SensoryAwareness: Ein Diamant im Ozean
Der internationale Lehrgang rückt glücklicherweise näher und ich freue mich sehr, all die netten Menschen wiederzutreffen und das neue Buch von Großmeister Kernspecht in die Finger zu bekommen.
Über mein Erlebnis mit Charlotte Selver sagte SiFu zu mir: „Die Menschen haben ein Recht, von Charlotte zu erfahren.“ Und: „Schreib‘ ein Buch! Du bist es ihr schuldig.“
Ein Buch zu schreiben, schwebt mir schon seit vielen Jahren vor. Mittlerweile habe ich schon die verschiedensten Arten herausgefunden, wie ich es NICHT schreiben möchte. Und es hat sich eine Möglichkeit herauskristallisiert, wie es gehen könnte. Aufzeichnungen und Erinnerungen habe ich viele. Die Erlebnisse sind so komplex ineinander verwoben, dass ich einen einfachen Weg nutze, es verständlich erscheinen zu lassen. Ich spreche alles auf Band. Diese Aufzeichnungen sende ich an Freunde und Schüler, die sich dafür interessieren. Sie tippen es ein, stellen Fragen usw. So sammelt sich das Buch zusammen.
Der Titel steht fest: Ein Diamant im Ozean
Ich schreibe es für meine Tochter – ein kleiner Mensch, in dem unendliches Potenzial existiert.
Ich schreibe es auf meine Art und Weise, mit meinen Worten, aus dem Blickwinkel meiner Wahrnehmung. Charlottes Lehrerin Elsa Gindler war sehr darauf aus, dass jeder seine eigenen Worte benutzt und nicht nur nachplappert wie ein Papagei. Charlotte erfand aus ihrer deutschen Muttersprache heraus viele englische Wörter, die für ihre amerikanischen und englisch sprechenden Schüler unbekannt, aber verständlich waren.
Charlottes zweiter Ehemann Charles Brooks sagte: „In der Welt der Wahrnehmung gibt es nur eine Autorität: den Wahrnehmenden selbst.“
Charlotte hat übrigens mit 98 noch ein drittes Mal geheiratet. Aber das ist eine andere Geschichte …
Einen kleinen Eindruck, der auch die Verbindung zum WT offenbart, gebe ich hier – ein paar kleine Einblicke:
Einblick 1:
Wir waren im Esalen Institute, Big Sur, California. Charlotte war schon in dieser Gegend, bevor es dieses Institut gab. Zusammen mit ihrem Freund und Schüler Alan Watts. Und Charlotte war die erste Frau, die im Esalen-Institute experimentelle Workshops gab. Sie kannte alle dort. All diejenigen, die in dieser Szene bekannt wurden. Viele von ihnen waren Schüler von ihr und auch die „berühmte“ Esalen-Massage fußt auf Charlottes Unterrichtungen.
Also wir waren wieder da und Charlotte gab einen Kursus. In diesem Kursus war ein nicht allzu großer, kräftiger Mann um die fünfzig. Wie so oft hatten wir zum Experimentieren auch Stöcke dabei und bevor der Unterricht losging, sah ich den Mann, wie er mit einem dieser Stöcke herumwirbelte. Irgendetwas mit „Kampfkunst“ – diesen Eindruck hatte ich sofort.
Als wir in der Pause auf der riesigen Veranda mit Blick auf den Pazifik zu Mittag aßen, sagte Charlotte zu mir, dieser Mann sei so schrecklich zusammengeschnürt. Wie ein Päckchen.
Als wir später weiterarbeiteten, berichtete der Mann nach einem Experiment, er fühle sich so zusammengeschnürt und was er tun könne.
Charlotte lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, schaute ihn einen Moment an und antwortete ruhig und klar: „I would suggest: LOVE!“ (Ich würde vorschlagen: Liebe!)
Einblick 2:
In New York City waren wir auch regelmäßig und im Grunde meines Herzens bin ich New Yorker (grins) Auf jeden Fall waren wir in einem Kursus mit Charlotte: in einem Tanzstudio. 39ste Straße und Broadway? 72ste Straße und Broadway? Das muss ich einmal im Stadtplan nachschauen. Das ist alles so lang her und in der Zwischenzeit ist schon wieder so viel anderes passiert. Aber das Erlebnis ist bei mir geblieben.
Da war ein Mann im Kursus: groß, kräftig, um die 30. Wir arbeiteten am Gehen und Stehen. Jedes Mal, wenn er zum Stehen kam, stand er da wie versteinert. Ich hatte gleich den Eindruck von Kampfsportler o.Ä. Karate? Egal. Wir arbeiteten lange so weiter. Irgendwann stand Charlotte aus ihrem Stuhl auf. Der Mann stand relativ breitbeinig einige Meter entfernt und mit dem Rücken zu ihr. Sie setzte behutsam ihre Kopfhörer ab und ging sanft und geräuschlos zu ihm. Dann bohrte sie ihm ihren Zeigefinger unter sein linkes Schulterblatt. Ich werde nie vergessen, wie schlagartig dieser ganze Riesenklotz von Mann aufbröckelte. Seine ganze Härte fiel von ihm ab und sein staunendes Gesicht erzählte sein ganzes Leben. Charlotte kicherte, drehte sich herum und ging zurück zu ihrem Stuhl.
Ausblick:
Ich habe noch vier Geschichten, die in die gleiche Richtung gehen, aber der Artikel würde damit zu lang. Wir sehen uns ja in Hockenheim und dort gebe ich Samstagabend wieder einen praktischen Einblick in „Spüren“. Nach Hockenheim kommen die nächsten Geschichten und EWTO-Wochenendseminare „SensoryAwareness“ gibt es ja auch regelmäßig – übrigens in feiner Atmosphäre bei netten WT-Lehrern in allen Himmelsrichtungen.
Text und Fotos: Sascha Rimasch
Termin | Uhrzeit | Ort |
04./05. Mai 2013 | 11.00 bis 16.00 Uhr | EWTO-Schule Stockach |
08./09. Juni 2013 | 11.00 bis 16.00 Uhr | EWTO-Schule St. Blasien |
28./29. September 2013 | 11.00 bis 16.00 Uhr | EWTO-Schule Norderstedt |
9./10. November 2013 | 11.00 bis 16.00 Uhr | EWTO-Schule Overath |
Anmeldung bitte schriftlich an:
EWTO
Kennwort: SensoryAwareness
Postfach 110322
69072 Heidelberg
oder per Fax: +49 6221 7262650