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Mit 75 gegen mehrere

Wenn man diesem freundlichen älteren Herrn auf der Straße begegnet, würde man kaum auf die Idee kommen, dass er zweimal die Woche zum WT-Unterricht geht.

Die Rede ist von Hans-Joachim (Achim) Stock, der am 16. März dieses Jahres 75 Jahre alt wurde. Seit Sommer 2004 lernt er fleißig in der WT-Schule Strausberg bei mir Selbstverteidigung. Er ist ein Vorbild dafür, dass man WT auch noch in höherem Alter erlernen kann.

Mit 75 ist man sicherlich nicht mehr so sportlich wie ein 20- oder 30-Jähriger. So tauscht man sich über die üblichen Alterserscheinungen gerne beim Seniorenunterricht unserer WT-Schule aus, die in Strausberg (Kleinstadt 40 Kilometer östlich von Berlin) ihren Sitz hat. Bei uns trainieren alt und jung zusammen. Natürlich passt man wegen der höheren Verletzungsgefahr bei der Generation 60plus beim Sparring auf, dass sie sich nicht in die Dummyrolle hineinsteigert.

WT ist bestens dafür geeignet, flexible Lernkonzepte für alle Altersstufen zu ermöglichen, je nachdem, was die Einzelnen an individuellen Fähigkeiten mitbringen. Dazu gehören auch die kleinen Wehwehchen, die Ältere mit sich herumtragen. „Wenn man morgens mit Schmerzen aufwacht, dann weiß man, dass man noch am Leben ist“, scherzen die Älteren. Andersherum es gibt heutzutage auch Jugendliche, die von ihrer Kondition und Beweglichkeit an Senioren erinnern. Den Beweis hierfür erbrachte ein ehemaliger 65-jähriger WT-Schüler, der MIK-Pilot war und aus dem Stand doppelt so viele Liegestütze vorführen konnte wie seine jugendlichen Trainingspartner. Genauso besitzt jeder „meiner“ Senioren bestimmte Fähigkeiten, mit denen er den Jüngeren locker das Wasser reichen kann: Bei manchen ist es Schlagkraft, bei anderen Schlagfertigkeit oder allgemein die geballte Lebenserfahrung.

Die besitzt mein 75-jähriger Schüler Achim Stock reichlich. Die Kampfsportlaufbahn des Betriebs- und Planungsingenieurs für Zuckertechnologie begann 1954 mit Judo in Ost-Berlin. In den Jahren darauf folgten neben Gewichtheben noch Ringen und Boxen. Ende der 50er widmete er sich voll und ganz seinem Beruf und der Familie. Es folgte eine über 40-jährige Kampfkunstpause – bis er auf eine lokale Zeitungsanzeige „Selbstverteidigung für Senioren“ für einen Schnuppertermin in unserer WT-Schule stieß und an seine Zeit als Judoka zurückdachte. Das, was er in den 50er Jahren gelernt hatte, zeigt er heute noch mit einem Schmunzeln. Aber WingTsun begeistert ihn mehr. Es war für ihn Liebe auf den ersten Blick. Über die Seniorengruppe fand er einen guten Einstieg in unsere Schule. Beim 9. Schülergradprogramm übte er „Stock gegen Stock“ (Achims Nachname!). Heute trainiert der 10. Schülergrad nicht nur mit den Älteren. Bei den Jüngeren hält er für sein Alter gut mit und er weiß, wann es für ihn konditionell zu viel wird. Dann werden alternativ Chi-Sao oder Formen geübt.

Der Gesundheitsaspekt spielt für Achim auch eine große Rolle. „WT hält mich beweglich und fit. Ohne regelmäßiges Training hätte ich mit meiner Gesundheit sicherlich mehr zu kämpfen“, stellt er fest. An Schlagkraft und Schnelligkeit mangelt es ihm nicht. Nur lässt manchmal das Kurzzeitgedächtnis nach, wenn es um einzelne Bewegungen geht. Das verlangsamt zwar das Lernen punktuell, aber vertieft es ebenso bezüglich anderer Aspekte (z.B. WT-Grundschule), die dann immer wieder mit geübt werden.

Neben dem normalen WT-Unterricht macht sich der vierfache Großvater und einfache Urgroßvater an WT-Infotischen und Veranstaltungen wie dem Brandenburger Seniorentag oder dem Strausberger Seniorensportfest dafür stark, dass auch andere ältere Herrschaften ihre Sicherheit selbst in die Hand nehmen.

Achim ist mit seinen 75 Jahren vielen ein Vorbild: Er reist gerne, geht wöchentlich zweimal zum WT, liebt die Natur und besitzt eine positive Ausstrahlung. Er zeigt uns, wie sehr WT auch im fortgeschrittenen Alter Spaß machen kann und „jung“ hält.

Sifu Oliver C. Pfannenstiel, 4. TG