EWTO

Die WingTsun-Schule von nebenan: Mannheim-Neckarau

Timo Lehmann trainiert seit beinahe 20 Jahren WingTsun und leitet seit 15 Jahren die WT-Schule in Mannheim-Neckarau.

Schon seit 1987 bemühe ich mich, WT von meinem Lehrer Sifu Siegfried Altmayer zu lernen. Ich ste-he jedoch immer noch am Anfang des Tunnels; vom Licht an dessen Ende habe ich bisher nur gehört.
Im Jahr 1992 eröffnete ich meine erste Schule (www.mannheim-wt.de). Zunächst kam es mir vor, als würde ich etwas unterrichten, was ich selber nicht richtig begriffen hatte. Mit der Zeit erkannte ich allerdings, dass es im WT keine Perfektion geben kann. Die Faszination liegt nicht im absoluten Kön-nen, sondern zum einen in den komplexen Bewegungen und zum anderen in den enormen Leistungs-unterschieden, die gerade im Vergleich zu den Großmeistern bestehen. Ohne diesen zu nahe treten zu wollen, gehe ich davon aus, dass auch diese üben und sicherlich weiterhin ihre Techniken verfeinern, wenn auch auf einem völlig anderen Niveau als ich. In diesem Sinne ist WT ein Beispiel für lebens-langes Lernen. Gerade deswegen sind meiner Meinung nach die besten Geheimtechniken einfach re-gelmäßiges Training und intensives Üben.
In meiner Schule legen wir den Schwerpunkt deutlich auf den Aspekt der Selbstverteidigung. Zweck des Trainings ist die Verteidigungsfähigkeit in einer Notsituation. Positive Nebeneffekte dabei sind Fitness durch Bewegung und soziale Aktivität, zusammengefasst: einfach Spaß.
Allerdings soll das Erlernte auch anwendbar sein, wobei die Umsetzung sicherlich wie bei jedem Lernstoff auch im WT eine große Herausforderung ist. Schließlich helfen die besten und schönsten Techniken wenig, wenn man sie nicht einsetzen kann. Aus diesem Grund sind bei uns mindestens 30 Minuten pro Trainingseinheit für freies Sparring vorgesehen, wo jeder nach Belieben austesten und ausprobieren kann, was er gelernt hat. Meine Rolle sehe ich dabei eher als Wegweiser, der Hinweise und Anregungen gibt und weniger als jemand, der die Erleuchtung erlangt hat und diese zu predigen versucht. Am meisten lernen die Schüler durch ihre Trainingspartner, wenn diese aggressiv angreifen und nach den ersten Treffern durch den Verteidiger nicht aufhören, weiter zu schlagen. Da nun mal jeder anders angreift, bzw. unterschiedlich groß, stark, geschickt usw. ist, stellt beim Sparring häufiger Wechsel des Trainingspartners die beste Möglichkeit dar, um optimalen Erfolg zu erzielen. Deswegen ist es unabdingbar, mit möglichst vielen verschiedenen Menschen zu trainieren, weshalb wir uns im-mer über Trainingsbesuch freuen. Lernziel muss es sein, sicher Kontakt aufzunehmen, um anschlie-ßend den Gegner im „Infight“ zu kontrollieren und geschützt Kontertechniken einsetzen zu können.
Für sehr wichtig halte ich dabei auch das Training mit schweren Angriffen, die mit 100% Kraft und Einsatz erfolgen. Man muss lernen, auch damit zurechtzukommen und darf sich kein falsches Selbst-bewusstsein aufbauen, wenn man bei leichteren Angriffen souverän die Oberhand behält. Sogar An-fänger gewöhnen sich nach einer kurzen Startphase schnell an diese Art der Trainingsmethodik, da sie schon in der ersten Stunde mit freiem Sparring konfrontiert werden.
Obwohl wir uns gerne im Training raufen, sind wir dennoch alles andere als eine Bande von Rambos oder verrückten Psychopathen. Vom Arbeitslosen bis zum Hochschuldozenten sind alle gesellschaftli-chen Schichten vertreten. Da im Training jeder versucht, den anderen weiter zu bringen, herrscht im Unterricht eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre. Allerdings sind unsere Aktivitäten nicht nur auf das Training begrenzt; z.B. gehen wir Grillen am Baggersee, feiern unsere schon legendäre Weih-nachtsparty und fahren jedes Jahr gemeinsam in das Sommertrainingslager unseres Si-Fus.


Viele Grüße aus Mannheim,
Ciao


Timo Lehmann