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Zivilcourage - Teil 2 von 3

Im ersten Teil dieses Artikels ging Anja Wolf auf Zivilcourage und Rechtssprechung ein. Im zweiten Teil wird sie auf das Problem aufmerksam machen, dass viele Menschen eher wegsehen als helfen.

Die Medien berichten häufig, dass Helfer selbst zu Opfern wurden. Meldungen und Berichte, in denen uns immer und immer wieder gezeigt wird, wie gefährlich es sein kann, jemandem anderen zu helfen.

Berlin: „ZIVILCOURAGE – Thomas P. starb, weil er einen Randalierer stoppen wollte ..."

Hamburg: „Erschossen in Goßlers Park ... Blankenese: Makler (39) verfolgte Einbrecher – und zahlte mit seinem Leben ..."

Hamburg: „Niedergestochen, weil er helfen wollte"

All zu verständlich, dass so Gefühle der Angst und Unterlegenheit geschürt werden. Ist die Tagespresse doch oft voll mit Artikeln, in denen „Helfer selbst zum Opfer wurden":

Er starb, weil er helfen wollte.

Das Opfer: Arno K. verfolgte einen flüchtenden Unfallfahrer und stellte ihn zur Rede: Da wurde er niedergestreckt
Er glaubte an Nächstenliebe und Gerechtigkeit. Zwei der wichtigsten Grundsätze der christlichen Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten. Zu ihr gehörte Arno K. (53) aus Lemsahl-Mellingstedt. Der dreifache Familienvater handelte aus Überzeugung nach den Grundsätzen – und bezahlte dafür mit seinem Leben.

Der ehemalige Pastor ist das Opfer des Todesschützen Adam K., der ihn in Lübeck auf der Straße ermordete. Weil der Hamburger sich eingemischt hatte, als der Pole auf der Vorrader Hauptstraße mit einem gestohlenen Golf zwei dreizehnjährige Radfahrer anfuhr und einfach flüchtete. Arno K. folgte dem Unfallfahrer, stellte ihn zu Rede. Sein Todesurteil. Der Täter tötete ihn mit zwei Schüssen ...
Bericht: Hamburger Abendblatt am 15.11.2004.

Nur sehr selten berichten die Medien darüber, dass jemand mithilfe seines mutigen und couragierten Handelns einem möglichem Opfer helfen konnte. Aber, nur weil die Medien nicht darüber berichten, heißt das nicht, dass das nicht vorkommt.
Was aber hindert uns, diese Zivilcourage zu haben und auch bereit zu sein, um etwas zu unternehmen, wenn unsere Hilfe erforderlich ist? Es gibt verschiedene Gründe, die einige daran hindern zu helfen, zum Beispiel:

1. Die Angst

An erster Stelle haben Menschen Angst. Angst vor Gewalt und den daraus entstehenden Verletzungen. Angst vor Kontrollverlust oder davor, alleine dazustehen. Aber auch Angst, ausgelacht oder abgelehnt zu werden.

2. Das Gefühl der Unterlegenheit

Nach dem Motto: „Hier kann ich ja nichts machen ..." oder „... der ist viel stärker als ich!"

3. Das Gefühl der Gleichgültigkeit

Gedanken wie: „Was geht das mich an ...?"

4. Die Meinung, dass das Opfer selbst Schuld ist

Kein Wunder, wenn „die" im Minirock und bauchfreien Oberteil rum läuft, dass sie vergewaltigt wird.

5. Die Meinung, dass andere für die Lösung verantwortlich sind

Polizei, Feuerwehr oder Sicherheitspersonal in Diskotheken usw.

6. Die Meinung, dass der Konflikt ein Privatproblem der Betroffenen sei

„Die Streiten sich sicher nur ...!" oder „In jeder Beziehung gibt's mal Ärger!"

Wenn Helfer selbst zum Opfer werden, haben sie sich oft selbst und unüberlegt in Gefahr gebracht. Es wurde damit weder ihnen, noch dem eigentlichen Opfer geholfen.

Als ich am Schreiben dieses Berichtes war, erzählte mir eine Bekannte mittleren Alters ihr Erlebnis vom Vorabend.

„Als ich in der Nähe eines Hamburger Lokals, in einer Telefonzelle telefonierte, beobachtete ich folgendes:

Vier Personen stritten mit zwei weiteren Personen vor dem Lokal. Die Situation geriet außer Kontrolle, als einer einem anderen plötzlich einen Tritt zum Kopf verpasste. Das „Opfer" ging zu Boden, konnte sich aber Gott sei Dank wieder aufrappeln und weglaufen.
Kurzer Hand, legte ich den Telefonhörer zur Seite und forderte die Person auf, sofort damit aufzuhören.

Mit den Worten: „Ey Oma, was willst du ... verpiss dich!" wurde mir klar gemacht, dass ich mich nicht einmischen solle. Eine weitere Person sagte mir noch, dass ich als Frau mich nicht einzumischen habe, ich solle lieber wieder weggehen.

Ich rief dann die Polizei. Kurz bevor die Polizei eintraf, bedrohten diese Personen einen Unbeteiligten mit einem Messer."

Zum Glück ist ihr nichts passiert. Und wenn es auch kein wirkliches Patentrezept für den richtigen Umgang in solch einer Situation gibt, so gibt es doch einige Grundregeln, die man beachten sollte. Im nächsten Teil werden wir genau auf dieses Thema eingehen.