Aus den Bergen ins norddeutsche Flachland
Oder es könnte auch heißen: Großmeister Giuseppe Schembri vom 19. bis 21. September auf Lehrgangsreise in Rheine, Celle und Hannover, wo er WT-Wissen vermittelte. Die WTW-online-Redaktion war neugierig und hat dem Schweizer ein bisschen beim Unterrichten über die Schulter geschaut und ihm ein paar Fragen gestellt.
WTW online: Gestern in Rheine, heute in Celle und morgen in Hannover. Drei Tage ohne Berge oder das geruhsame Plätschern des Zürichsees. Nur plattes Land …
GM Schembri: Ich fühle mich überall wohl, wenn ich WingTsun unterrichten darf und mein Wissen weitergeben kann.
Eine solche Lehrgangsreise stelle ich mir anstrengend vor. Jeden Tag in einer anderen Stadt, andere Schulräume, nahezu gänzlich andere WT-Schüler. Auch anderes Unterrichtsprogramm?
Sicher ist es anstrengend, jeden Tag in einem anderen Bett zu schlafen und von einem Ort zum anderen zu fahren, sich jedes Mal auf die jeweilige Schule und Schüler einzustellen. Das geht nur, wenn ich jeden Tag einzeln nehme. Jeder Tag ist neu. So habe ich genügend Energie, die Schüler weiterzubringen.
Wir haben in der EWTO ja ein gemeinsames Programm, und doch hat jede Schule ihre Eigenheit. Das macht es immer wieder spannend.
Der Teneriffa-Lehrgang im Januar und die Mallorca-Lehrgangswoche im April gehen auch über mehrere Tage. Gibt es da Unterschiede zu dieser Lehrgangsreise, außer dass diese Lehrgänge über die Zeit an einem festen Ort stattfinden?
Dort könnte man fast sagen: „Same procedure as every year.“ Diese mehrtägigen Lehrgänge sind wunderbar. Man kann den Schülerinnen und Schülern jeden Tag etwas Weiterführendes beibringen. Und außerdem gleich vor Ort sehen, welche Fortschritte sie machen.
Bei eintägigen Lehrgängen habe ich nicht ausreichend Zeit, um das WingTsun, wie ich es verstanden habe, als Ganzes darzustellen. Nichtsdestotrotz ist es mein Anliegen, dass jeder Schüler etwas mitnehmen kann, um sich zu verbessern.
An dieser Stelle noch ein großes Kompliment an die Schüler, dass sie sich nach einem langen Arbeits- oder Schultag oder langem Anfahrtsweg die Zeit nehmen, meinen Lehrgang zu besuchen, um entweder eine Prüfung abzulegen oder einfach so mitzumachen.
Dürfen wir dich im nächsten Jahr wieder in Norddeutschland begrüßen?
So lang wird’s gar nicht dauern. Nicht erst nächstes Jahr, sondern bereits im November bin ich wieder in Norddeutschland und gebe dort Lehrgänge – dann in Schwanewede und Norderstedt. Ich werde im Jahr 2018 sicher wieder in Rheine und in Celle sein. Freue mich darauf!
Wären diese Reisean- bzw. -herausforderungen ein wichtiger Bestandteil der Arbeitsplatzbeschreibung für einen WingTsun-Großmeister, wenn man denn eine machen müsste?
Mir ist es wichtig, den Kontakt zu den Schülern und nicht zuletzt zu unseren Schulleitern zu haben. Es ist eine gute Gelegenheit, dass der Schulleiter mit mir über seine Anliegen sprechen kann.
Hast du Lieblingsprogramme oder -übungen? Was unterrichtest du besonders gern?
Ich zeige sehr gern, was alles in unseren WingTsun-Formen steckt. Und wie man die eigene Mitte finden kann. Außerdem, wie man die ChiSao-Sektionen besser machen kann und wie man sie übt.
Das Wichtigste ist für mich in allem, was man tut, die Achtsamkeit, da zu sein. Sie ist einer der wichtigsten Kampfaspekte. Wenn ich nicht achtsam bin, kann ich nicht wahrnehmen, dass sich etwas anbahnt.
Was begeistert dich bei einem Lehrgang am meisten?
Wenn ich sehe, dass die Schüler Spaß haben und Erkenntnisse mit nach Hause nehmen können. Ich bin begeistert, wenn sie mir darüber Feedback geben, was sie selbst beim Lehrgang wahrgenommen haben.
Vielen herzlichen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Gespräch genommen hast! Wir wünschen dir einen guten und sicheren Heimflug in die Schweizer Berge mit vielen schönen Erinnerungen aus dem norddeutschen Flachland.
Für die WTW online: hm
Fotos: ©fotolia_oscity/Manfred Mokry/hm/Ulrike