Die WT-Schule von nebenan: Koblenz
Ein erstes Kennenlernen von WingTsun machte ich etwa 1986 durch meinen Cousin, der seinerseits in einer Zweibrücker WT-Schule seine Erfahrungen mit der Wirksamkeit von Kettenfauststößen gesammelt hatte. Zu ungefähr gleicher Zeit begann ich mit anderen Kampfsportarten und lernte 1988 den in Neuwied (meiner Heimatstadt) vertretenen Si-Hing (Sifu Heiko Martin aus Linz am Rhein, meinen persönlichen WT-Lehrer) kennen. Etwas später entschloss ich mich konsequent dazu, WingTsun zu lernen.
Anfangs waren es schlichtweg die Einfachheit, Kompromisslosigkeit und Überlegenheit der Technik und Taktik des WT gegenüber den mir bis dahin bekannten Kampfsportarten hinsichtlich der praktischen und realistischen Anwendung (Kampf), die mich zu hohem Trainingsfleiß motivierten.
Die eigene Unterrichtstätigkeit eröffnete eine neue Dimension des Lernens auf vielen bis dahin ungeahnten Ebenen.
Durch verschiedenen Tätigkeiten im Bereich Security/Sicherheitsdienst habe ich z.T. eindruckvolle und ernüchternde Erkenntnisse über das menschliche (Gewalt-) Verhalten und im Umgang damit gewonnen. WingTsun hat mir sowohl physisch, als auch mental in so manch heiklen Situation hilfreiche Dienste erwiesen.
Als ganz besonders faszinierend empfinde ich die oft erkennbaren Parallelen von praktischen Vorgehen im WT und der geistigen Haltung des Ausführenden. Oft wird dem WT-Übenden in Form von technischen Unzulänglichkeiten der eigene Entwicklungsstand der Persönlichkeit gespiegelt. Wenn man an Selbsterkenntnis interessiert ist, vermag einem dieser Umstand sehr zu helfen.
Die Schule in Koblenz besteht seit 1992. Wir fingen in Räumlichkeiten der örtlichen Universität an und erweiterten ca. 1 Jahr später den Unterricht auf mehrere Fitness-Studios.
Zu Beginn meines Studiums in Koblenz war diese Stadt WT-mäßig noch nicht versorgt. Da ich zu dieser Zeit die Ausbilder-Befähigung erreicht hatte, richtete ich den Wunsch an meinen Si-Hing, eine kleine studentische WingTsun-AG zu organisieren. Mein Si-Hing beauftrage mich daraufhin direkt, den regulären WT-Unterricht in Koblenz ins Leben zu rufen und die WT-Schule Koblenz in seinem Sinne zu leiten.
Als ich 1992 in Koblenz das WingTsun etablierte, gab es schon eine Fülle anderer Kampfstile in und um Koblenz. Zu vielen Vertretern anderer Stile hege ich seitdem freundschaftlichen und kollegialen Kontakt. Ein Konkurrenzdenken ist hier gar nicht so ausgeprägt, da die unterschiedlichen Kampfstile und die unterschiedlichen Charaktere der Trainer sich nicht zwangsläufig behindern, sondern vielmehr jedem Interessierten den passenden Unterricht durch ein vielfältiges Angebot ermöglichen.
Gerade deswegen muss man auch immer wieder mal durch Werbung auf sich aufmerksam machen. In geringem Umfang annonciere ich in einer regionalen Zeitschriftenbeilage. Zum größten Teil ist meine Werbung aber auf das Internet durch Präsenz meiner Homepage (www.wtko.de) konzentriert. Das Medium Internet erscheint mir für die Zielgruppe „ junge Erwachsene“ sehr geeignet. Da ich diese öffentliche Darstellung im Medium Internet zeitnah aktualisieren und im Umfang anpassen kann, stellt sich mir das Internet fast so flexibel dar, wie das WingTsun selbst.
Genau so flexibel versuche ich, den Unterricht in meiner Schule zu gestalten, denn erstens „ kommt es anders“ und zweitens „ als man denkt“ ...
