WingTsun

„Träume nicht Dein Leben, sondern lebe Deinen Traum“

Dai-Sifu Thomas Schrön, 6. PG WT, 1. TG Escrima, ist einer von drei Ausbildern auf Schloss Langenzell. WTW-online nahm die Gelegenheit wahr, ein Interview mit Dai-Sifu Thomas zu führen.

WTW: Wie kamst Du dazu, Ausbilder auf dem Schloss zu werden?

Dai-Sifu Thomas: Eines Tages rief mich GM Kernspecht an und bat mich um ein Treffen. Bei diesem Treffen fragte er mich, ob ich den Unterricht auf Schloss Langenzell übernehmen möchte. Natürlich sagte ich Ja! Für mich wurde ein Traum wahr. Denn welcher WT-ler würde nicht gerne mit mir tauschen. Natürlich ist das ganze Training und das Drumherum „harte Arbeit". Da ich aber – insbesondere im Zusammenhang mit WingTsun – sehr gerne mit Menschen arbeite, sehe ich das Ganze als eine Art Berufung.

WTW: Unterrichtest du auch noch außerhalb von Schloss Langenzell?

Dai-Sifu Thomas: Ja, ich leite die Schulen in Kaiserslautern und Enkenbach-Alsenborn. Mit meinem Freund und Partner Gerd Stöß betreue seit kurzem auch die Schulen in St. Ingbert und Saarbrücken-Dudweiler, wobei ich allerdings nur noch das Ausbildertraining leite. Durch das Training auf Schloss Langenzell bin ich zeitlich sehr eingeschränkt, deshalb geht meine Konzentration erst einmal lediglich auf die dortigen Ausbilder. Außerdem bin ich der Meinung, dass die „Meister" in erster Linie die „Lehrer" ausbilden und die „Lehrer" die „Schüler".

WTW: Was sind Deine Kerninhalte, wenn Du Deine Schüler trainierst?

Dai-Sifu Thomas: Meine Kerninhalte zu unterrichten sind dieselben, wie ich sie vor über 20 Jahren von meinem Si-Fu gelernt habe. Nämlich Grundtechniken, Grundtechniken, Grundtechniken.

Diese sind sehr wichtig und alle Wege führen dorthin zurück. Die Frage ist doch, warum sind es lediglich die „Grundtechniken"?. So wie es begonnen hat wird es am Ende wieder vorgefunden. Der Kreis sollte sich wieder schließen. Nach dem Kennenlernen der einzelnen Prozessketten, jeder einzelnen Technik – ob Anfang oder Endbewegung eines Angriffes bzw. Abwehr – ist es wichtig, die Hintergründe kennenzulernen. Denn jede Technik, sei es aus der Holzpuppen-, der Langstock- oder Doppelmesseranwendung, basiert auf den Grundtechniken! Wenn gerade diese Grundlage nicht oder nur unzureichend geschaffen ist, wird es unter Umständen schwer, diese zukünftig erfolgreich auszugleichen. Niemand, der mit dem WT anfängt, sollte deshalb nur die reinen Abläufe trainieren. Die Gesamtstruktur sollte verstanden sein, diese kann man sich bei den Ausbildern holen, dafür sind sie da. So lange wir unsere Kampf- und Kraftprinzipien in uns wirken und leben lassen, ist im Gesamtspektrum alles erlaubt.

WTW: Was macht der WT-Meister Thomas Schrön, wenn er nicht WT lehrt und lernt?

Dai-Sifu Thomas: Das ist eine gute Frage. Meine große Leidenschaft ist das Reiten und Bogenschießen mit englischen Langbögen. Leider komme ich nicht regelmäßig dazu. Selbst hier sind es die Prinzipien des WingTsun, nach denen ich mich richte. Die Sehne spannen und das Anvisieren des Zieles läuft beim WingTsun und beim Bogenschießen analog. Bei den alten Persern musste jeder Junge drei Dinge lernen: Reiten, Bogenschießen und die Wahrheit sagen bzw. Loyalität!

WTW: Das ist das Stichwort für meine nächste Frage, was ist Dir außerdem noch wichtig?

Dai-Sifu Thomas: Dass sich die Schüler, Lehrer, Meister aller Kampfkunststile wieder auf die alten Werte wie Ehre und Loyalität besinnen. Ruhe und Eintracht einkehren lassen, anstatt Zwietracht und Streit zu suchen. Denn diese nützen nur dem Schwachen etwas, weil er sich daran ergötzen kann. Der Starke und Mutige hingegen konzentriert sich auf das Eigentliche: Im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein!

WTW: Wie viel Training ist nötig, um ein vollwertiger WT-ler bzw. Meister zu werden?

Dai-Sifu Thomas: Ich sehe mich nicht als Meister, sondern als Schüler, der von seinem Lehrer noch so viel lernen kann und dazu ist tägliches Training unabdingbar. Ich möchte mich an dieser Stelle von ganzem Herzen bei meinem Lehrer GM Kernspecht bedanken für alles, was ich kann, weiß und noch lernen werde. Die Zeit wird es zeigen, was noch alles notwendig ist, um die wahre Meisterschaft zu erringen. Der Mensch hat drei Wege, klug und vollwertig zu handeln. Erstens durch Nachdenken: Das ist der edelste. Zweitens durch Nachahmen: Das ist der leichteste. Drittens durch Erfahrung: Das ist der bitterste.

WTW: Was findest Du am WT so faszinierend?

Dai-Sifu Thomas: Die bestechende Logik. Es ist wie Schach und das auf mehreren Ebenen. Sei es der körperliche oder der rein geistige Aspekt. WingTsun ist für mich die Königin der Kampfkünste. Auch wenn es nicht immer leicht gewesen ist, egal um was es im Endeffekt geht, Wege entstehen dadurch, dass man sie geht. Seien sie noch so unbequem.

WTW: Kamst Du schon einmal in eine Situation, Dich mit WT (verbal oder non verbal) wehren zu müssen. Wie hast Du diese gelöst?

Dai-Sifu Thomas: Ja, leider. Ich war jung und konnte die Situationen leider nicht verbal lösen, da mir zu dem Zeitpunkt die BlitzDefence-Programme fehlten. Viele wissen BlitzDefence gar nicht richtig einzuschätzen bzw. sie unterschätzen dessen Möglichkeiten und Qualität zur Vermeidung eines Kampfes.

WTW: Vielen Dank für dieses Interview und alles Gute für die Erreichung Deiner weiteren Ziele.

Dai-Sifu Thomas: Das wünsche ich Euch auch!

Textzusammenfassung: Mirko Kannenwischer