Sicherheit

WT-ler sorgen für Sicherheit in Europas größter Multifunktionshalle - Teil 2

Welche Aufgaben hat das Interventionsteam in der Color-Line-Arena in Hamburg, welche Kenntnisse und Eigenschaften sollte jemand besitzen, um mitzuarbeiten?

Intervention: Lateinisch für Vermittlung, Eingriff
Interventionen können unterschiedlicher Beschaffenheit sein, z.B. kommunikativer, psychologischer, juristischer oder militärischer Art.

Die technischen Voraussetzungen sind:

· Drahtlose Kommunikation

- Hier wird untereinander mit einem Mehrfrequenz-Funkgerät gearbeitet. Dieses dann in Verbindung mit einem „Head-set" für den eigentlichen Gebrauch.

· Umfassendes Akkreditierungssystem

- Grundakkreditierung: Jeder Mitarbeiter besitzt seine eigene Akkreditierung, die bei einer Veranstaltung beim Einlass vorgezeigt wird.

- Flexible Akkreditierung: Darunter fallen z.B. Tagesausweise, Veranstaltungs-Ausweise, die speziell nur für diese eine gelten.

· Schließsystem, Schlüsselverantwortung

- Die Arena ist rundum an allen Türen mit einem modernen Sicherheitssystem ausgestattet. An jeder Tür befinden sich elektronische Sperrungen, die einen Einlass verhindern. Nur durch Handschlüssel, bzw. elektronische Schlüssel lassen sich diese öffnen.

· Dienstkleidung

- Jeder Mitarbeiter ist verpflichtet, seine ihm angeordnete Dienstkleidung zu tragen, damit er vom Besucher sofort als Sicherheitspersonal zu erkennen ist.

Die reinen Securityaufgaben sind:

· Lückenlose Absicherung des gesamten Objektes außen und innen

- Durchdachtes Konzept, wer wo zur richtigen Zeit auftauchen soll.

· Überwachung der gesamten Akkreditierung für alle Bereiche

- Ordnungspersonal überwacht die Einhaltung der Ausweispflicht vor, während und nach einer Veranstaltung.

· Schnittstellenabdeckung zwischen Polizei / Behörden / Rettungsdienste / Veranstalter / Catering

- Bei Vorgesprächen wird ein variabler Ablaufplan erstellt, der kurz vor der Veranstaltung evtl. dann festgelegt oder verändert wird.

· Einhaltung der Sicherheitsvorgaben (keine zugestellten Feuerlöscher, freie Fluchtwege und Notausgänge)

- Das Interventions-Team ist angehalten, sämtliche Sicherheitsvorgaben zu kontrollieren bzw. diesen nachzugehen.

· Aufzeigen und Intervention von Gefahrenpunkten

- Absperrung gefährdeter Bereiche in kürzester Zeit.

· Erkennen und ggf. Entfernen von Störklientel

- Im Vorwege an den Eingängen Personen mit Gewalt- oder Zerstörungspotential selektieren

· Absicherung des VIP-Bereiches

- Alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um einen reibungslosen Verlauf in den betroffenen Bereichen zu ermöglichen.

· VIP-Begleitung

- Geplante Begleit-Formationen einhalten, selbst wenn diese aktiv gestört werden.

· Hilfestellung bei Bombendrohung, Räumung und Evakuierung

- Suchgruppen mit entsprechenden Gerätschaften ausstatten. Die Räumung bzw. Evakuierung veranlassen und durchführen.

Die Größe des Interventionsteams ist - je nach Veranstaltung - variabel. Diese Entscheidung kann erst erfolgen, wenn die Veranstaltung und die Akteure bekannt sind. Folgende Kriterien sind entscheidend:

- Art der Veranstaltung

- Bestuhlung oder Stehplätze

Entscheidend ist jedoch nicht die „Größe" der Veranstaltung, sondern die Art. Eine große Veranstaltung mit einem Tenor erfordert nicht soviel Security-Präsenz (Interventionsteam und Ordnungskräfte) wie z.B. eine kleine Veranstaltung mit einer skandalträchtigen Band.Welche Qualifikationen benötigen die „Interventions-Team"-Mitarbeiter:

  • Ein Alter zwischen 25 und 45 Jahren
  • Mental und körperlich gut trainiert
  • Gepflegtes Erscheinungsbild
  • Gute Rhetorik
  • Durchsetzungsvermögen
  • Deeskalationsbewußt
  • Psychologische Fähigkeiten
  • Erste Hilfe-Ausbildung
  • Eigensicherheit/Selbstverteidigung

Schulung:

- Allgemeines Recht für Jedermann

- Kommunikation, Umgang mit gewaltbereitem Störklientel

- Isolation - Festlege - Abführtechniken

- Für den VIP-Bereich eine zusätzliche Ausbildung

Aufgabenbereiche für das Interventionsteam:

