Aufstehen, aufstehen, aufstehen – vom Boden in den Stand
In dieser Woche geht es darum, weshalb wir eine Auseinandersetzung am Boden vermeiden wollen, uns aber trotzdem im Bereich Grappling und Bodenkampf weiterbilden sollten. Gleichzeitig erklären wir euch, wieso wir vom „entarteten“ Ritualkampf sprechen.
Wir haben in den letzten Artikeln die „normalen“ Phasen eines ritualisierten Machokampfes betrachtet und Tipps gegeben, wie ihr die jeweilige Phase bestmöglich beenden könnt. Was machen wir aber, wenn trotz aller Achtsamkeit trotzdem etwas schiefgelaufen ist und wir uns heutzutage auf dem Boden wiederfinden.
Ging man früher zu Boden, war hier Schluss. Heutzutage wird nachgetreten.
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Früher war mit dem Ritualkampf Schluss, wenn einer am Boden lag. Man hatte seine Macht demonstriert und hatte den Kampf eben gewonnen.
Seit einiger Zeit ist es aber Mode geworden, den Zu-Boden-Gegangenen weiterzubearbeiten, ihn mit Tritten zu bombardieren. In die Rippen, in den Bauch, ins Gesicht oder mit einem Stampftritt von Oben, der alles pulverisiert, was sich unter ihm befindet. Das ist keine Seltenheit oder Ausnahme mehr. Der gute alte, Ritualkampf, der Leben schonen sollte, entartete.
Aus diesem Grunde ist es gut und logisch, sich mit Bodenkampf zu befassen. Ähnlich wie beim Schwimmen:
Ihr könnt es lernen, müsst es aber nicht. Vielleicht kommt ihr aber einmal in eine Situation, in der ihr unfreiwillig im Wasser landet und schwimmen müsst. Dann ist es schon sehr hilfreich, diese Fähigkeiten erlernt zu haben. Das ist wie mit dem Airbag. Ihr könnt in ein Auto ohne Airbags einsteigen – aber wer will das schon?
Genauso verhält es sich mit unserem Anti-Bodenkampf. Es ist sinnvoll zu lernen, wie ihr euch am Boden verteidigen könnt. Aber unser oberstes Ziel ist immer noch: Aufstehen, aufstehen, aufstehen!
Dabei ist es wichtig, dass ihr aus einer geschützten Position heraus aufsteht. Dreht euch deswegen immer so, dass sich eure Füße zwischen euch und dem Gegner befinden. Kommt er euch zu nahe, könnt ihr jederzeit zutreten.
Oberste Maxime im Anti-Bodenkampf: gesichertes Aufstehen
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Von dieser Position aus stemmt ihr euch mit einer Hand und einem Bein vom Boden hoch. So könnt ihr noch mit einem Bein treten und habt noch eine Hand zum Schutz.
Wenn ihr dann aufstehen wollt, schwingt ihr das Bein, das ihr zum Treten nutzt, nach hinten und bringt somit einen Abstand zwischen euch und den aggressiven Zeitgenossen.
Solltet ihr es verpasst haben, euch entsprechend auszurichten und der Angreifer kann zu eurem Kopf oder Bauch treten, greift nicht nach dem tretenden Bein. Bildet lieber mit euren Armen eine „Brücke“ und leitet das Bein in einer kreisförmigen Bewegung in Richtung eures Bauchs um.
Dabei müsst ihr natürlich auch das Ziel entziehen, also euren Körper wegbewegen. Das sieht dann ein bisschen so wie ein Shrimp aus, was der Technik ihre Bezeichnung einbrachte. Anschließend gilt wieder: so schnell wie möglich aufstehen. Im Kampf haben wir logischerweise bessere Chancen und sind agiler, wenn wir stehen.
Also, schnellstmöglich vom Boden aufstehen und eine Auseinandersetzung möglichst dort unten vermeiden.
Text: Sadek Radde
Fotos: mg