Und jetzt ist er Professor
Am 7. Mai wurde GM Oliver König an der staatlichen Universität Plovdiv/Bulgarien aufgrund seiner Verdienste um die Verbreitung der östlichen Kampfkünste – speziell WingTsun – und insbesondere für seinen Beitrag zu dessen Akademisierung zum „Professor Emeritus“ ernannt.
König als Geburtsname, seit 2011 Doktor der Sportwissenschaften, Großmeister 9. Grad seit 2015 und jetzt Professor Emeritus der Paissij-Hilendarski-Universität in Plovdiv: WingTsun-Großmeister Prof. em. Dr. Oliver König. Nachfolgend ein paar Stationen seines Weges dorthin.
Schon der Jugendliche Oliver König hatte zwei große Träume, die ihm damals unvereinbar schienen: zum einen eine akademische Laufbahn mit dem Ziel, mindestens einen Doktorgrad zu erarbeiten, und zum anderen ein Meister in der Kampfkunst Bruce Lees zu sein.
Das Leben stellte die Weichen und er begegnete dem Gründer der EWTO, Keith R. Kernspecht, der sein Lehrer und Mentor wurde, und lernte WingTsun. Vergessen waren zunächst höhere universitäre Ehren.
Er begann mit einer intensiven WingTsun-Ausbildung auf Schloss Langenzell und steckte sich seine Ziele im Bereich Kampfkunst: WingTsun-Lehrer, eine große WingTsun-Schule in Wien, WingTsun-Meister. Heute ist er WingTsun-Großmeister (MOA – Man of Arrival).
Voraussetzung, um überhaupt Großmeister werden zu können, ist, einen akademischen Grad oder eine vergleichbare Ausbildung zu haben. Und so rückte plötzlich sein zweiter Jugendtraum wieder in den Fokus: an der Universität studieren. Aber was? Kampfkunst? Und wo?
1996: Die Presse berichtet über den WingTsun-Besuch
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Sein Mentor Großmeister Kernspecht hatte glücklicherweise einen vergleichbaren Traum: WingTsun auf akademische Grundlagen stellen. Deshalb hatte er schon recht früh entsprechende Kontakte geknüpft und gepflegt. 1996 zeigte sich die Universität in Plovdiv/Bulgarien sehr interessiert und lud GM Kernspecht und ein Team, dem auch Oliver König angehörte nach Plovdiv ein. Diese Universität bot schon damals Studiengänge, in denen man sich fundierte Kenntnisse über Kampfsport bzw. -kunst aneignen konnte. Der Idee zusammen mit der EWTO einen Studiengang in Sachen Kampfkunst zu gestalten wurde bereits hier diskutiert.
Aus diesem Besuch erwuchs dann schließlich, nachdem alle bürokratischen Hindernisse ausgeräumt waren, ein universitäres Studium zum Bachelor mit dem Titel „Sportpädagogik mit Vertiefungsrichtung WingTsun“. 2004 war es soweit. Der erste Studiengang startete.
2008: Die ersten Bachelor schlossen ihr Studium der Sportpädagogik mit Vertiefungsrichtung WingTsun erfolgreich ab
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Zu den Teilnehmern zählte auch DaiSifu Oliver König. Nach vier Jahren konnte er seine Urkunde zum Bachelor in Empfang nehmen und ein Jahr später schloss er den Magister in Sportpädagogik ab. Sein Kommentar: „Es war eine tolle Zeit, Sportpädagogik-Student zu sein und dabei immer noch Kenntnisse speziell im WingTsun zu vertiefen. Dafür kann ich meinem SiFu, GM Kernspecht, gar nicht genug danken.“ Allerdings war er nicht nur Student in dieser Zeit, sondern arbeitete hinter den Kulissen auch intensiv an der Umsetzung des Studienprogramms mit.
Ab 2012: Associated Lecturer im Bachelor-Studiengang „Martial Arts“ der Derby/Buxton
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Mit Abschluss seines Studiums war die akademische Ausbildung jedoch nicht vergessen. Er arbeitete weiterhin eng mit dem Rektor der Plovdiver Universität und Prof. Margaritov zusammen, um weitere Studiengänge für EWTO-ler zu organisieren. Es folgten dort zwei weitere Magister-Studiengänge im Bereich Kampfkunst. Parallel dazu entstand eine Zusammenarbeit mit der englischen Universität Derby/Buxton, die EWTO-Studenten ein dreijähriges Studium zum Bachelor of Martials Arts ermöglichte. König war in diesem Studiengang Associated Lecturer.
Seine eigene Fortbildung gipfelte in seiner Dissertation zum Thema „Psychophysische Vorbereitung im WingTsun-Unterricht“ unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Margaritov an der Paissij-Hilendarski-Universität. 2011 erhielt er dafür seinen Doktorgrad in Sportwissenschaften. Sein akademischer Traum erfüllte sich.
2011: Promotion an der Plovdiver Passij-Hilendarski-Universität
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Aber damit setzte König sich nicht etwa zur Ruhe. Als Studienbeauftragter der EWTO kümmerte er sich weiterhin um die akademische Ausbildung von WingTsun-Studenten.
Seit 2007: Leadership als umfassendes Weiterbildungsprogramm für EWTO-Ausbilder und -Schulleiter
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Außerdem hatte er in den Jahren nach seinem Magister-Abschluss ein Programm zur Weiterbildung von EWTO-Ausbildern und -Lehrern entwickelt: das Leadership-Programm. Dieses Programm konnte wesentlich zur Qualitätsverbesserung und -sicherung der Ausbildung der WingTsunler beitragen. Es wird ständig an die Bedürfnisse einer professionellen Schulleitung angepasst.
Ein weiteres Projekt, das DaiSifu König am Herzen lag, war die Schaffung eines Unterrichtsprogramms, das die Lücke des fehlenden Bodenkampfs im WingTsun schloss. Zusammen mit seinem Kollegen und Freund DaiSifu Thomas Schrön erarbeitete er das BlitzFight-Programm, das 2016 zur eigenständigen Sparte innerhalb der EWTO wurde.
Zuvor, im Jahre 2015, war Dr. König schließlich zum Großmeister im WingTsun ernannt worden. Ende der Karriereleiter? Nein, wie sich Anfang dieses Monats zeigte: In Anerkennung seiner Verdienste um die akademische Ausbildung in der Kampfkunst wurde er von der Plovdiver Paissij-Hilendarski-Universität mit dem Titel „Professor emeritus“ geehrt.
An dieser Stelle möchten wir uns in die lange Reihe der Gratulanten einreihen und ihm ganz herzlich gratulieren. Weiterhin viel Erfolg und Schaffenskraft für die Zukunft im WingTsun, in der EWTO und universitären Bereich!
Text: hm
Fotos: EWTO
PS:
Übrigens ist Prof. em. Dr. Oliver König in Bulgarien nicht untätig gewesen und hat sich gleich für die Schaffung eines weiteren Studiengangs zur Kampfkunst stark gemacht. Er soll nächstes Jahr starten. Interessenten können sich schon einmal unverbindlich in eine Liste im Headoffice eintragen lassen. Sie werden, sobald konkrete Anmeldedaten und Zeit- und Kostenpläne vorliegen, angeschrieben und können sich dann verbindlich für das Studium anmelden. Ein ausführlicher Bericht zum Thema wird in Kürze auf der WTW online folgen.