In etwas mehr als 30 Jahren war es ihm und seinem deutschen Meisterschüler gelungen, mit einem damals revolutionären, innovativen Unterrichtskonzept das WingTsun-System seines Lehrers Yip Man auf der ganzen Welt bekannt zu machen und die Internationale WingTsun Association zur größten professionellen Kampfkunstorganisation zu machen. Da die Prinzipien des WingTsun eine flexible individuelle Anwendung verlangen und fördern, ist es nur verständlich, dass sich im Laufe von Jahrzehnten zahlreiche Interpretationen der ursprünglichen Unterrichtsmethode entwickelten. Darüber hinaus ist WingTsun ein lebendiges System, das unter der Federführung seiner Großmeister ständig weiterentwickelt wird. Ein regelmäßiges Update ist deswegen ein notwendiges, wenngleich, in Anbetracht der Größe der weltweiten WingTsun-Familie, aufwändiges Unternehmen, das GGM Leung Ting in Zusammenarbeit mit seinem Meisterschüler, GM Kernspecht, mit der Einführung der privaten Tutorials 1999 in Angriff nahm. Systematisch kann so eine größtmögliche Zahl von Lehrern und Ausbildern auf direktem Weg aus erster Hand erfahren, was im WingTsun „State of the Art“ ist.

Für Lehrer und Ausbilder, die bisher keine Gelegenheit hatten, an den Tutorials von GGM Leung Ting teilzunehmen, und alle WT-Schülergrade war der Osterlehrgang die beste Möglichkeit, ihren Wissensstand in adäquater Weise zu aktualisieren. Unterstützt von hochrangigen WT-Meistern wie Sifu Andreas Gross, Sifu Thomas Schrön, Sifu Bernd Wagner, Sifu Giuseppe Schembri, Sifu Hans-Peter Edel, Sifu Peter Maull und Sifu Heinrich Pfaff konnte GM Keith R. Kernspecht in allen Einzelheiten auf die Neuerungen in den Unterrichtsprogrammen eingehen.

Schwerpunkt für alle Teilnehmer, unabhängig von der Graduierung, war zunächst die erste Sektion Chi-Sao, die die Grundbewegungen für den Kampf enthält. GM Kernspecht demonstrierte und erläuterte alle Veränderungen in der neuen Standardversion. Auch wenn der eine oder andere vielleicht zunächst befürchtete, dass er nun vielleicht das bisher Gelernte über Bord werfen müsste, wurde allen schnell klar, dass die Prinzipien des WingTsun stets die gleichen bleiben. Lediglich einige Bewegungsabläufe waren im Detail modifiziert worden, um einen schnelleren Lernerfolg zu gewährleisten. Wer das alte Programm fleißig geübt hatte, konnte auch die neuen Variationen schnell in das Bekannte einbauen. Nach einer kurzen Phase des Kennenlernens wurde deutlich, dass die neuen Standardprogramme nicht nur eine organisatorische Vereinheitlichung, sondern auch eine Weiterentwicklung des bisherigen Unterrichtsprogrammes darstellen, die noch effizienteres Lernen ermöglichen kann.

Da GGM Leung Ting in seinen Tutorials inzwischen die höchsten Programme unterrichtete, wurden auch in den fortgeschrittenen Technikergruppen viel Neues kennengelernt und trainiert. GM Kernspecht hatte alle Hände voll zu tun, um den großen Wissensdurst zu stillen, standen doch darüber hinaus auch etliche Technikerprüfungen an.

Wie im WT findet auch im Escrima seit längerem ein Prozess der Standardisierung der Unterrichtsprogramme statt, die GM Bill Newman in Zusammenarbeit mit seinen höchstgraduierten Schülern entwickelte. Die Früchte seiner unermüdlichen Arbeit können sich sehen lassen: Mehr Leute als jemals zuvor begeistern sich für den Waffenkampf und die „alten Hasen“ des Escrima treiben ihr Leistungsniveau ständig nach oben.

Der EWTO-Osterlehrgang ist eines der Highlights des Lehrgangsjahres. Es gibt nur wenige andere Gelegenheit eine Woche lang unter der Obhut der Großmeister und so vieler hochgraduierter Lehrer lernen und trainieren zu können. Frühlingserwachen, Sonnenschein und ... der Osterhase tragen ihren Teil dazu bei, für beste Stimmung zu sorgen.