Meistens wirken Referate eher einschläfernd auf Schüler. Es ist jedoch auch möglich Themen wie Gewaltprävention mit realistischen Rollenspielen schockierend und unvergesslich zu vermitteln und somit eine super Grundlage für Klausuren zu schaffen.

Es ist soweit. Meine Freundin Mareike und ich halten unser schon lang vorbereitetes Politikreferat über Gewaltprävention. Mareike beginnt mit dem allgemeinen Teil. Erstaunlicherweise hören tatsächlich alle zu. Dann bin ich an der Reihe. Zum Glück bin ich nicht so aufgeregt, wie ich befürchtet habe. Ich beginne, allgemeine Dinge über WingTsun, die EWTO und die Ziele des Gewaltpräventionskonzepts zu erzählen. Auch mir gelingt es die Aufmerksamkeit unserer Mitschüler zu gewinnen.

„Ey, Du dumme Kuh! Was glotzt Du so blöd? Paar aufs Maul?!!!“, schreit Mareike mich plötzlich an. Sie kommt auf mich zu gestürmt. Schubst mich und drängt mich in die Ecke. Ich mache mich klein und bin völlig wehrlos, bin ihr hilflos ausgeliefert. Ich bin ihr Opfer. Die Klasse ist überrascht und schockiert. Alle starren uns an und keiner sagt etwas.

Uns amüsieren die Gesichter. Ich kläre auf, dass es sich hierbei um die Noten 6 und 5 handelt, und erläutere, was dies bedeutet.

Plötzlich stürmt Mareike erneut auf mich los. Mit den gleichen Worten und holt zum Schlag aus. Doch dieses Mal stoppe ich den Angriff mit einem Gegenangriff. Wieder sehen wir in fragende Gesichter und ich erläutere, weshalb es dafür die Noten 4 und 3 geben würde.

Dann versucht Mareike es wieder. Will auf mich los stürmen. Doch ich hebe meine Hände schützend und stoppend vor meinen Körper, schreie laut und deutlich: „Stopp! Lass mich in Ruhe! Ich will keinen Stress!“, und habe dabei einen sehr deutlichen, bestimmten Blick. Mareike zieht sich sofort zurück und ich erkläre unseren Mitschülern die Inhalte zu den Noten 2 und 1. Und schon sind 45 Minuten vorüber.

Vor einigen Wochen entschlossen wir uns, im Politikunterricht das Thema Jugendgewalt durchzunehmen. Ich wusste sofort, dass dies eine Möglichkeit ist, Punkte zu sammeln und schlug meinem Lehrer vor, gemeinsam mit Mareike ein Referat über Gewaltprävention zu halten. Er stimmte zu.

Wir hatten den schriftlichen Teil schnell fertig und ich gab ihn meinem Si-Hing zum Lesen und bat ihn, uns Tipps für den Vortrag zu geben. Er machte einige Vorschläge und Mareike und ich stellten einen Plan zusammen. Von Anfang an war es unser Ziel, den Lehrer und unsere Mitschüler zu überraschen und ein einzigartiges Referat zu halten. Dies ist uns ausgesprochen gut gelungen; denn noch Tage später sprachen unsere Mitschüler über den Vortrag des Referates.

Einige Wochen danach stand dann unsere letzte Politikklausur auf dem Plan. Auch sie hatte das Thema Jugendgewalt. Ich fühlte mich gut vorbereitet und überflog die sieben Fragen. Bei Frage Nr. 7 musste ich schmunzeln. Sie lautete: „Die EWTO ist der größte Gewaltpräventionsanbieter in Deutschland. Welche Ziele verfolgt diese Organisation und was meint sie mit dem Konzept der Sicherheit nach Noten?“

Wir hatten erreicht, was wir wollten: Unser Lehrer hatte das Referat nicht vergessen. Aber auch unseren Mitschülern war es im Gedächtnis haften geblieben und sie konnten – wie Mareike und ich – die Frage problemlos beantworten. Volle Punktzahl!

Text: Amelie Schmidt