Obwohl ich erst am Montag gegen Nachmittag in Hamburg losfahren konnte, kam ich doch noch rechtzeitig in Wiesenbach an. Ich hatte dieses Mal kein Hotel gebucht, sondern aufgrund des zweiwöchigen Aufenthaltes eine Ferienwohnung gemietet. Diese war in unmittelbarer Nähe des Schlosses in einem Nachbarort gelegen. Voller Tatendrang begann ich am Dienstagmorgen den ersten Unterrichtstag der Technikerwoche für den 3. TG auf dem Schloss.

Jeder Lehrgang hat seine eigene Chemie und Dynamik. So war es auch dieses Mal. Man erkannte das eine oder andere Gesicht wieder oder traf Trainingspartner, die man von anderen Lehrgängen bereits kannte. Der Unterricht unter Leitung von Dai-Sifu Thomas Schrön begann ganz traditionell mit den Formen. Nach Siu-Nim-Tau und Cham-Kiu ging es Satz für Satz weiter mit der Biu-Djie-Form. Es wurde jeder Satz ausführlich in Augenschein genommen und ggf. korrigiert. Anschließend fasste Dai-Sifu Thomas in einer Theorie-Einheit nochmals die wesentlichen Bestandteile der Biu-Djie-Form zusammen und beantwortete die aufkommenden Fragen.

Im Anschluss daran kam die Umsetzung der Bewegungen im Chi-Sao. Wir begannen mit der 1. Sektion Biu-Djie-Chi-Sao. Schnell wurde klar, dass ein Programm, das man schon gelernt hatte, dennoch voller „Überraschungen“ und neuer Aspekte stecken kann. Nach der Mittagspause übernahm zur Freude aller Teilnehmer, Großmeister Keith R. Kernspecht persönlich den Unterricht. Das Thema lautete natürlich, wie sollte es auch anders sein: Chi-Sao. Der Schwerpunkt lag natürlich in der Art und Weise, wie man die Bewegungen der Biu-Djie-Form einsetzt und die dafür erforderlichen Chi-Sao-Reflexe. Nachdem Si-Gung begonnen hatte, über die „Andersartigkeit“ der Biu-Djie-Form zu referieren, dauert es nicht lange, bis er sich ein Flip-Chart bringen ließ und sich das Thema auf die geltenden Prinzipien der Biu-Djie-Form richtete. Dazu kamen noch Inhalte, wie z.B. die Geradlinigkeit im WingTsun, die Missverständnisse in Bezug auf die Chi-Sao-Sektionen sowie welche Fähigkeiten für die Selbstverteidigung benötigt und wie sie im WingTsun trainiert werden bzw. werden sollten.

Anschießend übernahm Dai-Sifu Thomas wieder den Unterricht und es wurde der Rest der ersten Biu-Djie-Chi-Sao-Sekion geübt. Die weiteren Tage verliefen wie immer leider viel zu schnell, so dass sich recht schnell das Wochenende näherte.

Bei bestem Wetter mit strahlendblauem Himmel an diesem warmen Wochenende – für dieses Jahr wohl eines der letzten –, stand eine Besichtigung des Heidelberger Schlosses auf dem Programm. Anschließend wagten wir uns über den Schlangenweg auf den Philosophenweg auf der anderen Seite des Neckars. Unser Aufstieg wurde mit einem der schönsten Ausblicke auf Neckar und Heidelberg belohnt.

Nach der zwar anstrengenden, aber sehr lehrreichen TG-Woche für den 3.TG und der ereignisreichen Besichtigungstour am Samstag, stand Sonntag nur noch Relaxen und In-der-Sonne-Liegen auf dem Plan, so dass ich ausreichend Energie für die bevorstehende TG-Woche auf den 4. TG tanken konnte.

Am Montagmorgen ging es dann wieder zum Schloss Langenzell hinauf. Von den Teilnehmern der ersten Woche waren nur ein oder zwei bekannte Gesichter geblieben. Dafür war aber ein Großteil der Teilnehmer, die ich von den TG-Wochen im April kannte, wieder dabei. Nach der Anmeldung begann auch diese Unterrichtswoche erwartungsgemäß mit den Formen.

Da die Technikerwochen immer sehr arbeitsreich sind, gibt es eigentlich nicht viel über den Unterricht an sich zu berichten. Ein besonderes Lob gilt an dieser Stelle Dai-Sifu Thomas Schrön, der immer gut gelaunt und mit gleich bleibend hoher Qualität den Unterricht leitet. Es ist schön, festzustellen, dass WingTsun für mich auch nach fast 20 Jahren seinen Reiz nicht verloren hat, sondern sich mit immer mehr Glanz in zahlreichen Facetten präsentiert.

Der Abschied vom Schloss fiel natürlich wie immer schwer, aber dieses Mal war es ein besonders schöner „Urlaub auf Schloss Langenzell“.

Sifu Thorsten de Vries
3. Lehrergrad WingTsun