WingTsun

Schulleiter stellen sich vor: Sifu Carsten Puzych

WT-Schulleiter als Promi-Schutzengel: Er hat Prominente wie Dennis Hopper, Till Schweiger, Robbie Williams oder Xavier Naidoo beschützt. Sifu Carsten Puzych ist seit vielen Jahren als Geschäftsführer im Sicherheitsbereich tätig. Sifu Oliver Pfannenstiel spricht mit ihm über seine Tätigkeit als Security-Chef, der von seinem Unternehmen als WT-Schulleiter angestellt ist.

Zur Person Sifu Carsten Puzych:

Alter 40
Graduierung 4. TG
Weitere WT-Qualifikationen Kids-WingTsun-Trainer, Gewaltpräventions-Trainer, Trainer 4
Mit WT begonnen 1998
Schulleiter seit 2002
WT-Lehrer und SiFu GM Prof. Dr. K.R. Kernspecht, DaiSifu Thomas Schrön
Ausbildung/Beruf Bankkaufmann, Sicherheitsfachwirt (FH)
Kinder: keine
Hobbys neben dem WT Fußball, Musik
Lieblingsfilm keiner
Lieblingsmusik House
Lieblingsbuch zurzeit Kampflogik 3
Lieblingsspeise Steak
Lieblingsurlaubsziel Formentera
Ein schöner Tag ist für mich, wenn …  ich weiß, dass es meiner Familie, meinen Freunden und meinen Schülern gut geht. …Ehrlich gesagt, sollte mein Fußballverein auch nicht verloren haben, ha, ha …

 

Zur WT-Schule:

Größe des Ausbilderteams 5
Ort Kaarst
Unterrichtsangebot WT, Kids, Jugend, Frauenselbstverteidigungskurse, ChiKung
Termine/Woche insgesamt 17
Anzahl Techniker 6

 

 

Interview:

WTW: Privat spielst Du Akkordeon und bist leidenschaftlicher Fußballfan. Was nimmst Du aus diesen beiden Hobbys mit ins WT und umgekehrt?

Sifu Carsten: Im Akkordeon-Unterricht erlebe ich mich wieder als Anfänger. Ich kann mich wieder sehr gut in unsere neuen Schüler hineinversetzen und mich damit noch bewusster auseinandersetzen. Auch im Musikunterricht ist es wichtig, in kleinen Teilschritten zu arbeiten, erst sehr langsam und mit vielen Wiederholungen zur Automatisierung.
Im Stadion finde ich die unterschiedlichen Menschen wieder, wie ich sie auch aus dem Unterricht heraus kenne. Während ich im Unterricht feststelle, wie sehr zurückhaltende Menschen plötzlich ihren Kampfgeist entdecken und den Umgang damit erlernen, erlebe ich im Stadion Menschen, die plötzlich Emotionen ausleben, die sie im Alltag nie ausleben würden. Da beziehe ich mich übrigens mit ein. Ich bin eigentlich ein sehr ruhiger und ausgeglichener Mensch. Im Stadion bin ich allerdings selbst manchmal über mich verwundert.

Vom Fußball bist Du über American Football zum WT gekommen. Konntest Du von der einen oder anderen Sportart für Dein WT etwas profitieren?

Ich habe Football bei den Düsseldorf Panthers, dem damaligen deutschen Rekordmeister, gespielt. Wir sind 1995 Deutscher Meister und als erste deutsche Mannschaft Europapokalsieger geworden. Das Training war vielseitig und sehr anspruchsvoll. Dazu durfte ich 1995 an einem Trainingscamp an der Florida State University unter der Leitung von u.a. Coach Dave van Halanger (dem damaligen NFL Strength Coach of the Year) teilnehmen. Eine tolle Erfahrung. Athletisch wie auch technisch waren wir auf einem sehr hohen Niveau. Ich habe als Inside-Linebacker in der Verteidigung gespielt und versucht, alles abzuräumen, was da so auf einen zukam. Nicht so leicht, wenn du Gegenspieler hast, die bis zu zwei Meter groß sind und teilweise 145 kg wiegen. Die aggressive Vorgehensweise kam mir dann natürlich auch im WT entgegen. Die Formen, wie auch die Übungen für mein Feingefühl, stellten jedoch in der Anfangszeit eine große Herausforderung für mich dar. Es war aber eine ideale Ergänzung, da ich ein komplett neues Körpergefühl entwickeln konnte. Ich bin davon überzeugt, dass mich ein gleichzeitiger WT-Unterricht damals auch zu einem noch besseren Footballspieler gemacht hätte.

