BlitzDefence

Vom Feiern, von Willkür und falschen Vorstellungen

Das Szenario für die nachfolgende Geschichte ereignete sich in einer überwiegend von Soldaten frequentierten Disco in einer Kleinstadt nahe der deutschen Ostsee-Küste.

Leider habe ich mich damals noch nicht mit dem WingTsun-System beschäftigt ...

Ich, Björn B., war bei einem Freund übers Wochenende zu Besuch. Am Abend waren wir mit dem Rest aus unserer alten Clique verabredet. Wir wollten uns in einer Disco treffen, die in einem Kellergewölbe gelegen war.Vorher aber gab es noch viel zu erzählen und so haben mein Freund Thomas D. und ich uns aus der guten Laune heraus schon mal mit alkoholischen Mixgetränken in Feierstimmung katapultiert. Gegen 23.00 Uhr erreichten wir dann sehr gut angeheitert die Disco. Kaum dort angekommen, trafen wir auch schon die ersten Bekannten und landeten ziemlich schnell am Tresen, dort gab es dann mehr zu erzählen und noch mehr zu trinken.

So gegen 03.30 Uhr war ich schon recht gut angeschlagen, der Alkohol entfaltete seine Wirkung, und ich war gerade auf dem Weg von der Toilette zur Tanzfläche, als ich in der Menge in einem recht schmalen Gang einen Bekannten erspähte, den ich schon richtig lange nicht mehr gesehen hatte. Bester Laune hielt ich auf ihn zu, klopfte ihm von der Seite auf die Schulter; ich bemerkte gleich, dass er sich sehr vertieft zu unterhalten schien. Ein kurzes angespanntes, aber freundliches: " Hey! Schön dich zu sehen, ist gerade schlecht, lass’ uns nachher quatschen!" war die einzige Reaktion meines Bekannten. Dann wollte ich mich gerade weiter zur Tanzfläche bewegen, als mich sein ca. 1,90 m bis 2,00 m hoch gewachsener Gesprächspartner mit tiefer Stimme eiskalt zu verstehen gab, "Ja genau, sieh ma’ zu, dass du dich verpisst!". Ich konterte sofort mit lockerer Zunge: "Ey! Was’n mit dir los? Entspann’ dich mal und nerv mich nicht!"

Innerlich war ich ziemlich erschüttert und überrascht, konnte das aber gar nicht weiter beachten, da mein Alkoholspiegel mich nicht mehr eindeutige Bilder und Stimmungen empfangen ließ. Der kurze Anflug von Unbehaglichkeit verstummte dann auch schnell in meinem Körper. Mein Bekannter versuchte sein Gegenüber etwas zu bremsen und griff mit einem, "Hey, ist schon in Ordnung, den kenn’ ich", ein. Ich dachte, das wäre nur ein Missverständnis, welches sich gerade aufklärte. Ich nickte meinem Bekannten verständnisvoll zu, schaute den mich aggressiv fixierenden Typen noch ganz kurz in die Augen und gab ihm mit meiner Körpersprache zu verstehen, dass ich mich von "so ein bisschen Gelaber" nicht weiter beeindrucken ließ. Ich drehte mich um und war in Gedanken schon wieder am Tresen bei den anderen, als es passierte.

Ich spürte einen dumpfen Schlag an meinem Hinterkopf, war ganz orientierungslos und fand mich einen kurzen Augenblick später am Boden wieder. Das, was mich am Kopf erwischte, setzte mich nicht außer Gefecht, sondern ließ mich wild werden. Irgend etwas wütete in mir, und ich ging, ohne auch nur einen klaren Gedanken fassen zu können, auf den Riesen in der Jeansjacke los. Es dauerte nicht lange und wir beide wirbelten unkontrolliert durch den Raum. Das erzeugte scheinbar viel Aufmerksamkeit, so dass uns zwei der Rausschmeißer der Disco lautstark und mit sehr viel Kraft auseinander trieben. Ich wollte mich nicht anfassen lassen und den beiden erklären, dass ich doch gar nichts gemacht hatte, und der andere doch mit dem ganzen Stress begonnen hätte ... Im ersten Moment war ich froh, dass die Auseinandersetzung ein Ende gefunden hatte, da mein Kontrahent nirgends mehr zu sehen war. Aber die augenscheinliche Hilfe war von kurzer Dauer und hatte nicht viel mit Gerechtigkeit zu tun. Die Männer in Schwarz machten ihrem Namen alle Ehre, sie beförderten mich widerwillig mit einem knappen "Keine Schlägerei im Laden" und "Wer Stress macht, fliegt raus!" vor die Türe.

Noch sehr aufgebracht stand ich nun ganz alleine vor dem Eingang der Discothek. Ich war noch mit dem, was sich vor kurzem drinnen ereignete und mit der Ungerechtigkeit, die mir widerfuhr, beschäftigt und schaute gerade die Treppe hinauf, da ging es auch schon weiter. Der Typ mit der Jeansjacke war gerade im Begriff mich anzuspringen. Geistesgegenwärtig konnte ich gerade so ausweichen und ihn mit seinem eigenen Schwung zu Boden reißen. Sofort stürzte ich mich auf ihn. Halb auf ihm kniend schenkte ich ihm ordentlich ein. Innerlich war ich sehr aufgewühlt und dadurch auch sehr aggressiv. Wie konnte der Typ, der mich eben schon feige von hinten attackiert hatte, mich nun gleich wieder, ohne was zu sagen angreifen?! Ich schlug ihm, so doll es ging, auf seinen Kopf, er machte keine Anstalten mehr, auch nur irgendetwas dagegen zu unternehmen. Also fragte ich ihn: "Und reicht’s dir? Hast du genug?", um ihm die Antwort etwas zu erleichtern, brachte ich noch einen gezielten Treffer an seinem Kopf an. Er nickte und stammelte leise: "Ja, ja, ist gut, ist genug!" Etwa zeitgleich mit seinem Aufgeben stürzte ein Pulk von Leuten die Treppe hinunter und redete sofort hektisch auf mich ein: "Hey, der hat genug!", "Ja, Mann! Aufhören, du hast gewonnen, der ist fertig!".

