Editorial

Wozu ist ChiSao gut?

Immer öfter höre ich von neuartigen Stilschöpfungen, die unsere traditionellen „Techniken“ benutzen, aber stolz betonen, dass sie nicht nachgeben oder ganz auf das ChiSao verzichten. Auf was verzichten sie dabei?

Was leistet unser ChiSao-Training eigentlich?

• Es vermittelt (liegt in der Mitte) zwischen der (Ideal-)Form und dem eigentlichen Kampf.

• Es ermöglicht es, im Dunkeln zu kämpfen, was besonders wichtig ist, da viele Angriffe im Schutze der
   Dunkelheit geschehen.

• Es gibt uns im engen, unübersichtlichen Nahkampf und auch gegen mehrere eine wirkliche Chance,
   nicht hart getroffen zu werden. (Motto: „Solange du Klebekontakt mit den Armen des Gegners hast,
   wirst du keine Niederlage erleiden.“)

• Es führt zum Anheften am Gegner, zum Kleben. Das wiederum erfordert größere Nähe, als der normale
   Gegner gewohnt ist. Wir überschreiten seine Bequemzone, in der er sich noch sicher fühlt und stellen
   eine ständige Bedrohung für ihn dar.
 
• Es lehrt uns als ideales Propriozeptoren-Training, im letzten Augenblick unseren angegriffenen Körperteil
   als Ziel für den Gegner zu entfernen.

• Es verbindet die beiden Gehirnhemisphären.

• Die vielleicht wichtigste philosophische und psychologische Nebenwirkung von ChiSao ist, dass wir
   gezwungen sind, in der Gegenwart zu sein und uns mit dem, was gerade ist, auseinanderzusetzen
   und arrangierend zu verbinden.

• Der Hautkontakt im ChiSao mit einer anderen Person vermittelt ebenso sehr abhängig machende
   Glücksgefühle wie das durch die ChiSao-Harmonie verwirklichte Flow-Konzept: Wir sind beim ChiSao
   so vertieft in die Anpassung, dass wir uns selbst vergessen und glücklich sein können.

• Es überwindet die Separation vom anderen und verbindet uns mit ihm.

• Es ist unerlässlich für die Adaptation, die Anpassung und das Einswerden mit dem Anderen.

All diese einzigartigen Vorteile verschmäht der, der auf ChiSao verzichtet.

Euer SiFu/SiGung

Keith R. Kernspecht