sofort und geschützt. Dabei kommt es natürlich wieder auf die jeweilige Situation an, aber generell könnt ihr nichts falsch machen, wenn ihr so schnell, wie es geht, aufsteht und euch dabei mit den Händen schützt und stützt. Nutzt eine Hand zum Schützen, während die andere euren Körper nach oben stützen kann. So könnt ihr sicher und mit Distanz zum Gegner aufstehen.

Selbst wenn es euer Angreifer geschafft hat, sich auf euch zu setzen, solltet ihr nicht aufgeben. Versucht, ihn abzuschütteln, und dann nichts wie hoch mit euch.

Im Stand haben wir wesentlich bessere Möglichkeiten, uns zu wehren, aber ihr seht natürlich auch, dass es wichtig ist zu wissen, was einem am Boden passieren kann und wie man sich richtig verhält. Deswegen noch einmal die Zusammenfassung der wichtigsten Regeln:

  1. Vermeidet den Kampf auf dem Boden.
  2. Landen wir trotzdem dort: So schnell wie möglich aufstehen.
  3. Sitzt der Gegner auf euch oder ihr könnt aus anderen Gründen nicht aufstehen: Ausrichten und eure stärkste Waffe (die Beine) auf den Gegner ausrichten und treten, was das Zeug hält.
  4. Könnt ihr auch nicht treten, dann müsst ihr euch durch geschicktes Bewegen in die Position bringen, sodass ihr wieder zutreten könnt.

Ihr seht: Übung macht auch im (Anti)Bodenkampf den Meister! Technisch gewappnet zu sein, ist kein Hexenwerk, sondern eine Sache der Übung.

Text: Sadek Radde
Fotos: hm