EWTO

Gewaltprävention für Kinder- und Jugendeinrichtungen

Interview mit Sifu Roy Schirdewahn während des zweiten Seminars für EWTO-Schulleiter und -Ausbilder zum Thema Gewaltprävention für Kinder- und Jugendeinrichtungen in der WT-Akademie Kiel.

Gewaltprävention für Kinder- und Jugendeinrichtungen ist ein wichtiges Thema in der EWTO. Für zahlreiche Ausbilder/innen und Schulleiter/innen wird dieses Thema immer interessanter. Professionelles Fachwissen, das notwendige Fingerspitzengefühl und vor allem ein funktionieren Konzept sind erforderlich, um bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen erfolgreich zu sein. Noch wichtiger sind diese Kompetenzen, wenn es darum geht, mit Kinder- und Jugendeinrichtungen zusammen zu arbeiten. Sifu Roy Schirdewahn gibt in regelmäßigen Seminaren seine jahrelangen Erfahrungen an EWTO-Ausbilder weiter.

Während des zweiten Seminars am 26.11.2005 an der WingTsun-Akademie Kiel führte WT-Welt online ein Gespräch mit Sifu Roy Schirdewahn.

WTW: Wie und wann bist Du zum WingTsun gekommen?

Sifu Roy: Im August 1988 bin durch Michael Zack, meinen damaligen Trainingspartner vom Jiu-Jitsu in der
Sportschule Yawara, Kiel zum WT gekommen.

WTW: Wann entstand das Programm „Gewaltprävention für Kinder- und Jugendeinrichtungen“?

Sifu Roy: Ich arbeite seit 1996 an dem Programm. Die neuen Kernpunkte (Sicherheit nach Noten, fünf Hauptlernziele usw.) habe ich 2004 entwickelt.

WTW: Hast Du das Programm allein entwickelt?

Sifu Roy: Nein, an der Entwicklung haben im Rahmen von der durch mich gegründeten Gemeinschaft „WT-Schulen Schleswig-Holstein“ Sifu Frank Schmalz, Sifu Rainer Wagner, Sifu Peter Thietje und Michael Welge mitgewirkt. Nur das aktuelle Programm mit den vielen Neuerungen habe ich 2004 alleine entwickelt.

WTW: Was war Deine Motivation dieses Programm zu entwickeln?

Sifu Roy: Ich bin mit fünf Jahren eingeschult worden und war daher viele Jahre der Jüngste, Kleinste und Schwächste in meiner Klasse. Ich weiß daher aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, wenn man sich nicht frei entfalten kann und sich die Grenzen zu eng setzt. Aus meiner Sicht sollen daher alle Kinder frühzeitig in Selbstverteidigung und Selbstbehauptung geschult werden. Zudem bin ich selbst Vater von zwei Kindern (Robin und Tom Brian) und bin, genau wie alle Eltern, um die Sicherheit meiner Kinder besorgt und bemüht, alles dafür zu tun.

WTW: Du sagtest, dass Du Deine Grenzen damals zu eng gesteckt hast, was meinst Du damit?

Sifu Roy: Um das ausgiebig zu erläutern, könnte man eine ganze Techniker-Arbeit schreiben. Der Großteil der Menschen hat im Prinzip aufgrund schlechter Erfahrungen oder (aus eigener Sicht empfundener) körperlicher Schwächen ein mangelhaftes Selbstbewusstsein. Das führt dazu, dass die Grenzen zu eng gesteckt werden. Es wird geglaubt, dass man sich nicht gegen körperlich stärkere Angreifer verteidigen kann, dass man nicht jeden bzw. keinen sehr guten Beruf ergreifen kann, dass man gesellschaftlich keine hohe Position erreichen kann, dass man nicht in den Freundeskreis besonders beliebter Menschen gelangen kann, dass man nicht jeden (attraktiven) Partner bekommen könnte usw.

WTW: Ab welchem Alter unterrichtest Du Kinder?

Sifu Roy: Ich mache das nicht vom Alter abhängig. Ich teste die Kinder beim Probetraining. Manche können mit vier Jahren sofort starten, andere sind mit sechs Jahren noch nicht soweit.

WTW: Gibt es ein extra Programm für Kindertageseinrichtungen?

Sifu Roy: Ja, in meinen Schulungen gehe ich ausgiebig darauf ein.

WTW: Hast Du auch schon in Schulklassen unterrichtet, wo einige sehr unruhig waren und eigentlich keine Lust hatten und somit den gesamten Kurs gestört haben?

Sifu Roy: Ja, das passiert aber eigentlich nur bei den ersten Kursen, wenn die Erfahrung noch fehlt, wie man damit umgeht. Heute passiert das in der Regel nicht mehr.

WTW: Was ist Dein Rezept für eine solche Situation?

Sifu Roy: Wichtig ist es, zu Beginn Regeln aufzustellen, die von allen immer eingehalten werden. Dadurch kommt es gar nicht mehr zu großen Problemen. Falls doch, wird im Einzelfall (mit WT- Anpassungsfähigkeit) auf das Problem eingegangen und gelöst.

WTW: Wird es 2006 wieder Schulungen im Bereich Gewaltprävention geben?

Sifu Roy: Ja, bisher sind folgende Termine geplant:

17.02. Frankfurt
04.03. Zürich
08.04. Schloss Langenzell
06.05. Borken Westfalen
16.09 Schloss Langenzell

WTW: Was sind Deine weiteren Ziele im WingTsun?

Sifu Roy: Ich möchte das WT- Studium erfolgreich abschließen. Ich möchte natürlich auch die nächste Graduierung im WT (5. PG) erreichen. Dafür nehme ich zurzeit regelmäßig Privatunterricht bei GM Kernspecht. Ich bin ihm dafür sehr dankbar und lerne im Prinzip von ihm das ganze WT noch einmal. Das Gelernte möchte ich vielen Schülern/innen und insbesondere auch den von mir eingesetzten Ausbildern/innen weitergeben. Ich möchte mich sehr zur Verbreitung des Gewaltpräventionsprogramms einsetzen, damit die EWTO auch auf diesem Gebiet Marktführer wird. Denn es gibt nichts Schöneres, als möglichst viele Kinder vor Gewalt zu bewahren und die Freude der Kinder darüber ist der größte Lohn.

WTW: Vielen Dank, für das ausführliche Interview!