ChiKung

Bist Du sauer, kommt das Aua - Teil 1

In allen Zeitschriften liest man es, in sämtlichen TV- und Radioratgeber-Shows hört man es: „Wir sind scheinbar alle übersäuert.“ und „Wer entsäuert, lebt gesünder.“
Klingt toll. Aber was ist damit eigentlich gemeint? Der folgende Artikel soll helfen, einige wichtige, relevante Informationen rund um das Thema Entsäuerung zu erlangen.
Dieses Mal beschäftigen wir uns zunächst mit den in diesem Zusammenhang wichtigen Begriffen „pH-Wert“ und „Säure-Basen-Haushalt“.

pH-Wert

Was ist der pH-Wert?
pH = potentia Hydrogeni = Konzentration der Wasserstoffionen ist die Maßzahl für den sauren oder basischen Charakter einer Lösung. Es wird der Gehalt an Wasserstoffionen einer Lösung gemessen. Umso höher die Zahl an positiv geladenen Wasserstoffionen, desto höher der Säuregrad der Lösung.
Bei einem Wert von 7 ist die Konzentration von basisch und sauer wirkenden Ionen neutral. Werte unter 7 zeigen den Säureüberschuss, Werte über 7 den Basenüberschuss einer Lösung an.

Wie misst man den pH-Wert?
Man kann unseren Säure-Basen-Haushalt im Urin messen. Unser Urin enthält Substanzen, die teils basisch, teils sauer reagieren, sowie neutralisierte Säuren und Basen, deren Wirkung nicht direkt erfasst werden kann. Gemessen wird mit einem sog. Indikatorpapier, welches man in der Apotheke oder über das Internet kaufen kann. Man misst zu verschiedenen Zeiten am Tag, da es über den Tag verteilt zu natürlichen Schwankungen kommt. Das Papier verfärbt sich gemäß einer vorgegebenen Farbskala, die dann Aufschluss darüber gibt, ob ein Säure- oder Basenüberschuss, bzw. eine Neutralsituation vorliegt.

Wie hoch muss der pH-Wert sein?
Es gibt nicht den idealen pH-Wert. Alle Organe und Körperflüssigkeiten benötigen einen speziellen pH-Wert, damit unsere Enzymreaktionen reibungslos ablaufen können.

Beispiele:

Der Magen braucht ein saures Milieu zwischen   1,2 - 3,0.
Der Dünndarm benötigt hingegen ein basisches Milieu von  6,5 - 8,0.
Unser Speichel hat ein Milieu von  6,5 - 7,0.
Das Blut weist einen sehr engen basischen Rahmen auf        7,38 - 7,42.
Der Wert des Fruchtwassers liegt bei 8,0.

Auffallend ist, dass die Flüssigkeiten, die für den Erhalt des Lebens besonders wichtig sind, leicht alkalisch sind. Auch die Zellen, die für den Knochenaufbau zuständig sind, leben am liebsten im basischen Milieu.

Merke:
Übersäuerung sorgt für einen schnelleren Abbau der Knochen!

Säure-Basen-Haushalt

Ein weiterer wichtiger Begriff ist der des Säure-Basen-Haushalts.

Was ist der Säure-Basen-Haushalt?
Der Säure-Basen-Haushalt ist ein komplexes System von Regelmechanismen und Puffersystemen, das dafür sorgt, dass in unserem Körper die richtige Verteilung von Säuren und Basen herrscht. Säuren und Basen werden größtenteils über unsere Nahrung zugeführt. Sie entstehen aber auch bei Stoffwechselvorgängen, wie z.B. interne Umbauarbeiten nach körperlicher Anstrengung oder nach Stress.
Oberste Aufgabe unseres Säure-Basen-Haushalt ist es, für ein stabiles Milieu zu sorgen, so dass die lebenswichtigen Stoffwechselvorgänge ungestört ablaufen können. Der pH-Wert des Blutes, das Sauerstoff zu unseren Zellen und Kohlendioxid zur Lunge zum Abatmen transportiert, muss in engen Grenzen stabil bleiben. Genauso verhält es sich mit dem pH-Wert unserer Zellen, die ebenfalls keinen Schwankungen ausgesetzt sein dürfen.
Die Enzyme, die unsere lebenswichtigen Vorgänge steuern, können ausschließlich bei bestimmten stabilen pH-Werten funktionieren. Auch unsere Organe, Gewebe und Hohlräume brauchen bestimmte pH-Wert-Grenzen.

