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Auch im Rollstuhl nicht wehrlos

Aufgrund der positiven Resonanz bot Sifu Stefan Schmaltz zum zweiten Mal einen Selbstbehauptungskurs für Jugendliche mit unterschiedlichen Behinderungen im Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk Husum an. Die Husumer Zeitung „Palette“ berichtete wieder.

Mittlerweile läuft dort nun der zweite Kursus, in dem den etwa 15 Teilnehmern an sechs Abenden Selbstbehauptung durch Gestik und Mimik vermittelt wird. Der Kurs beinhaltet auch Übungen zur Lockerung der Gelenke, die für Rollstuhlfahrer besonders wichtig sind. Außerdem wird an der „Pratsche“ geübt – das ist ein als Handschuh geführtes Lederkissen, auf das die Jugendlichen mal ganz ohne Scheu losschlagen können.
Insbesondere für Rollstuhlfahrer ist die Erfahrung interessant und wichtig, dass man sich auf Grund der sitzenden Position nicht von vorn herein im Nachteil befinden muss. Hier, so Schmaltz, gelte in erster Linie, durch eine laute und bestimmende, jedoch nicht provozierende Ansprache und Gestik den aggressiven Mitmenschen auf Distanz zu halten.
Gelingt dieses nicht, so ist es das Ziel von WingTsun, die Energie des gegnerischen Angriffs in die richtige Richtung umzulenken, um sich dann durch einen gezielten Schlag auf eine empfindliche Körperstelle Respekt zu verschaffen.
Natürlich ist nicht daran gedacht, das Ganze in eine Prügelei ausarten zu lassen, jedoch werde der Situation mit der selbstbewussten und lauten Ansprache oft schon die erste Brisanz genommen. Sollte es dann tatsächlich noch notwendig sein, einen Angriff abzuwehren, so habe man mit dem erfolgreichen ersten Schlag zumindest Zeit gewonnen – Zeit,  in der Hilfe herbeieilen oder man selbst das Weite suchen kann.
Sehr zögerlich gingen die Kursteilnehmer zunächst mit der Aufforderung um, ihr Gegenüber laut und herrisch mit Aussagen wie „Finger weg!“ oder „Haben Sie Probleme oder was?!“ anzusprechen oder gar anzuschreien. Hier zeigte sich, dass auch diese Prozedur durchaus geübt sein will, was man natürlich jederzeit auch in den eigenen vier Wänden tun kann. Und auch die durchgespielte Abwehr verlangte ein selbstbewusstes Hinlangen, das erst durch vermehrtes Training sicherer wird.
Jedenfalls zeigt die Akzeptanz beim TSBW, dass Schmaltz auf dem richtigen Weg ist, sein Wissen und seine Erfahrung auch an diesen Personenkreis weiter zu geben.

 
Text + Fotos: Jürgen Müller-Belzer