Plötzlich und unerwartet
Während überall rings um uns herum vorweihnachtlicher Trubel herrscht, an dem wir mehr oder weniger alle beteiligt sind, wurden die Angehörigen Sifu Michael Hartmanns je aus einer mit fröhlichem Lichtergewimmel und Erwartung erfüllten Adventszeit in eine dunkle, traurige Zeit des Abschieds katapultiert.
Noch vor Kurzem war die Welt in Ordnung. Ein Video-Produktions-Team der EWTO rückte in der Bar „Barfabrik“ in Berlin Alt-Tegel an und drehte neue Folgen, die auf Youtube mit Informationen über Selbstverteidigung erscheinen sollen. Sifu Michael Hartmann wirkte dabei als Darsteller mit. „Ein super netter Mensch! Sympathisch, ruhig und besonnen“, waren Meinungen der am Videodreh Beteiligten. Er war äußerst kompetent und durch seine ruhige Art die perfekte Besetzung für die Rolle. Obwohl die Rolle nicht seinem Naturell entsprach, konnte er sie aufgrund seiner Fähigkeiten sehr gut spielen, auch ohne dabei jemanden aus dem Team zu verletzen.
Umso größer war der Schock, als die Nachricht kam, dass der 57-jährige Sifu Michael Hartmann am 04. Dezember 2019 plötzlich und unerwartet verstarb.
Anfang Januar 1997 begleitete er seine damalige Freundin zum WingTsun-Training. Er selbst trainierte damals Karate und hatte eigentlich nicht die Absicht zu wechseln. Doch ihm gefiel, was er im WingTsun beobachtete und hörte. Folglich wurde Klaus Schildert zu seinem SiFu und er Mitglied in der EWTO. Er ging seinen Weg durch die WingTsun-Ausbildung bis zum 2. HG. Gleichzeitig faszinierte ihn der Umgang mit Waffen und so begann er ebenfalls mit Escrima, das er später auch unterrichtete.
Ab 2001 leitete er für seinen Lehrer DaiSifu Klaus Schildert die EWTO-Schule in Berlin-Weißensee. Dort unterrichtete Sifu Micha an fünf Tagen in der Woche zum Teil mehrere Einheiten täglich: WingTsun, Frauenselbstverteidigung, Körper- und Bewegungsschulung und Escrima. Seinem Unterricht kam sicherlich zusätzlich zugute, dass er ausgebildeter Physiotherapeut und Fitness-Trainer war. WingTsun wurde zu seinem Lebensinhalt.
Am 27.03.2011 wurde er zum Sifu ernannt. Dazu sein SiFu: „Ich war außerordentlich stolz auf ihn. Er wollte es gar nicht. Aber er war in diese Aufgabe hineingewachsen. Er verkörperte es. Er war ein hervorragender Lehrer, der trotzdem immer Schüler blieb. Er war wissbegierig, neugierig und hinterfragte alles. Er war sehr sozial eingestellt und wenn jemand Hilfe benötigte, war er – wie ein Vater – sofort zur Stelle.“
Im Laufe ihrer vielen gemeinsamen Jahre entstand aus dem anfänglichen Lehrer-Schüler-Verhältnis eine Freundschaft. Für Meister Klaus Schildert wurde Michael Hartmann zum Weggefährten, der ihm ans Herz wuchs, und sein liebster und schärfster Kritiker war, der mit seiner Meinung ihm gegenüber nicht hinter dem Berg hielt. „Das habe ich sehr an ihm geschätzt,“ so DaiSifu Schilderts Kommentar. „Übrigens gab es zwischen uns immer einen Running Gag. Er hieß ja mit Nachnamen Hartmann. Früher habe ich ihm oft gesagt, dass er seinem Namen Ehre mache. Hart und stur. Später brauchte ich nichts mehr zu sagen, wenn er etwas falsch machte. Dann kam nur mit einem verschmitzten Lächeln von ihm: ‚Ich kann nichts dafür, ich heiße Hartmann.‘ Ich vermisse ihn und dieses Lächeln.“
Sifu Michael Hartmann hinterlässt nicht nur bei seiner Lebensgefährtin, seinen Angehörigen und seinem SiFu Klaus Schildert eine große schmerzliche Lücke. Auch seinen Schüler/innen wird er als ihr kompetenter Lehrer und Sifu sehr fehlen. Allen gilt unser tiefempfundenes Beileid.
Geschäftsleitung, EWTO-Headoffice und WingTsunWelt-Redaktion