Meist beginne ich den Unterricht traditionsgemäß mit der Siu Nim Tau-Form. Ab und an überlege ich mir Schwerpunkte, die im aktuellen Unterricht betont werden. Meist aber improvisiere ich, nachdem ich mir den Überblick über die Anwesenden im Unterricht verschafft habe. Dann kann ich flexibel und individuell auf die Personen, die nicht immer alle regelmäßig zum Unterricht kommen können, eingehen. Mit dieser Unterrichtsform, die ich mir bei meinem Si-Hing abgeguckt habe, erziele ich die besten Erfahrungen.
Während der Vorlesungszeit gebe ich regelmäßig Einführungsveranstaltungen in BlitzDefence für den Allgemeinen Hochschulsport (AHS) der Universität Koblenz. Hier finde ich immer wieder die interessante Möglichkeit mit unterschiedlichen Unterrichtskonzepten zu experimentieren und die (positiven) Erkenntnisse in den normalen Gruppenunterricht zu integrieren.
Den Unterricht, den ich in Sachen Selbstverteidigung bisweilen Mitgliedern einer örtlichen Zugriffs-/Sondereinheit der Polizei erteile, unterscheidet sich vom traditionellen Unterricht dagegen erheblich. Durch die sportlichen und dienstbedingten Voraussetzungen (Stresstauglichkeit, körperliche Fitness und Koordiniertheit) dieser Teilnehmer und deren klar umrissene nicht normalbürger-relevanten Einsatzfelder lässt sich ein speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Training für Eigenschutz und Zugriff bzw. hilfreiche Verwendung von Einsatzmitteln (Mehrzweckeinsatzstock/Tonfa) durchführen.
Ein jährlich wiederkehrendes Unterrichts-Highlight stellt das in Kooperation mit meinen geschätzten Kollegen Thommy Böhlig und Stefan Tebbe ausgerichtete Summer-Camp (www.kampfkunst-zentrum.de) statt, an dem wir für die Masse unserer Schüler ein gemeinsames dreitägiges Intensiv-Training anbieten. Da wir uns vom Unterrichts- und Trainingsstil sehr unterscheiden, obgleich wir den selben Mentoren folgen, lernen wir voneinander und unseren Schülern bietet dies eine interessante und erfahrungsreiche Abwechslung.
Neben der Möglichkeit, sich in einem Ernstfall erfolgreich zur Wehr setzen zu können, bietet mir das WingTsun eine interessante Plattform zur Kommunikation mit interessanten Menschen, die Basis, mich mit mir selbst auseinander zusetzen, die eigene Spiritualität und ein höheres Selbst-Bewusst-Sein zu entwickeln und letztlich die Möglichkeit, bis ins hohe Alter geistig, wie körperlich flexibel, fit und gesund zu bleiben. Technisch gesehen lege ich z.Z. viel Wert auf Körperstruktur und Verbesserung der körperlichentechnischen Koordination/Balance. Zwischenmenschlich versuche ich meinen Schülern ein Vorbild und ein „ guter Sifu“ zu sein (Danke an Sifu Edel!). Außerdem versuche ich an den täglichen (vielfach selbsterschaffenen) Problemen im Umgang mit schwierigen Situationen z.T. durch/mit Schülern, Kollegen, Lehrern etc. zu wachsen. Nachdem ich in den vergangenen Jahren einige meiner langjährigen Schüler zum Lehrergrad z.T. mit eigenständiger Gruppenbetreuung gebracht habe (mein Freund und Schüler Constantin Mock ist bereits ebenfalls 3.TG, Sifu und selbständiger Schulleiter des WT-Zentrum Trier) ist mein nächstes kurzfristiges Etappenziel, eine Gruppe für Teenager zu etablieren. Ich wünsche mir noch ganz viele erfahrungsreiche Jahre in konstruktiver Koexistenz mit Schülern, Lehrern und Kollegen und sehe mit großer Spannung entgegen, was mich noch alles Interessantes im WingTsun erwartet.