Es dauerte auch nur einen kurzen Moment, bis ich mich entschloss, von dem Unterlegenden abzulassen. Ich störte mich auch gar nicht weiter daran, dass mich die Typen anfassten. Ich dachte, die wollen einfach nur schlichten.Den Typen am Boden beobachtend stand ich auf, machte mir keine Gedanken, was sich so hinter mir abspielte. Plötzlich griffen mich die Leute und hielten mich an Armen und Beinen fest. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Sie trugen mich die Treppe hoch, dort konnte ich gerade wieder Fuß fassen, als bereits jemand auf mich zugelaufen kam und mir einen Tritt zwischen die Beine verpassen wollte. Die einzige mir möglich Reaktion war, meinen Torso nach hinten fallen zu lassen, da mich die Leute immer noch festhielten. So bekam ich den Tritt voll in den Magen. Mir blieb sofort die Luft weg, ich konnte weder ein- noch ausatmen, sackte sofort zusammen und kippte nach hinten über. Ich konnte lediglich demjenigen, der getreten hatte, einen bösen Blick zuwerfen. Mittlerweile hatte sich das ganze wohl auch in der Disco herumgesprochen. Einige meiner Freunde und Bekannten kamen heraus und sprangen sofort dazwischen, und so ließen die Verbündeten ganz schnell ab von mir und suchten über den Autoparkplatz das Weite ...

Das Ganze ist nun mittlerweile über zehn Jahre her und ich habe es so niedergeschrieben, wie es aus meiner Sicht heraus passiert ist, bzw. was Augenzeugen dem hinzugefügt haben. Immer wenn ich mich an das Geschehene erinnere, erscheinen mir als erstes immer nur einzelne Bildersequenzen und alles läuft völlig ohne Ton und in Zeitlupe in meinem Kopf ab. Das mag zum einen wohl an meinem erhöhten Alkoholspiegel gelegen haben und zum anderen an dem Adrenalin, welches durch meinen Körper strömte. Sobald ich mehr Bilder und Emotionen aus meinem Kopf krame und mich richtig in diese Schlägerei vertiefe, beginnt mein Herz schneller zu schlagen, und ich spüre eine große Unruhe in mir aufsteigen.Dieser Zwischenfall hat mir damals sehr zu denken gegeben. War das doch nicht meine erste körperliche Auseinandersetzung, die ich hatte. Jedoch war es anders als alles, was mir vorher passiert war.Ich hatte mich, wie eingangs schon erwähnt, damals noch nicht mit dem WT-System beschäftigt, sondern vorwiegend mit Budosportarten. Die Betonung liegt auf "Sport", da ich vorwiegend für das Wettkampfgeschehen trainierte. Durch das Regelwerk der Wettkämpfe und durch die Wettkampfsituation selbst war es nicht weiter wichtig, seine Umgebung wahrzunehmen. Wieso sollte ich auch bei einem Kampf den Kampfrichter oder das Publikum im Auge behalten? Wichtig war es, bei sich selbst zu sein und sich auf sein Gegenüber zu konzentrieren. Und genau das war es, was mir auch zum Verhängnis wurde. Ich habe oft genug sämtliche Möglichkeiten durchgespielt, was ich hätte anders machen können, wann ich wie welche Technik hätte machen können, wie das Ganze hätte vermieden werden können, was für eine Rolle der Alkohol gespielt hatte. Ich komme immer wieder zu dem selben Entschluss: "Ich habe einfach nicht genug wahrgenommen und konnte die Gefahren nicht richtig einschätzen!"

Bei dem ersten Angriff dachte ich noch: "Okay, das Ding ist gegessen, und ich gehe hier erhobenen Hauptes aus diesem Konflikt heraus". Doch danach weiß ich nicht mehr viel. Es war etwas zwischen verwundert, schockiert, entsetzt, erstaunt, neu, aufgebracht und unfassbar. Einfach etwas, was meine Vorstellung überstieg. BlitzDefence wäre der Baustein gewesen, der mir damals fehlte.Durch BlitzDefence ist es mir um so klarer geworden, wie wichtig die richtige Wahrnehmung von sich selbst und die entsprechende Wahrnehmung der Umwelt ist, um an willkürlich lauernden Gefahren vorbei gleiten zu können. Wie genau kann ich mich einschätzen? Wie funtioniere ich in Angst und unter Adrenalin?Hätte ich damals den nötigen Weitblick für diese Situationen gehabt, hätte ich selbst abgelenkt und mich nicht ablenken lassen. Wäre ich mir im Klaren darüber gewesen, in welchem Gefahrencode ich mich gerade befinde und hätte mittels WingTsun die komplette Ereigniskette unterbrechen können. Oder ich hätte mein Ego etwas zurück geschraubt und ein einfaches Augenzwinkern und ein "Na klar, Mann, ich bin schon weg!" zum richtigen Zeitpunkt platziert.

Schade!