EWTO

„Jetzt weiß ich wenigstens, was ich tun muss“

Sifu Stefan Schmaltz absolvierte einen Schnupperkurs mit Rehabilitanden des Theodor-Schäfer-Berufbildungwerks.

„Stop, Finger weg!“, schallt es aus der Turnhalle des Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerks (TSBW), wo Rollstuhlfahrer und andere Jugendliche mit verschiedenen körperlichen Beeinträchtigungen vermeintliche Angreifer abwehren. „Das geht noch lauter“, ruft Sifu Stefan Schmaltz seinen Schülern zu. Dann setzt er sich in einen Rollstuhl und zeigt, dass man sich selbst in dieser ungünstigen Position erfolgreich aus einem Schwitzkasten oder Würgegriff befreien kann.
Selbstbehauptung und ein selbstbewusstes Auftreten ist besonders für körperlich Behinderte eine wichtige Aufgabe. In einem Gespräch über das Alltagsleben einer Gruppe von Internatsbewohnern des TSBW wird deutlich, dass die jungen Leute ein großes Bedürfnis haben, öffentlich selbstbewusster in Erscheinung zu treten. Durch einen Zeitungsartikel wurden die Erzieherinnen Sonja Christiansen-Klein und Angelika Stadel auf WingTsun-Lehrer Stefan Schmaltz aufmerksam und organisierten einen Schnupperkurs.
Schmaltz, nach einem schweren Autounfall selbst stark körperlich beeinträchtigt, hat durch WingTsun seine Motorik weitgehend verbessern können und sich unter anderem einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde verdient. Das WT-Grundwissen versucht er nun auch seinen Schülern im TSBW beizubringen.
Neben Muskelübungen, besonders für die Unterarme, sollen Bewegungen verbessert und Muskeln entspannt werden. Nach dem Training für selbstbewusste Mimik und Gestik werden schließlich verschiedene Angriffssituationen durchgespielt und Sifu Schmaltz erklärt, wie man sich selbst mit wenig Kraft und eingeschränkter Mobilität am besten wehren kann.
Begeistert eifern die Schüler dem WingTsun-Lehrer nach und üben die richtige Reaktion für den Ernstfall. Mit wenigen Handgriffen wehrt eine Rollstuhlfahrerin einen Würgegriff ab und wirft den vermeintlichen Angreifer zu Boden. Doch auch die „stehenden“ Teilnehmer üben Verteidigung. „Ich hoffe, dass so etwas nie passiert, aber es ist gut zu wissen, was man tun muss“, erklärt Melanie Bierfreund, bevor sie sich wieder dem Schlagpolster ihres Gegenübers zuwendet, um Kettenfauststöße zu üben.
Auch wenn die TSBW-ler nur einen kleinen Einblick in die Kunst des WingTsun erhalten, sie sind immerhin schon ein Stück selbstbewusster geworden und genießen den großen Vorzug, im Ernstfall eines Angriffs zu wissen, wie sie sich wehren können.