Deine WT-Laufbahn ist direkt mit deiner beruflichen Karriere in einem großen Sicherheitsunternehmen verknüpft. Wie bist Du als Bankkaufmann dorthin gekommen?

Ich hatte bereits nebenberuflich im Sicherheitsgewerbe gearbeitet, als ich noch hauptberuflich in der Bank beschäftigt war. Als es in der Bank zu erheblichen internen Umstrukturierungen kam, habe ich das Angebot von M-SEC, als Niederlassungsleiter in Berlin tätig zu werden, gern angenommen. Diese Veränderung stellte eine große Herausforderung dar, die ich bis heute keine Minute bereut habe: die Abwechslung in den verschiedenen Tätigkeitsbereichen, die Veränderungen und Entwicklungen, die Arbeit mit den Mitarbeitern. Das macht mir sehr viel Spaß.

Du bist WT-Schulleiter, der als solcher vom Sicherheitsunternehmen angestellt ist. Wie hast du die WT-Schule in das Unternehmen integriert und welche Vor- und Nachteile bringt es?

Ich wollte damals ein Ausbildungszentrum für unsere Sicherheitsmitarbeiter aufbauen. Dafür bin ich wieder in meine Heimat Düsseldorf gezogen. In Kaarst fanden wir dann die idealen Räumlichkeiten. Was als Ausbildungsstätte für unsere Mitarbeiter begann, entwickelte sich immer mehr auch als öffentliche Schule für WT. Ein gravierender Vorteil war natürlich, dass ich bei der Umsetzung die Unterstützung unserer Gesellschafter Michael Roth sowie Michael Koke hatte. Die Kosten sind bei so einem Projekt nicht ganz unerheblich und da hat es ein Einzelner in der Anfangszeit wahrscheinlich schwerer. Das bisherige Ergebnis bestätigt uns darin, dass wir sehr vieles richtig gemacht haben.

Welches sind die wichtigsten Anforderungen, die du als Geschäftsführer an neue Securitymitarbeiter stellst? Und: Wie oft müssen deine Mitarbeiter zum WT?

Das ist sehr unterschiedlich und vom Tätigkeitsbereich und dem dazugehörigen  Anforderungsprofil abhängig. Das sieht bei einem Mitarbeiter im Personenschutz natürlich anders aus, als bei einem Mitarbeiter im Empfang oder einem Revierfahrer. Wir sind als Unternehmen sowohl nach ISO 9001:2008, als auch nach DIN 77200:2008 zertifiziert. Das verlangt von mir als Qualitätsmanagementbeauftragtem u.a. die Erstellung eines ausführlichen Ausbildungsplans für die Mitarbeiter, der die Planungen auf etwa ein Jahr im Voraus bestimmt.

Du warst auch als Personenschützer aktiv. Welche Prominenten hast du noch in besonderer Erinnerung?

Da fällt mir spontan Robbie Williams ein. Der Auftrag für Robbie Williams in Hamburg hatte damals gigantische Dimensionen. Der Aufwand für eine Autopräsentation, die Medienpräsenz, die Locations sowie die tolle Zusammenarbeit mit der englischen Voraufklärung waren für mich damals sehr beeindruckend.

Hattest du auch Klientel, das du über eine längere Zeit beschützt und näher kennengelernt hast? Wie ist es für dich, „Aufpasser“ für einen Star zu spielen?

Ich habe den leider schon verstorbenen Dennis Hopper vor einigen Jahren während der Berlinale begleitet. Als Profi darf es da keine Berührungsängste geben. Der Star hat für mich den gleichen Stellenwert wie jeder andere Kunde. Die Atmosphäre in der Öffentlichkeit lebt in dem Job immer von einer Grundaufmerksamkeit. Es gilt so viel wie möglich vorher zu planen, um letztlich so wenig wie möglich improvisieren zu müssen.

Welche Aspekte aus dem WT sind im Securitybereich für deine Mitarbeiter besonders hilfreich?

