Reine Kopfsache
Einfach nur den Kopf einzuziehen, bringt da wirklich nicht viel. Auch der aktive Rückzug, in manchen Fällen auch Flucht genannt, hilft nicht weiter! Im Gegenteil: Nach hinten zu fliehen, bringt deinen Kopf nicht in Sicherheit und schadet deiner Balance. Sich einfach wegbeamen. Das wär´s doch! Unglücklicherweise geht das heutzutage noch nicht. Wer nicht vom Regen in die Traufe kommen möchte, sollte wissen, was zu tun ist. Deshalb solltest du von Anfang an damit beginnen, deinen Kopf aus der Gefahrenzone zu bringen.
Einer geht doch! Von wegen: ein direkter Treffer am Kopf, ist der „worst case“. Schlimmer kann es wirklich nicht kommen. Mit dieser Situation solltest du dich vertraut machen. Hast du gelernt die Situation richtig einzuschätzen, wird dir das nicht so schnell passieren. Dein Kopf ist dein General. Ihn zu schützen, hat höchste Priorität.
Eine Hand zwischen Stock und Kopf
In einer Selbstverteidigungssituation kann es in einer Notlage nur noch dazu reichen, eine Hand anstelle des Kopfs zu opfern. Ein kraftvoller Hieb kann dadurch natürlich nicht vollends aufgehalten werden. Durch das Schützen des Kopfes bleibt dir aber eine Chance, dich in eine sichere Position zu bringen. Aus diesem Grunde ist es auch so wichtig, beide Hände sicher und unabhängig voneinander einsetzen zu können.
Kann man nicht einfach abtauchen? In gewisser Weise schon! Es kommt in der Selbstverteidigung nicht selten vor, dass man gezwungen ist, ohne Schrittarbeit auskommen zu müssen. Dies kann räumlich bedingt sein oder dadurch, dass der Gegner mich durch einen Überraschungsangriff dazu zwingt.
Das kleine Wunder
Was nicht da ist, kann auch schlecht getroffen werden. Bewegung mit Köpfchen ist angesagt. Tauche ab und bringe deinen Kopf aus der Angriffslinie. Diese Bewegung nennt sich U-Schwung und ist unter anderem Unterrichtsthema in der Escrima-Schule in Bretten. Sascha Böhringer (4.TG Escrima) und Falk Welker (3.TG Escrima) zeigen knackig und facettenreich das „kleine Wunder“ U-Schwung und seine Möglichkeiten. Gekonnt und gezielt eingesetzt, wird der Kopf aus der gegnerischen Schusslinie gebracht und gleichzeitig für den Gegenangriff oder dessen Vorbereitung genutzt.
Gezielte Schritte
Der Idealfall sieht anders aus. Das Entscheidende befindet sich ganz und gar nicht oberhalb deiner Schultern. Es sind deine Beine. Sie helfen dir, die Angriffslinie zu verlassen und so deinen Kopf in Sicherheit zu bringen. Dies geschieht optimalerweise in einem 45° Winkel. Dadurch hast du die Möglichkeit an die Flanke des Gegners zu kommen oder sogar in seinen Rücken. Der wichtigste Teil deines Körpers wird durch deine Schrittarbeit geschützt, indem du permanent in Bewegung bleibst. Konterangriffe mit deiner Waffe(n) brechen die gegnerischen Attacken und bringen dich in Sicherheit. Als letzte Infanterie steht dir deine immer aktive Livehand zur Seite. Bei Schrittarbeit gilt: Bleibe permanent in Bewegung, denn: In einem Kampf gibt es keinen Stillstand. Wer stehen bleibt, wird vom Gegner abgeschossen.
Angriff zum Ziel
Dein Kopf ist in Sicherheit. Was nun? Zurückschlagen natürlich! Gehe nicht Hals über Kopf in den Gegenangriff über. Suche dir zunächst ein konkretes Ziel. Halte Blickkontakt und versuche, die Situation einzuschätzen. Beobachte deinen Gegner und seine Bewegungen permanent! Denke daran, dass dein Kopf als General zu jedem Zeitpunkt klar denken muss. Greifst du selbst an, solltest du dir für deinen Angriff ein Ziel suchen. Dieses Ziel sollte ein konkreter Punkt sein, den du mit deinen Angriffen jagst.
Der Eigenschutz ist entscheidend. Vor jedem Angriff schütze dich zuerst durch deine Livehand. Jetzt ist es an der Zeit, deinen Kopf hinter die Waffe zu bringen. Und im Schutze der Waffe – die dein Schwert und dein Schild ist – gehst du gegen den Gegner vor. Treffen und nicht getroffen werden, lautet die Devise. Von der Pike auf lernst du im Newman-Escrima, deinen Kopf in Sicherheit zu bringen und geschützt anzugreifen. „Where the head goes the body follows.“
Täter suchen Opfer, keine Gegner. Newman-Escrima macht dich zum Gegner.
Text: Jens Nördershäuser
Fotos: Fotolia/hm