Wir alle sind fassungslos, dass Filippo aus unserer Mitte gerissen wurde. Mit ihm verliert die EWTO einen Pionier des WingTsun, der die italienische Schwester-Organisation WTOI, wie wir sie heute kennen, maßgeblich geprägt hat.
Filippo Cuciuffo wurde 1946 in Aidone auf Sizilien geboren. Schon früh kam er mit den Eltern nach Deutschland, wo er sehr erfolgreich mehrere Restaurants aufbaute. Filippo war seit Kindheitstagen sportbegeistert und interessierte sich neben verschiedenen Kampfkünsten besonders für Fußball.
Gerne erzählte er von seiner Zeit als Profi-Fußballer beim 1. FC Saarbrücken als Mitspieler von so bekannten Spielern wie Felix Magath und Andreas Brehme.
Nach seiner aktiven Fußballzeit lernte er WT kennen und trat 1982 in die EWTO ein.

1985 beauftragte ich ihn, zusammen mit Michael Fries und Leo Czech, den italienischen Zweig der EWTO, die WTOI, aufzubauen. Nach dem Weggang seiner Mitstreiter führte er diese Aufgabe bald allein fort. Mindestens viermal im Jahr komme ich seither mit Top-Lehrern der EWTO – allen voran GM König und GM Schembri – nach Livorno, dem Hauptquartier, um in der einzigartigen Atmosphäre der Toscana WingTsun zu unterrichten. Ob die berühmte „ars vivendi“, die „Kunst zu leben“, das gute Essen oder Sonne und Meer die Gründe dafür sind, lässt sich schwer sagen; fest steht, dass sich die Livorno-Lehrgänge über die Jahrzehnte den Ruf erworben, zu den lernintensivsten Highlights des gesamten WingTsun-Jahrescurriculums zu gehören.
Für seine besonderen Verdienste – die WTOI war lange die mitgliederstärkste Organisation außerhalb des deutschsprachigen Raumes – verlieh ich Filippo Cuciuffo bereits 1999 den Titel eines DaiSifu. Zu dieser Zeit war ich in Europa der einzige, der diesen Titel trug.

Es freut mich besonders, dass Filippo Anfang 2022 sein 40-Jähriges EWTO-Jubiläum feiern konnte, worauf er sehr stolz war. Als Anerkennung für seine Lebensleistung beim Aufbau der EWTO Italien verlieh ich ihm kürzlich den 8. Meistergrad, den in der EWTO weniger als ein Dutzend Lehrer tragen.
Seine liebenswerte Art, seine große Hilfsbereitschaft und sein Sinn für Humor werden uns sehr fehlen. Wir werden ihm für alle Zeit ein ehrendes Andenken bewahren.
Den Hinterbliebenen sprechen wir unser tiefempfundenes Mitgefühl aus.

„Ich tat, was ich tun wollte. Was ich tat, geschah mit Aufrichtigkeit und so gut ich es konnte. Viel mehr kann man vom Leben nicht erwarten.“
(Bruce Lee)

GM Keith Kernspecht
Gründer und Leiter der EWTO