Die Sicherheitsmitarbeiter haben die Aufgabe, kritische Situationen schnellstmöglich zu erkennen, sich je nach Tätigkeitsbereich diesen zu entziehen oder deeskalierend darauf einzuwirken. Um in der verbalen Phase selbstbewusst auftreten zu können, sollten sie natürlich auch über Selbstverteidigungskenntnisse verfügen. Das lässt sie wesentlich ruhiger an eine Situation herangehen. Die Bewegungen sollten leicht erlernbar sein, da die Mitarbeiter meist nicht mit der hohen Intensität eines Schülers trainieren, der zwei bis drei Mal die Woche am Unterricht teilnehmen kann. BlitzDefence bietet sich hier hervorragend an. Interessant ist, dass im Rahmen der Zertifizierung von Sicherheitsunternehmen die Innenministerkonferenz im November 2010 eine Projektgruppe mit der Erarbeitung möglicher einheitlicher und nachprüfbarer Standards für eine verbindliche Zertifizierung betraute. Im Abschlussbericht der Projektgruppe im August 2011 wurden im Rahmen der „Allgemeinen Anforderungen“ sowohl für Führungskräfte als auch Einsatzkräfte Trainings in waffenloser Selbstverteidigung verlangt. Sollte dies eine verbindliche Vorgabe werden, so sehe ich uns sehr gut vorbereitet und aufgestellt.

In deiner WT-Schule sind überwiegend Schüler, die nicht aus dem Securitybereich kommen. Welche Übungen kommen bei ihnen am besten an?

Auch das kann ich nicht verallgemeinern. Meine erste Frage an einen Neuinteressenten geht immer dahin, wie er auf uns aufmerksam wurde und wie seine Zielsetzung aussieht. Das kann bei einem Schüler die Selbstverteidigung sein, bei einem anderen Schüler aber eher die Fitness. Das Schöne am WT ist u.a., dass man im Unterricht individuell auf die Schüler eingehen und Schwerpunkte setzen kann. Ein Schüler der hauptsächlich an WT interessiert ist, profitiert dennoch durch Synergieeffekte in Bezug auf Fitness und Gesundheit. Die wenigsten Schüler haben die Möglichkeit diese Bereiche separat zu trainieren, daher sollten sie in keinem Unterricht fehlen.

Neben dir unterrichten noch drei Ausbilderinnen und ein Ausbilder. Wie schafft man ein solches eher seltenes Quotenverhältnis im Ausbilderteam? Hast du einen hohen Frauenanteil im Unterricht?

Es freut mich sehr, dass meine AusbilderInnen so engagiert sind und mit so viel Leidenschaft unterrichten. Dafür bin ihnen sehr dankbar. Michaela ist für die Frauenselbstverteidigungskurse verantwortlich, Annette leitet zwei Kids-Gruppen sowie den ChiKung-Unterricht, Tiana leitet eine Kids-Gruppe und Frank unterstützt bzw. vertritt mich bei Bedarf beim Unterricht genauso wie Michaela und Annette. Momentan trainieren in unserer Schule etwa 19% Frauen, 32 % Männer und 49% Kinder bzw. Jugendliche.

Worauf legst du besonderen Wert im Unterricht?

Ich möchte jedem Schüler dabei helfen, sein persönliches Ziel zu erreichen. Dafür muss ich ihn entsprechend seinen Voraussetzungen individuell fördern. Wichtig ist ein „roter Faden“ für den Schüler, damit er immer weiß, warum er welche Übung zu welchem Zweck zielorientiert ausführen kann.

Mit welchen Eigenschaften siehst du dich selbst als WT-Lehrer?

Für mich ist eine lockere und freundschaftliche Trainingsatmosphäre wichtig. Da brauche ich mich zum Glück, mit meiner Persönlichkeit nicht zu verstellen. Ich denke, dass ich sehr authentisch wirke. Ich betreibe WT mit viel Leidenschaft und Begeisterung. Das versuche ich auf den Schüler zu übertragen. Ich versuche im Unterricht, ständig den Überblick zu behalten, um Fehler direkt korrigieren zu können.

Was bedeutet das Unterrichten für dich?

Ich habe mein Hobby, meine Leidenschaft zu einem Teil meines Berufs machen dürfen. Da fühle ich mich schon privilegiert und bin dafür sehr dankbar. Ich habe sehr viel Respekt für die Ausbilder, die noch neben ihrem Hauptjob so umfangreich WT unterrichten. Da fällt mir als Beispiel spontan Sifu Lutz Backhaus ein, der trotz seines Schichtdienstes unter Tage noch viel Unterricht gibt und immer für seine Schüler da ist. Chapeau!

Was willst du den Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben?

Einen Satz, der mich während meiner Football-Zeit, meiner beruflichen Laufbahn und natürlich auch während meiner WT-Zeit immer begleitet und motiviert hat:

Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.“

 

Das Interview führte Sifu Oliver C. Pfannenstiel
Fotos: WT-Schule Kaarst