Editorial

Verwechseln wir Studium nicht mit der eigentlichen Arbeit!

Alles, was Sie in meinen Editorials über die menschliche Psyche lesen, ist nur Information. Sie können es lesen und dabei nicken, aber ändern wird sich dadurch nichts, gar nichts.

Erst wenn Sie beginnen, diese Ideen umzusetzen, sich zu beobachten, die Vielzahl Ihrer Persönlichkeiten und Rollen erkennen, Ihre Identifikation, Ihre Vorgereiztheit, Ihre Beeinflussbarkeit durch äußere Umstände oder durch andere Personen, wenn Sie sich wiederfinden, nachdem Sie sich vergessen haben, erst dann haben Sie mit der Arbeit an sich begonnen.

Diese Arbeit kann Jahre dauern, und Sie können immer wieder zurückgeworfen werden, aber wenn Sie sich wirklich bemühen, werden Sie Erfolg haben. Ein guter Lehrer oder eine Gruppe Gleichgesinnter wäre ideal, aber wie leicht gerät man an den falschen.

Es gibt viele Fallen, in die man auf diesem langen Weg zu sich selbst stürzen kann. Einige von ihnen sollen hier genannt werden:

1. Man verwechselt Studium und Lesen mit der Arbeit. Die Dinge verändern sich aber nur, wenn Sie sich verändern. Dazu gehört harte tägliche Arbeit an sich selbst.

2. Man redet oder schreibt über die Arbeit, aber man tut sie nicht. Die innere Arbeit ist nicht besonders spannend, aber sie muss täglich unermüdlich geleistet werden.

3. Der Drang, andere zu lehren, was man selbst noch nicht kann.

4. Der Drang, andere zu erretten, bevor man sich selbst helfen kann. Deshalb konzidieren wir dem Beginner zunächst eine gesunde Portion Egoismus. Erst muss er sich helfen. Erst muss er sich beobachten und erkennen, bevor er andere erkennen und beurteilen kann.

5. Die Illusion, ein Auserwählter zu sein.

6. Mit strahlenden Jünger-Augen seinem Lehrer alles zu glauben und eigenes Denken aufzugeben.

7. Fanatisch zu glauben, dass nur ein Weg unter Ausschluss aller anderen zum Ziel führt.

8. Nur zu arbeiten, wenn der Lehrer oder andere anwesend sind, zu Hause oder im Büro sich aber zu vergessen.

9. Von einem Weg zum anderen und von einem Lehrer zum nächsten zu wandern, bei nichts lange genug verweilen, um etwas lernen zu können. Immer auf der Suche nach dem noch Besseren zu sein, um sich vor der eigentlichen Arbeit zu drücken.

Verwechseln wir also nicht theoretisches Studium mit der wirklichen Arbeit an uns selbst!