Merke:
Je mehr Nahrungsmittel wir aufnehmen, die reich an Phosphat, Zucker und tierischem Eiweiß sind, desto mehr belasten wir unseren Stoffwechsel. Bei zugleich zu geringer Trinkmenge erhöht sich die Belastung insbesondere für unsere Nieren.

Wie hält unser Körper den Säure-Basen-Haushalt konstant?
Unser Körper bedient sich diverser Puffersysteme, d.h. chemischer Substanzen, die in der Lage sind, Säuren und Basen abzufangen.
Die Hauptfunktionen des Säure-Basen-Haushalts spielen sich im Blut und im Gewebe ab. Dort werden die Säuren meist an Kalzium und die Basen meist an Proteine (kleinste Eiweiße) gebunden. Sinkt der pH-Wert in den sauren Bereich ab, wird sofort über Atmung und Niere gegen reguliert. Der Blut-pH-Wert ändert sich dabei noch nicht. Dieser Notmechanismus funktioniert aber nur begrenzt, da die Puffersubstanzen anderen Organsystemen weggenommen werden. So werden Bikarbonate zum Neutralisieren von Säuren dem Verdauungstrakt entzogen und senken dort den pH-Wert, was die Verdauung beeinträchtigt. Die Phosphate werden aus den Knochen abgezogen, was die Entstehung von Osteoporose (Knochenschwund) begünstigt.

Welche Organe sind für den Säure-Basen-Haushalt verantwortlich?
Die Nieren, die Leber und die Lungen sorgen für die Aufrechterhaltung des optimalen Säure-Basen Verhältnisses in unserem Körper. Ebenso daran mitbeteiligt ist allerdings der Magen. Er produziert über spezielle Zellen basisches Bikarbonat, welches für den Verdauungsvorgang notwendig ist. Über die Menge der produzierten Säuren und Basen reguliert der Magen vorübergehend das Ungleichgewicht aus der Nahrung.
Für uns bewegungswillige WingTsun- und ChiKungler mindestens genauso wichtig ist die Erkenntnis, dass auch dem Bindegewebe eine zentrale Rolle im Säure-Basen-Haushalt zukommt. Das Bindegewebe durchzieht und ummantelt schützend jedes unserer Organe, unser Gehirn, unsere Muskeln, Nerven etc., um sie geschmeidig und beweglich zu halten. Das Bindegewebe sorgt also für eine reibelose Verschiebung der Organe untereinander. Ebenso stellt das Bindegewebe eine Art Mülldeponie dar, die vorübergehend Giftstoffe und ausscheidungspflichtige Substanzen unseres Blutes speichert, bis diese (hoffentlich bald) wieder über Haut und Nieren ausgeschieden werden können. Leider funktionieren bei den meisten von uns die Hauptstoffwechselorgane nicht optimal, was dazu führt, dass die Substanzen sich länger als gewünscht unter der Haut ablagern.
Stellen wir uns nun vor, das Bindegewebe würde durch den Überschuss an Giften und Säure brüchig, so kann man sich das Desaster an zwei Fingern abzählen.

Es gibt heute zahlreiche Studien darüber, dass ein übersäuertes Bindegewebe zu einer Vielzahl von Störungen in den Körpersystemen – wie z.B. dem Hormonsystem und Immunsystem – sowie diversen Krankheiten führen kann. Hier eine Liste nur einiger dieser Krankheiten:

• Kopfschmerzen und Migräne sowie Schmerzen im Allgemeinen
• Rheuma
• Allergien und sonstige Hauterkrankungen
• Osteoporose
• Erkältungen
• Krebs etc.

Im nächsten Monat folgt dann der Begriff „Entsäuerung“ und Tipps, wie man den Körper bei seiner Arbeit gut unterstützen kann.

Text: Constantin Mock, Heilpraktiker
Fotos: Fotolia