· Erkennen und Bereinigen von Störfaktoren, ohne Öffentlichkeit herzustellen

- Renitente Personen

- Angetrunkene Personen

- Randalierende Personen und Gruppen

- Taschendiebe

- Ggf. VIP-Schutzbegleitung

- Ggf. VIP-Schutzmassnahme nach Sicherheitseinstufung

Fernhalten von unerwünschten Personen

- Hooligans

- Gegengruppen für Veranstalter

- Hysterische Fans

- Randgruppen

Bei allen Mitarbeitern sollte gewährleistet sein, dass sie eine umfangreiche Objekteinweisung erhalten haben, damit eine 100-prozentige Ortskenntnis gewährleistet ist. Spezial-Lehrgänge des Interventionsteams:

Zur besonderen Vorbereitung werden in regelmäßigen Anständen Lehrgänge für die Mitglieder des Interventionsteams in der Arena abgehalten. Diese Lehrgänge beinhalten neben den theoretischen auch praktische Prozessabläufe im Umgang mit Störern. Alle diese Veranstaltungen werden vom Leiter des Interventionsteams geplant, abgehalten und durchgeführt. Das Training deckt so ziemlich alle sich anbahnenden Situationen ab. Es werden neben verschiedenen Rollenspielen, verhaltensbedingte Abläufe trainiert, in dem fremde Störer eingesetzt werden. Wenn dann der Einsatzbefehl bzw. Zugriffsbefehl kommt, werden einzelne Trupps von verschiedenen Startpunkten aus losgeschickt. Ihre Aufgabe ist es, den Störer zu lokalisieren und auf den Zugriffsbefehl von der Einsatzführung zu warten. Der besondere Effekt ist u.a. hierbei, möglichst umgehend an den Einsatzort zu gelangen, um sich so ein noch fundierteres Wissen über die Örtlichkeiten anzueignen.

Zum anderen werden praktische Personenschutzübungen durchgeführt. Diese runden den Lehrgang ab. Dabei wird aufgezeigt, welche Möglichkeiten es für den Personenschützer gibt, den Klienten gegen aggressive Personen zu schützen.

Hier ein nachgestellter Fall:

Problembeschreibung: Beim Konzert von RAMMSTEIN war während der Einlaßphase gegen 19.00 Uhr eine bereits stark alkoholisierte, männliche Person im Eingangsbereich aufgefallen. Fotos wurden mit der freundlichen Unterstützung des Interventionsteams „General Control" aufgenommen.

Einsatzführer: Florian Dau

Einsatzkräfte: Oliver Hohn, Richard Harms, Jens Bialdiga, Behhrooz Roostaei und Mirko Kannenwischer

Der Ablauf des Einsatzes: Ein junger Mann beschimpfte die Ordner, die mit dem Einlass-Check beschäftigt waren. Dieser Vorfall wurde umgehend an den Einsatzleiter des Interventionsteams gemeldet. Sofort wurde die Person durch Mitglieder des Interventionsteam observiert. Nach mehreren leichten Drängeleien begab sich der Mann in den Innenraum der Arena und belästigte dort mehrere Gäste.

Nachdem er von einem Ordner angesprochen worden war, stieß er diesen mit vollem Schwung von sich weg. Daraufhin suchten Florian Dau und Mirko Kannenwischer sowie zwei weitere Kräfte des Interventionsteams, die den gesamten Vorgang beobachtet hatten, die Person auf. Florian Dau sprach die Person an, und bat diese, ihn zu begleiten. Unter Einnahme einer 4-Mann-Formation wurde der Mann aus der Arena verbracht. Bereits hierbei wurden die Einsatzkräfte schon verbal angegriffen und provoziert. Unmittelbar nach dem Eintreffen vor dem Eingang nahmen Mirko Kannenwischer und Florian Dau eine L-Position ein, in dessen Mitte sich der Randalierer befand. Der Stand der beiden Einsatz-Kräfte war so, dass die Hände einen Schutzkeil vor dem Oberkörper bildeten und die Handflächen deutlich der Person zugewandt waren, um für Außenstehende zu verdeutlichen, dass hier keine Aggression von den Einsatzkräften ausgeht.

Dem Mann wurde nun eröffnet, dass die Veranstaltung aufgrund seines Verhaltens und des Alkoholgrades für ihn beendet sei. Sofort und ansatzlos schlug der Mann mit der geschlossenen Faust in Richtung Florian Dau. Der Schlag kam aufgrund der schützenden Armhaltung nicht ans Ziel und sofort wurde durch Mirko Kannenwischer und Florian Dau eine Reaktion gestartet. Durch Kettenfauststöße gegen den Oberkörper konnte der Angreifer auf Distanz gehalten werde. Dann konnte die Person zu Boden und dort mittels Haltegriffen ohne weitere Gegenangriffe unverletzt bis zum Eintreffen der Polizei gesichert werden.

Text: Mirko Kannenwischer